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© ORF/Milenko Badzic

Vom Hero-Teil der Knackwurst

Public Value Bericht 2015/16: Hanno Settele – ORF TV-Information


Wenn Food-Designer Sasa Asanovic in seinem Fotostudio in Wien eine Knackwurst in Szene setzt, wird man Zeuge eines rundum professionellen Vorgangs: Die Wurst wird geschminkt, gezupft, präpariert und aufgepeppt. Einzig: Das Würstl bekommt später keinen Laufsteg, sondern muss sich in einer aufgesägten Bratpfanne der Hasselblad-bewehrten Fotografin von seiner besten Seite zeigen. Und die ist eben der Hero-Teil der Knackwurst, konkret die Mitte der rustikalen Gaumenfreude. Keine Enden bitte, auch wenn gleich zwei zur Verfügung stünden. Diese Szene aus der DOKeins-Doku »UnHeil Essen« hat sich, glaubt man den zahlreich eingegangenen Reaktionen des Publikums, bei vielen eingeprägt: Damit sie Lust aufs Reinbeißen macht, wird sie mittlerweile geschminkt, die Wurst. Gut so. Genau das ist das Ziel, das wir uns gesetzt haben. Wissensvermittlung kann auch amüsant sein.
90-minütige Dokus für junges Publikum? Jenes Publikum also, das nach Aussagen aller Medienforscher eine immer kürzer werdende Aufmerksamkeitsspanne hat und sich nicht mehr zu einer fixen Uhrzeit vors analoge Fernsehkastl zwingen lässt? Es gibt leichtere Aufgaben. Aber es macht Freude und ist spannend noch dazu.

DOKeins will mit seinen Sendungen auf Augenhöhe mit dem Publikum agieren. Der Zugang lautet eben nicht, dass man unterrichtet, belehrt und von oben herab aufgeklärt wird. Vielmehr suchen wir in der Themenauswahl Lebensumstände und Lebensgefühle, die beim Zielpublikum Resonanz auslösen, eben weil sie mit der eigenen Lebensrealität korrespondieren. Eisbären, ferne Galaxien oder die Flora südostasiatischer Dschungelwälder sind unsere Themen nicht. Solche durchaus lohnenden Objekte journalistischer Neugier überlassen wir anderen. Angst, Neid, Verbotsgesellschaft, Mensch-Maschine – dort ist DOKeins daheim. Das sind geeignete DOKeins Themen.
In »Settele und die zehn Verbote«, das von fast einer halben Million Menschen gesehen wurde, kamen zum Beispiel jene Leute zu Wort, die sich unter einer Lawine von Geboten und Verboten begraben fühlen. Gefühlt oder echt? Wir machen erst gar nicht den Versuch, hier den Richter zu spielen. Wir holen echte Leute vor echten Hintergründen vor die Kamera Wir holen echte Leute vor echten Hintergründen vor die Kamera und lassen sie echte Meinungen und Wahrnehmungen äußern. Eine mögliche Erklärung, warum und wieso die Verfasser der Verbote diese erlassen haben, wird natürlich mitgeliefert. Doch eine finale Beurteilung, mit dem moralisierend erhobenen Zeigefinger drohend? Das ersparen wir unserem Publikum. Vielmehr noch: Das überlassen wir unserem Publikum.

Der Autor
Hanno Settele führt durch die „DOKeins“-Reihe im ORF, davor war er u. a. im Rahmen des Interviewformats „Wahlfahrt“ zu sehen. Settele erhielt 2010 den Leopold-Kunschak-Pressepreis.


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