"Die Internetplattformen, über die Verschwörungstheorien und Ideologien primär verbreitet werden, gehören globalen Konzernen, die dem Profitinteresse ihrer Eigentümer verpflichtet sind. Sie haben zu einer Art digitaler fast food-Medienkultur beigetragen, die von schnellen, kurzlebigen, oberflächlichen und werbungsdurchsetzten Meinungs- und Informationsfetzen lebt. Es fehlt uns im Internet an Zeit für tiefgehende politische Debatten, wodurch die Echokammern, die Polarisierung und die Kolonialisierung der Öffentlichkeit durch Kommerz und Ideologie weiter vorangetrieben werden.
Die Herausforderung besteht also in der Stärkung der Demokratie und der demokratischen Öffentlichkeit bei gleichzeitigem Ausbau und Weiterentwicklung des Wohlfahrtsstaates als Teil einer post-neoliberalen Wende. Öffentlich-rechtliche Medien haben in der Pandemie einerseits als Informations- und Bildungsquellen großen Zuspruch erfahren. Andererseits werden ihre Existenz und die Zulässigkeit von Rundfunkgebühren aber immer wieder von ihren Gegnern, insbesondere im politisch rechten Lager, in Frage gestellt. Um von seinen eigenen Skandalen abzulenken ("Partygate"), kündigte etwa der britische Premier Boris Johnson unlängst an, die Rundfunkgebühr abzuschaffen, was unweigerlich zur Zerschlagung der BBC führen würde.
Um die Öffentlichkeit zu stärken und die Demokratie zu retten, brauchen wir nicht weniger, sondern mehr öffentlich-rechtliche Medien."
12 Uhr: Klima, Medien & Kultur
Ingrid Brodnig, "profil"
Silvia Lahner, Ö1 Kultur
Reinhard Steurer, Institut für Wald-, Umwelt- und Ressourcenpolitik
Ambra Schuster, ZIB TikTok
13 Uhr: Gesellschaft, Politik & Wissenschaft
Peter Filzmaier, Donau-Universität Krems
Maria Katharina Moser, Diakonie
Elke Ziegler, Robert-Hochner-Preisträgerin 2021, Ö1 Wissenschaft
Emanuel Liedl, "Am Schauplatz" & "Eco"
Moderation: Klaus Unterberger
Dienstag, 18. Jänner 2022
ORF RadioKulturhaus, Studio 3
Argentinierstraße 30a, 1040 Wien
Die DialogForen werden auf zukunft.ORF.at live gestreamt und zeitversetzt auf ORF III Kultur und Information ausgestrahlt.
Moderation: Mari Lang
Donnerstag, 4. November 2021, 11.00 Uhr
Die Veranstaltung findet online statt.
Sie können den LIVESTREAM via der.ORF.at und zukunft.ORF.at mitverfolgen.
Eine neue ORF-interne Expertinnen-Datenbank soll helfen, den Frauenanteil in den Medienproduktionen des ORF zu erhöhen. Ziel ist es, ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis in der Berichterstattung herzustellen.
Denn Tatsache ist: Frauen sind immer noch unterrepräsentiert, wenn es um die Vermittlung von qualifizierter Fachmeinung geht. Daher soll eine 50:50-Repräsentation von Expertinnen und Experten in allen Formaten des ORF angestrebt werden.
Die Datenbank dient allen ORF Redaktionen als Recherche-Plattform für deren Arbeit und verbessert die Wahrnehmbarkeit von Expertinnen. Redakteurinnen und Redakteure des ORF können Expertinnen in die Datenbank eintragen sowie in den bestehenden Datensätzen nach Fachfrauen suchen.
Die Expertinnen-Datenbank ist eine Initiative der ORF Gleichstellung, die von ORF Public Value realisiert wurde. Es handelt sich um ein Service-Angebot für ORF Redakteur*innen unter strikter Beachtung der geltenden ORF Regulative zu Unabhängigkeit, Unvereinbarkeit und Glaubwürdigkeit der Berichterstattung.
The Manifesto can be signed here:
http://bit.ly/signpsmmanifesto
"Die euphorischen Erwartungen an das Internet sind zerstört. Tatsache ist: Die dominierenden kommerziellen digitalen Plattformen gefährden die Demokratie. Trotz der faszinierenden Möglichkeiten, die das Internet der Gesellschaft und den einzelnen Mediennutzer:innen bietet, haben einige wenige global agierende Datenkonzerne eine beispiellose wirtschaftliche, politische und kulturelle Macht erlangt. So wie das Internet derzeit strukturiert und genützt wird, trennt und spaltet es, anstatt vertrauenswürdige, öffentliche Räume für die Kommunikation über Unterschiede, Vielfalt und Meinungsverschiedenheiten zu schaffen" (Auszug aus: "The Public Service Media and Public Service Internet Manifesto").
Eine internationale Gruppe von Medienexpert:innen hat daher ein Medien- und Internetmanifest erstellt. Das heute veröffentlichte "Public Service Media and Public Service Internet Manifest" fordert die Sicherung der Existenz, der Unabhängigkeit und Finanzierung von öffentlich-rechtlichen Medien sowie die Schaffung eines Public Service Internet.
Prof. Christian Fuchs, Direktor des Instituts für Kommunikations- und Medienforschung an der University of Westminster in London und Mitinitiator des Manifests:
"Die Demokratie braucht öffentlich-rechtliche Medien und ein Public Service Internet. Die digitalen Giganten wie Facebook, YouTube/Google, Netflix und Amazon dominieren das Internet. Die Folgen sind Monopole, Datenüberwachung, algorithmische Politik, digitaler Populismus, das Internet als riesiges Einkaufszentrum, Filterblasen, Fake News, eine postfaktische Kultur und ein Mangel an vielfältiger Debatte. Unser Manifest fordert die Schaffung eines Public Service Internets, damit öffentlich-rechtliche Medien in die Lage versetzt und mit angemessenen Mitteln ausgestattet werden, um Online-Plattformen bereitzustellen, die einen gemeinwohlorientieren digitalen Auftrag haben, Informationen, Nachrichten, Debatten, Demokratie, Bildung, Unterhaltung, Partizipation und Kreativität mit Hilfe des Internets zu fördern."
Das Manifest wurde von einer Gruppe internationaler Medienexpert:innen in einem mehrmonatigen Online-Diskussions- und Kooperationsprozess auf der österreichischen Plattform ecomitee.com erstellt. Die Manifest-Initiative ist Teil des Forschungsnetzwerks "InnoPSM: Innovation in Public Service Media Policies", das vom UK Arts and Humanities Council finanziert wurde und von Dr. Alessandro D'Arma von der University of Westminster und Dr. Minna Horowitz von der University of Helsinki geleitet wird.
Dr. Klaus Unterberger, Leiter der Public Value - Abteilung des ORF und Mitinitiator des Manifests:
"Öffentliche Kommunikation ist mehr als ein Geschäftsmodell. Sie ist eine öffentliche Aufgabe. Die globale Pandemie, der sich beschleunigende Klimawandel und die zunehmende soziale Ungleichheit haben die Dringlichkeit von verlässlichen und vertrauenswürdigen Informationen jenseits von Fake News und Polarisierung gezeigt. Wir brauchen ein neues Internet, das eine öffentliche Sphäre für Menschen bietet, die nicht nur Medienkonsument:innen, sondern in erster Linie Bürger:innen sind. Die bestehende Infrastruktur der öffentlich-rechtlichen Medien muss dabei eine wichtige Rolle spielen, um eine Alternative zur drohenden Dominanz der Datenkonzerne in der öffentlichen Kommunikation zu schaffen. Ein neues, demokratisches Internet ist möglich. Deshalb rufen wir zum Handeln auf."
In den folgenden Monaten wird das Manifest weltweit verbreitet und Unterstützer:innen werden gebeten, es zu unterzeichnen. Angekündigt sind Aktivitäten und Veranstaltungen, die sich an die Medienpolitik, an die öffentlich-rechtlichen Medien, an die Zivilgesellschaft und an die Öffentlichkeit richten, um eine breite Koalition für die Schaffung eines Public Service Internets zu bilden.
Das Public Service Media und Public Service Internet Manifest im Wortlaut (in Englisch):
http://bit.ly/psmmanifesto
Public Service Internet Manifesto (Deutsch): Download
Das Manifest kann hier unterzeichnet werden:
http://bit.ly/signPSManifesto
Rückfragen:
Prof Christian Fuchs,
University of Westminster,
Communication and Media Research Institute
c.fuchs@westminster.ac.uk
Klaus Unterberger, klaus.unterberger@orf.at
Die Rede von Noel Curran in voller Länge finden Sie hier.
15-24-Jährige stärkste Sehergruppe
Insgesamt konnten die Sender doppelt so viele Zuschauer*innen mit der ESC-Finalsendung erreichen, als sonst zur Primetime üblich. Bei der schwer erreichbaren jüngeren Zielgruppe (15-24-Jährige) konnte der Anteil sogar vervierfacht werden. Diese Zielgruppe lieferte den stärksten Zuschaueranteil zum ESC 2021.
Mit einem Marktanteil von 52,8 % stieg dieser im Vergleich zum ESC 2019 um sieben Prozentpunkte. Typischerweise liefern die Sender der Sendergruppe ihre stärksten Einschaltquoten bei den älteren Zuschauern, so dass die Zielgruppe der Senioren (60+) den geringsten Anstieg gegenüber dem Senderdurchschnitt verzeichnete, nämlich weniger als das Doppelte.
ESC auf YouTube und Social Media
In diesem Jahr gab es 50 Millionen Unique Viewer auf YouTube. Die Zahl umfasst alle ESC-Inhalte inklusive der Livestreams zu den drei Live-Shows, die über den offiziellen YouTube Channel des ESC genutzt wurden. 71 Prozent der Nutzer*innen des ESC YouTube Channels waren unter 35 Jahre alt.
Die Social-Media-Kanäle des ESC verzeichneten 14 Millionen Interaktionen. 50 Prozent davon fanden auf Instagram statt, gefolgt von TikTok mit 31 Prozent. Das Posting mit dem Måneskin, die Sieger aus Italien, verkündet wurde, sahen rund 18 Millionen Menschen auf den verschiedenen Plattformen. Die Mehrheit von 56 Prozent sah das Posting auf Facebook.
Quelle/Grafiken: EBU Media Intelligence Service 2021
Fünf Monate hat der ORF den digitalen Medienwandel in DialogForen thematisiert, österreichische Jugendliche befragt, mit Medienexpertinnen und -experten ihre Erwartungen diskutiert, zahlreiche ORF-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter interviewt und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Studien beauftragt.
Am 18. Mai erscheint dazu der neue Public Value-Bericht - und ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz diskutiert die zentralen Ergebnisse des Prozesses.
Mit dabei:
- Melisa Erkurt, "Die Chefredaktion"
- Karola Wille, Intendantin des MDR
- Martina Zandonella, SORA
- Reinhard Christl, Ökonom
Moderation: Klaus Unterberger, ORF Public Value
Am 18. Mai um 13.00 Uhr im Studio 3 des ORF RadioKulturhauses.
Das DialogForum ist im Livestream auf zukunft.ORF.at und auf radiokulturhaus.ORF.at
sowie zeitversetzt auf ORF III zu sehen.