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Dober dan, hrvati! (Deutsche Fassung)

Gerald Schlag, Historiker


Die Kroaten, die die zweitgrößte Sprachgruppe des Burgenlandes bilden, kamen in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts in das ungarisch- österreichische Grenzland. Hier hatten die spätmittelalterlichen Grenzkriege und die nachfolgenden Hungersnöte und Seuchen sowie die beiden osmanischen Vorstöße gegen Wien 1529 und 1532 große Gebiete fast menschenleer gemacht. Da eine Neubesiedlung der öden Dörfer durch Menschen aus den westlich gelegenen Alpengebieten und aus Süddeutschland – wie dies jahrhundertelang üblich war – in Zeiten der türkischen Bedrohung nur spärlich möglich war, entschlossen sich die westungarischen und niederösterreichischen Grundherren, Menschen aus Kroatien anzuwerben.
Dort waren viele bereit nach Norden auszuwandern, war doch ihre Heimat noch viel näher am bedrohlichen muslimischen Machtbereich. Sie kamen vom Küstengebiet der Adria im Westen über Mittelkroatien bis hin zu Slawonien im Osten. Ihre dort gesprochenen Dialekte und gepflogenen Sitten brachten sie mit in die neue Heimat. Inselartig in das deutsch- und ungarisch-sprachige Grenzgebiet eingefügt, pflegten sie – vielfach in einzelnen Dörfern oder Kleinregionen isoliert – weiterhin ihre besonderen Eigenheiten.
Als wichtigste Klammer, doch noch eine gemeinsame Identität zu entwickeln oder zu behalten, wirkte die katholische Kirche. Schon seit dem 16. Jahrhundert war diese eine fast unerschütterliche Bastion im Alltagsleben der burgenländischen Kroat/innen. Ihre Gebets- und Gesangsbücher, die ab dem ausgehenden 18. Jahrhundert fast in jedem Haushalt vorhanden waren, bildeten jenes Instrument, dass über den Dorfdialekten eine gemeinsame Sprache entwickelte, auch wenn diese in erster Linie im religiös-kirchlichen Gebrauch ihre Wirkung zeigte.
Die großen wirtschaftlichen und sozialen Umwälzungen des ausgehenden 19. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts änderten auch das Leben der burgenländischen Kroat/innen grundlegend, was sich auch in den Sprachgewohnheiten und damit in ihrem Identitätsverständnis krisenhaft niederschlug. Bis in die 60iger Jahre des 20 Jahrhunderts waren die Pflege und der Gebrauch der burgenländisch-kroatischen Dialekte sehr stark auf die katholische Kirche und die dörfliche Gemeinschaft fokussiert.
Während in den überwiegend bäuerlichen Gemeinden die althergebrachte Lebensweise und damit auch die Dorfsprache weitgehend erhalten blieb, änderte sich dies vor allem in den kroatischen Gemeinden im nördlichen Burgenland, wo immer mehr Menschen als Wanderarbeiter in Wien bzw. in den niederösterreichischen Industrieorten Arbeit suchten und fanden. Für sie war die möglichst gute Beherrschung der deutschen Sprache von eminenter Bedeutung. Immer mehr fand hier die deutsche Sprache Einfluss in die Dorfsprache, wobei es zu einer eigenartigen „Mischsprache“ kam.
Nach jahrelangen Debatten begann das ORF-Studio Burgenland 1979 mit der Ausstrahlung einer regelmäßigen Radiosendung für die burgenländischen Kroaten unter dem Titel „Naši ljudi“. Damit wurde ein wichtiger Schritt für die Weiterentwicklung des Selbstverständnisses der kroatischen Volksgruppe gesetzt.
Vordringliches Ziel war es, eine burgenländisch-kroatische Standardsprache, die man seit dem späten 19. Jahrhundert allmählich in der Literatur entwickelt hatte, einem weiteren Kreis zu erschließen. Den Hörer/innen sollten nicht nur Unterhaltung und Informationen geboten werden, sondern ihnen gleichzeitig ungebräuchliche, halb vergessene und vernachlässigte Worte und Redewendungen der Muttersprache in Erinnerung gerufen werden, die vielfach in der in den Dörfern gebräuchlichen Umgangssprache unnötig durch deutsche Worte ersetzt worden waren. Ein Fernziel war es, die einzelnen Dorfdialekte einander anzugleichen und damit das Gefühl einer stärkeren Identität der gesamten Volksgruppe zu erzeugen.
Ein weiterer großer Schritt wurde im April 1989 mit dem Beginn des Wochenmagazins „Dobar dan Hrvati“ („Guten Tag, Kroaten“) im Fernsehprogramm des ORF-Burgenland gesetzt. Darüber hinaus verstärkte der Umstand, dass man nun Nachrichten aus Gemeinden, die hunderte Kilometer entfernt waren und die die meisten Kroat/innen jeweils nur dem Namen nach kannten, auch im Bild direkt ins eigene Wohnzimmer „bekam“, immens das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Volksgruppe.
Das Programm des ORF-Landesstudios Burgenland in burgenländisch-kroatischer Sprache, sowohl im Radio, im Internet als auch im Fernsehen ist ein fixer Bestandteil im Alltagsleben der kroatischen Bevölkerung des Burgenlandes geworden. Die mediale Plattform, die der ORF bietet, trägt neben dem kroatischen Schulwesen und der katholischen Kirche wesentlich zur Stärkung der Identität der Volksgruppe bei.

Der Autor:

Gerald Schlag lebt als Historiker im Burgenland.





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