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Eine für alle

#Dodo Roscic, leitende Redakteurin in der ORF-Formatentwicklung


Der Weltfrauentag ist für uns in der Entwicklungsabteilung Jahr für Jahr ein willkommener Anlass, uns über das alltägliche Geschäft des Abbildens der Gesellschaft auch in Bezug auf Frauen-Fragen – das Verhindern des gefürchteten „cherchez la femme“ bei Besetzungen unserer Sendungen hinaus beispielsweise – auf eine Metaebene zu transponieren: Wo steht der feministische Diskurs gerade, welcher Ausformung des ewigen Themas wollen und können wir uns mit der uns zur Verfügung stehenden Wucht widmen?

Monate bevor #metoo auch in unseren Timelines auftauchte, lange vor der beeindruckenden Rede von Oprah Winfrey bei den Golden Globes und auch lange vor der allumfassenden #timesup- Bewegung, aber interessanterweise im nämlichen Geiste, kristallisierte sich aus all unseren Überlegungen ein Gedanke heraus, den viele Jahre zuvor Madeleine Albright mit den viel zitierten Worten „There is a special place in hell for women who don’t help other women“ zuspitzte: Weibliche Solidarität. Das Thema scheint in der Luft gelegen zu sein.

Unsere Kampagne zum Weltfrauentag 2017 kreiste um eine zentrale Message: Alle sagen, dass etwas nicht geht. Und dann kommt kam eine, die das nicht wusste – und macht es einfach! Denn ihre Mutter, Lehrerin, Großmutter, beste Freundin hat ihr beigebracht, dass alles geht, dass sie alles schaffen kann. Entlang dieses Gedankens, dass sich hinter jeder Frau, die sich weigert, in der ihr gesellschaftlich oder familiär zugewiesenen Rolle zu verkümmern, wahrscheinlich immer eine andere Frau benennen lässt, die sie darin unterstützt hat, arbeitete ich mit Matthias Schweger an der Umsetzung dieser Idee. Wir wollten Frauen zeigen, die es gewagt haben, das Stereotyp zu zerschlagen. Die einen haben den Hof übernommen, weil sie sich mit der Plattitüde, Wein zu keltern sei nichts für Frauen, nicht länger aufhalten wollten. Die andere stellt ihren auffällig tätowierten, dem Jung-Mädchen-Schema des Size-Zero-Fetisch’ nicht entsprechenden Körper stolz zur Schau, trainiert ihre Muskeln unter lauter Männern und bloggt über Mode. Auf den Gedanken, das sei unpassend oder stünde ihr nicht zu, kommt sie erst gar nicht, weil Frauen sie immer bestärkt haben. Und eine Dritte stürmt die Männerdomäne des Programmierens von Robotern und findet nichts dabei.

Wehrt euch, es steht euch zu Der Aufruf, der hier deutlich gehört werden will: Die weibliche Solidarität, wie auch hierzulande anlässlich von #metoo deutlich wurde, ist ein atrophierter Muskel, seit Jahrhunderten kaum angewendet. Der Misstrauensantrag beginnt schon bei den Betroffenen selber, die Abwertung ist längst internalisiert. Wir wollten, dass jedes Mädchen und jede Frau, die diese Spots sieht, spürt: Helft einander, wehrt euch, es steht euch zu. Mit großer Freude und besonderem Engagement darf ich mich nun schon seit zwei Jahren im Auftrag der Fernsehdirektorin Kathrin Zechner der Kreation der Kampagne für den Weltfrauentag widmen. Auf einer ganz persönlichen Ebene war das mir Anvertrauen dieses Projektes durch sie mein erster größerer und konkreter Anker nach meiner Rückkehr aus der Babypause, einer Sturmbö in Sachen Karriere, wie viele zurückgekehrte Mütter wissen.


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