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© ORF/Milenko Badzic
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261er schauen

Public Value Bericht 2015/16: Julia Gessl – ORF TELETEXT


Für das Jahr 2016 ist eine Öffnung für die heimische Literatenszene geplant – in Kooperation mit Ö1 arbeiten wir daran, bei der Aktion »Schirm-Gedichte« den Leserinnen und Lesern jede Woche ein anderes Gedicht vorzustellen, die Publikums-Wahl des Lieblings-Gedichts ist dabei Teil des Konzepts. Und im Rahmen des Eurovision Song Contest 2015, des größten Show-Events, der letztes Jahr in Österreich stattfand, boten wir im ORF TELETEXT erstmals Teletwitter an, bei dem auf Twitter gepostete Kommentare im ORF TELETEXT eingespielt wurden und von den Zuschauerinnen und Zuschauern auf Wunsch während der TV-Show am unteren Bildrand – ähnlich zu Untertiteln – auf Seite 780 eingeblendet werden konnten.

 
Eine der großen Stärken des Mediums liegt für mich darin, dass – abgesehen von topaktuellen Berichten über das Wichtigste, das auf der Welt so passiert und unzähligen praktischen Infos, die übersichtlich und ohne Zusatzgerät abrufbar sind – für alle ORF-Magazine und Informationssendungen Zusatz- und Hintergrundinfos im ORF TELETEXT geboten werden, die die Zuschauer/innen einfach nachlesen können.
Der ORF TELETEXT feierte am 21. Jänner 2015 seinen 35. Geburtstag. Der Start war zunächst bescheiden: Als am 21. Jänner 1980 das Teletext-Angebot des ORF erstmals on air ging, wurden 64 Seiten angeboten, 500 Haushalte in Österreich konnten diese technische Neuerung empfangen, teletexttaugliche Fernseher kosteten so viel wie ein Kleinwagen. Ganz zu Beginn wurde ein Teil der Nachrichten vom VÖZ bespielt. Das Angebot wurde in den darauffolgenden Jahren rasch erweitert, die eigenen Redaktionen ausgebaut, Kooperationen mit externen Partnern, wie z. B. der BBC, dem ARBÖ oder den Flughäfen geschlossen. Die Untertitelung, die über den Teletext ausgestrahlt wurde und wird, ließ ab Ende 1980 zu, dass hörbehinderte Menschen am Leitmedium Fernsehen stärker partizipieren konnten.


Rasch wuchsen Zugriffszahlen und die technische Reichweite: 1982 ergab die erste repräsentative Umfrage, dass bis Jahresende bereits 100.000 Teletext-taugliche Fernsehgeräte verkauft wurden, wohl auch, weil die Industrie wesentlich günstiger Geräte auf den Markt gebracht hatte. Damit hatte sich der Teletext schneller durchgesetzt als seinerzeit das Farb-TV. 1990. Zehn Jahre nach der Einführung des Mediums betrug die technische Reichweite 20 Prozent der österreichischen Haushalte, heute liegt sie bei 99 Prozent.

 
So hat das stillste ORF-Medium, das heute für viele so selbstverständlich ist wie Strom oder Wasser, sich von Anfang an »geöffnet«. Mit dem Beginn der Vermarktung ab 1995 wurde auch Werbekunden wie Reiseveranstaltern oder Sportwetten-Anbietern ermöglicht, ihre Angebote direkt und unkompliziert im ORF TELETEXT zu veröffentlichen. Eine frühe Art von Social Media wurde im Kinder-Magazin »Texti« schon Anfang der 1990er Jahre angeboten, indem Geburtstagswünsche, Brieffreundschaften und eine Tauschbörse im ORF TELETEXT zu finden waren, ab Ende 1995 konnten Besucherinnen und Besucher von Messen über eine Teletext-Seite ihre Lieben zu Hause grüßen – also zu einer Zeit, in der das Internet in Österreich noch keine große Bedeutung im Privathaushalt hatte; ORF.at startete z. B. im Juli 1997.
Seit 2002 steht das ORF TELETEXT-Angebot im gewohnten Design 1:1 unter teletext.ORF.at auch im Internet zur Verfügung und ist bei unseren Leserinnen und Lesern sehr geschätzt: Im Jahr 2015 konnten durchschnittlich 1,61 Millionen Visits im Monat bzw. 53.000 Visits pro Tag erzielt werden – die Kurve ist stetig ansteigend.
Seit November 2013 ist der ORF TELETEXT auch Teil des HbbTV-Angebots des ORF. Die Vorteile der HbbTV-Anwendung liegen bei einer erleichterten Bedienbarkeit des Teletext-Angebots: Bei Seiten mit Unterseiten kann die gewünschte Unterseite ohne Wartezeit angewählt werden. Ebenso steht während der Nutzung des ORF TELETEXT via HbbTV ständig eine Navigationsleiste mit direkt anwählbaren Themenkategorien bzw. Magazin-Übersichtsseiten zur Verfügung. Und eine eigene ORF TELETEXT App, die die Nutzung des Mediums unterwegs bzw. am Handy oder Tablet noch einfacher zulässt, steht in den Startlöchern.
Teletext – eine Welt für sich?
Wie schaut es mit dem »Aufmachen« und der Bürgernähe beim Teletext aus? Öffnen wir uns ausreichend? Ich meine: »ja«. Wir beschäftigen uns mit allen Vorschlägen von Leserinnen und Lesern und beantworten jede konstruktive Nachricht und Anfrage, die wir von außen bekommen. Zum Beispiel erhielten wir vor Weihnachten einige Wünsche nach besserer Darstellung in unserem Wintersportpaket, die wir kurz darauf umgesetzt haben. Auch die öfters formulierten Wünsche nach mehr Regionalwetterwerten oder nach einem Segelwetterangebot konnten wir erfüllen, die Nachfrage nach allen Rezepten von Gerichten, die in unseren Kochshows und Magazinen präsentiert werden, konnten wir befriedigen.

 
Auch die Öffnung für ein Angebot, das man im Teletext nicht vermuten wurde, haben wir in letzten drei Jahren mit großem Erfolg umgesetzt: Bei den International Teletext Art Festivals zeigten wir in Kooperation mit der ARD, dem Schweizer Fernsehen, ARTE und FixC, einer finnischen Künstlerkooperation, jeweils für vier Wochen im Sommer Kunstwerke von internationalen Künstlerinnen und Künstlern, die eigens für den Teletext produziert wurden. Diese Kunst konnte jedoch nicht nur zu Hause, ganz gemütlich im Wohnzimmer, sondern auch an öffentlichen Orten, wie z. B. im Rahmen des Ars Electronica Festivals in Linz bewundert werden.


Für mich ist der ORF TELETEXT eine liebe Gewohnheit, die ich nicht missen möchte. Schnell auf der 100er einen Überblick über die wichtigsten Nachrichten aus aller Welt gewinnen, auf der 261er schauen, wer beim Slalom in Schladming führt, wenn ich ein paar Minuten zu spät eingeschaltet habe, auf der 314er oder 324er schauen, was ich mir heute am Abend im ORF anschauen mag, auf der 617er träumen, wo ich jetzt am liebsten wäre, weil es sogar in der Nacht 28° hat, oder bei Wahlen nachschauen, wie »mein Bezirk« gewählt hat – man hat halt so seine Lieblingsseiten.

 
Und damit bin ich nicht alleine: Mit einer Tagesreichweite von 740.000 bzw. einer Wochenreichweite von 1,7 Millionen Leserinnen und Lesern im Jahr 2015, im Durchschnitt täglichen 15,3 Millionen Seitenaufrufen und einem Marktanteil von 68 Prozent ist der ORF TELETEXT nach wie vor ein wichtiger Teil des heimischen Medienangebots. Und das, obwohl die Retro-Technik, deren Spezifikation seit 1976 unverändert ist, neben der großen Konkurrenz durch das Internet in den Darstellungsmöglichkeiten stark eingeschränkt ist. Aber eben schnell, sehr schnell, ist der gute alte Teletext: Zwischen einem »Enter« eines Redakteurs und dem Erscheinen der Nachricht am Fernsehbildschirm vergeht nicht einmal eine Sekunde.

 
Die Autorin
Julia Gessl ist Leiterin des ORF TELETEXT.




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