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Das Jahr der Bienen

Public Value Bericht 2015/16: Dr.in Hildegard Aichberger – »MUTTER ERDE«


Themenschwerpunkte – die der ORF zu wichtigen Themen insbesondere im Bereich seines öffentlich-rechtlichen Kernauftrags gestaltet – leben von der Vielfalt der Perspektiven und Gestaltungsformen. Glatte vordefinierte Choreografie ist hier weder gewünscht noch wird sie dem Potenzial gerecht, das solche Schwerpunkte haben können: Um bei den Menschen Interesse zu wecken, braucht es vor allem Authentizität und Vielfalt der dargestellten Inhalte. Ein weiterer Aspekt des sich Öffnens ist abnehmende Distanz. Galten Medien früher noch als unerreichbar und fern, so ist der/die Medienkonsument/in heute gewohnt, Beiträge zu teilen, Feedback zu geben und Inhalte mitzugestalten. Gerade bei Themenschwerpunkten sollte Dialog nicht nur möglich sein, sondern auch zu einer inhaltlichen Weiterentwicklung führen. Es gilt also ein Stück weit, ergebnisoffen zu sein und aufzumachen im Sinn von sich inspirieren lassen. Zu viel aufmachen, so könnte argumentiert werden, berge die Gefahr der Verzerrung oder gar der Einflussnahme. Umso wichtiger ist daher, stets ein Ohr an der Gesellschaft zu haben und Input von Außenstehenden aus verschiedenen Gesellschaftsbereichen einzuholen. »MUTTER ERDE« wurde genau aus diesem Grund ins Leben gerufen: als Sensor für das, was sich in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit tut, als Inspirationsquelle und letztlich als Quelle direkten Feedbacks.

2015 war das Jahr der Bienen. Zumindest gemessen an der Präsenz verschiedener Umweltthemen im ORF. Der ORF widmete dem Thema im Rahmen einer »MUTTER ERDE«-Schwerpunktwoche vom 20. bis 26. Juni 2015 einen trimedialen Themenschwerpunkt. Allein mit den TV-Sendungen, die das Thema Bienen aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchteten, wurden 57 Prozent der heimischen TV-Bevölkerung ab zwölf Jahren erreicht. Zahlreiche Beiträge in Hörfunk, Online, Social Media und Print trugen dazu bei, dass die Bienen hoch auf der medialen Agenda angesiedelt waren.

Im öffentlich-rechtlichen Kernauftrag ist nicht nur verankert »über Themen … des Natur- und Umweltschutzes … zu informieren«, sondern auch das »Verständnis über die Prinzipien der Nachhaltigkeit zu fördern« (ORF-G §4 Pkt. 14). Nimmt man diesen Passus ernst, geht es also nicht nur darum, ab und zu über Nachhaltigkeitsthemen zu berichten, sondern vor allem auch bei der Konsumentin/ dem Konsumenten mehr Verständnis für ein Thema zu erzeugen, um – im Optimalfall – auch konkrete Handlungen setzen zu können. Gerade bei komplexen und kontroversiellen Themen wie Bienen braucht es dazu vielfältige Zugänge, etwa die Erläuterung des Werts eines Schutzguts (also hier die Bienen) bis hin zur Darstellung der konkreten Gefährdungen, der Diskussion der Gefährdungsursachen sowie von Lösungsmöglichkeiten. Diese Breite ist wohl kaum innerhalb eines Formats und schon gar nicht innerhalb einer Sendung zu erzielen. Programmschwerpunkte sind hingegen in der Lage, das alles zu leisten. Programmschwerpunkte sind damit eine große Chance für Themen, die einen längeren Atem, mehr Tiefgang und verschiedene Betrachtungswinkel brauchen. Die jährliche »MUTTER ERDE«-Schwerpunktwoche ist quasi ein Lottojackpot für Umweltthemen: Nirgends ist die Chance, viel Aufmerksamkeit für ein Thema zu bekommen, so hoch wie eben in dieser Woche.

Um diesen wertvollen Platz optimal zu nutzen, hat sich der ORF – wie schon zuvor bei sozialen Themen – Partner aus der Zivilgesellschaft gesucht. Österreichs führende Umweltorganisationen unterstützen den jährlichen Schwerpunkt mit Expertise, inhaltlich und durch eigene Aktivitäten. So passierte 2015 vieles rund um die Bienen, etwa eine wissenschaftliche Bienenkonferenz (Greenpeace), die weltweit erste Bienenvolkszählung (GLOBAL 2000) und eine Reihe von konkreten Bienenschutzprojekten, allen voran eines des Naturschutzbunds »Natur verbindet«, mit dem innerhalb weniger Monate mehr als 2,5 Millionen Quadratmeter neue Blühflächen und somit Nahrung für die Bienen geschaffen wurden.

Das Ziel des Jahres und des Programmschwerpunkts – mehr Bewusstsein für die Bedürfnisse der gelb-schwarzen Brummer zu schaffen – wurde ebenso erreicht, wie konkrete Projekte mit Hilfe der Einnahmen aus dem Schwerpunkt umgesetzt werden konnten. Im Sinne der Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrags war der Schwerpunkt somit ein Erfolg. Darüber hinaus sollte ein gut gemachter Schwerpunkt auch innerhalb des ORF einen positiven Fußabdruck haben, indem etwa das Nachhaltigkeitsknow-how insgesamt steigt, im Sinn von besserer Kooperationsfähigkeit innerhalb des Unternehmens und nicht zuletzt im Sinn von mehr Lust am Aufmachen.

Die Autorin
Hildegard Aichberger ist Geschäftsführerin des Vereins MUTTER ERDE, Vorstandsmitglied der Interessensvereinigung Österreichischer Gemeinnütziger Vereine (IÖGV) und Mitglied des Aufsichtsrats des NPO-Institutes der Wirtschaftsuniversität Wien.




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