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Das ist (k)eine Übung

Ein Beitrag von Sabine Zink

Transkription
Funkspruch: „Demonstranten sind auf dem Weg Richtung Checkpoint. Wir versuchen sie an den Grenzen aufzuhalten. Fahrtdurchbruch gelungen. Over!“

Laut diesem Funkspruch sind also radikale Demonstranten auf dem Weg zur größten Sendeanlage Österreichs auf dem Wiener Kahlenberg.

Sie konnten bereits einige Absperrungen durchbrechen - Polizei und Bundesheer sind gefordert. Was wie ein Ernstfall aussieht - ist in Wahrheit eine sicherheitspolizeiliche Übung. Polizei und Bundesheer proben einmal im Jahr Szenarien, bei denen besonders wichtige, infrastrukturelle Einrichtungen bedroht werden.

Major Thomas Güttersberger (stv. Kommandant Garde): „Ohne Sender kein Rundfunk. Satelliten funktionieren, aber der Sender ist und bleibt die sicherste Möglichkeit, um die Medienlandschaft und die -berichterstattung sicherzustellen – ob es jetzt da in Wien ist, in Kärnten oder am Patscherkofel – das sind kritische Infrastrukturpunkte, die wir im Einsatzfall auch zu sichern haben.“

Von der Fiktion zurück in die Realität: Fast 100 Meter über dem fingierten Krisenschauplatz am Wiener Kahlenberg herrscht Business as usual: Zwei Sendetechniker der ORS sind auf dem Weg nach oben. Und das ist keine Übung, sondern gehört für sie zum Arbeits-Alltag: Ein Mal im Jahr erfolgt bei allen Sendeanlagen Österreichs ein sogenannter Mastdurchstieg – bei dem unter anderem Antennen, Richtfunkspiegel und Kabelanschlüsse kontrolliert werden.

Techniker1: „Wie schaut es bei dir aus unten?“
Techniker2: „Passt alles!
Techniker1: Passt alles? Anschlüsse sind dicht?“

Der Stahlrohrmast am Kahlenberg ist 165 Meter hoch und kann rund zwei Millionen Menschen in Wien, Teilen Niederösterreichs und des Burgenlands mit Radio und Fernsehen versorgen. Eineinhalb Tage brauchen die Techniker für die komplette Kontrolle der größten Sendeanlage Österreichs.

Wilhelm Stamminger (Sendetechniker, ORS): „Die Aussicht ist phänomenal. Ja also eine gewohnte Arbeit, sage ich jetzt mal.

ORF: „Vergisst man da, dass man im Dienst ist?“

Stamminiger: „Manchmal kann das schon vorkommen, aber es ist natürlich zeitlich alles eng bemessen, das heißt man muss auch wieder schauen, dass man runter kommt.“

Denn die österreichweit 90 Sendetechniker der ORS haben alle Hände voll zu tun - sorgen sie doch dafür, dass Fernsehen und Radio, 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr, qualitativ einwandfrei empfangbar ist. Vom ORF bis zu den privaten Fernseh-und Radioanbietern.

Michael Weber (Leiter Sales und Marketing ORS): „Wir haben einige dutzend Fernsehsender auf unseren Satellitenpositionen und einige dutzend Radiosender, die wir beispielsweise hier am Kahlenberg zu den Österreicherinnen und Österreichern bringen.“

Vom Kahlenberg hinunter zum Küniglberg: Im ORF Zentrum befindet sich die Sendezentrale der ORS. Von hier aus werden alle Programme, die man in Österreich sehen kann, weggesendet. Davor aber werden die Signale kontrolliert und optimiert, damit sie in bester Qualität entweder ins Kabelnetz eingespeist oder via Antenne zu den Zuschauern gesendet oder via Satellit vom All ins Wohnzimmer gebracht werden können.

Das passiert von dieser Satellitenfarm am Küniglberg aus: Hier befinden sich unter anderem die sogenannten Uplinks, die die ORS betreibt: Sie schicken die Programme zum Astra Satelliten, von dort aus gelangen sie in die rund 1,5 Millionen Haushalte mit Satellitenempfang.

Zurück in die Sendezentrale: Neben den Satelliten-Uplinks werden hier auch die 400 Sendeanlagen in ganz Österreich überwacht.

Michael Weber (Leiter Sales, Marketing ORS): „Wenn einmal Systeme ausfallen sollten, dann zeigen das die Computer sofort an, wo das ist. Und wir haben in allen Bundesländern österreichweit, unsere Sendetechniker Vorort und die fahren dann im Winter sogar mit dem Ski-doo am Patscherkofel oder mit ihren Autos zum Sender direkt hin und können das innerhalb ganz kurzer Zeit schnell wieder beheben.“

Franz Steininger (Leiter Sendebetrieb OÖ, ORS): "Ich besteige jetzt den Mast"

Im Ernstfall müssen Reparatur-oder Kontrollarbeiten also sofort durchgeführt werden: Franz Steininger ist der Leiter des Sendebetriebs Oberösterreich. Der Sendemast Lichtenberg bei Linz ist mit 155 Metern der höchste des Bundeslandes - er kann 800.000 Menschen mit Fernsehen und 1,2 Millionen Menschen mit Radioprogrammen versorgen.

Franz Steininger: „Dieser Sender ist sehr betriebssicher, alle Systeme die es hier gibt, sind doppelt ausgeführt, das heißt der Teilnehmer zu Hause, würde wenn ein System ausfällt nichts bemerken. Auch wenn es trotzdem passieren kann, bei schweren Gewittern zum Beispiel, aber solche Ausfälle bewegen sich im Promillebereich, die es hier gibt.“

Die Sendetechniker sind aber nicht nur auf Masten unterwegs. Franz Steininger bereitet sich auf eine Messfahrt vor. Abgesehen von einer Antenne befinden sich im Auto computergesteuerte Messgeräte, die während der Fahrt die Empfangsqualität im jeweiligen Gebiet aufzeichnen.

Franz Steininger (Leiter Sendebetrieb OÖ): „Das ist notwendig, um eben feststellen zu können, wie gut ein Gebiet versorgt ist. Wenn neue Siedlungen entstehen, muss man dann auch messen, ob da auch Radio- und Fernsehempfang möglich ist.“

Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass Radio und Fernsehen in bester Qualität empfangbar sind – und zwar überall in Österreich.

Bericht: Sabine Zink
Kamera: Michael Svec
Schnitt: Eric Monaco




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Das ist (k)eine Übung
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