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© ORF/Petro Domenigg
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ARTE – eine offene Beziehung

Public Value Bericht 2015/16: Mag. Valentin Badura – freier Journalist und Filmemacher


Im Jahre 1990 gingen Deutschland und Frankreich eine in Europa einzigartige Ehe ein. Einem sprach- und länderübergreifenden Kultur- und Informationskanal wurde am 2. Oktober vertraglich das Ja-Wort gegeben. Mit der deutschen Wiedervereinigung zeichnete sich bereits am Folgetag die erste kleine Öffnung der Partnerschaft ab. Es dauerte nicht lange, bis das deutsch-französische Senderpärchen im europäischen Ausland »umtriebig« wurde. Beginnend mit dem belgischen Sender RTBF im Jahr 1993 kam es zu inzwischen sechs fruchtbaren Kooperationen mit öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten.

Ab 1998 wurden auch mit dem ORF die ersten gemeinsamen »Babys« produziert. 2001 wurde der ORF assoziiertes Mitglied von ARTE. Mit Unterstützung der Europäischen Union hat der Sender 2015 einen weiteren Schritt in Richtung gesamteuropäischer Vielehe gesetzt. Neben Deutsch und Französisch wird das Programm nun nach und nach auch auf Englisch, Spanisch und Polnisch angeboten werden. Damit wird ARTE in naher Zukunft rund 70 Prozent der Europäer/innen in ihrer Muttersprache erreichen. Die zunehmend gesamteuropäische Ausrichtung des Senders ermöglicht auch den österreichischen Koproduktionen ein immer größer werdendes Publikum.

Die Zusammenarbeit zwischen ORF und ARTE steht keineswegs nur für klassische Hochkultur. Auch der oberösterreichische Landkrimi »Der Tote am Teich« unter der Regie von Nikolaus Leytner sowie der Kärntner Landkrimi »Wenn du wüsstest, wie schön es hier ist« von Andreas Prochaska sind Teil des Programms. Die gleichermaßen spannungs- wie humorgeladenen Krimis berücksichtigen Besonderheiten österreichischer Regionen hinsichtlich Sprache und Mentalität, die auf diese Weise einem breiten europäischen Publikum bekannt gemacht werden. Mehr als 2,5 Millionen Zuseher/innen in ganz Europa bekamen dadurch etwa einen Einblick in die Untiefen der Kärntner Seele.

Das Leben in den Höhen jenseits der Baumgrenze hat die »Universum«-Redaktion mit den Dokumentationen »Dolomiten« und »Engadin« eingefangen. Die Weiten des Lebensraums der namibischen Wüstenlöwen wurden in der Produktion »Vanishing Kings« auf den Schirm der Europäer/innen gebracht.

Auch bei den gemeinsamen Musikproduktionen zeigte sich eine grenzüberschreitende Vielfalt in mehrfacher Hinsicht. Den Auftakt bildete das von dem Schweizer Philippe Jordan dirigierte Traditionskonzert »Frühling in Wien« aus dem Wiener Musikverein. In Richtung Pferdeballett geöffnet hat sich die Felsenreitschule Salzburg. Der französische »Pferde-Choreograf« Bartabas setzte Mozarts Kantate »Davide penitente« szenisch um. »The Songbook« ist der Titel eines weiteren einzigartigen Projekts. Unter Leitung von Michael Haneke haben junge Regisseurinnen und Regisseure der Wiener Filmakademie klassischen Liedgesang in modernen Videoclips verfilmt. Den Abschluss des musikalischen Reigens bildete das Weihnachtskonzert »Christmas in Vienna« mit Angelika Kirchschlager und Piotr Beczala aus dem Wiener Konzerthaus.

Anlässlich der Pariser Klimakonferenz 2015 setzte ARTE einen TV- und Online-Schwerpunkt zu den Themen Umwelt und Klimawandel. In diesem Zusammenhang hat sich der Sender auch zu seinem Publikum hin direkt geöffnet und europaweit dazu aufgerufen, private Videos einzusenden, aus denen der Film »Operation Klima – Die interaktive Umweltdoku« gestaltet wurde. Auch vom ORF wurde der Aufruf online verbreitet. Es gab insgesamt 800 Einreichungen aus 49 europäischen Ländern, darunter auch Videos aus Österreich. Der fertige Film wurde auf den Webseiten des ORF verlinkt und konnte von November 2015 bis Jänner 2016 kostenlos abgerufen werden. Das Projekt hat deutlich gemacht, wie gefährdet unsere Lebensgrundlagen sind und einmal mehr vor Augen geführt, dass globale Probleme nicht nur auf nationaler oder europäischer Ebene gelöst werden können.

Die Vielfalt der ORF-ARTE Kooperation beweist, dass eine organisatorische und inhaltliche Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinaus nicht bedeuten muss, lokale und kulturelle Eigenheiten aufgeben zu müssen. Vielmehr machen gerade diese die Stärke des gemeinsamen Programms aus.

Der Autor
Valentin Badura arbeitet als freier Journalist und Filmemacher in Wien und brachte seine Kompetenz u. a. in die ARTE- und ORF-3sat-Redaktion ein.







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Public Value Bericht 2015/16: Mag. Valentin Badura – freier Journalist und Filmemacher