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Das Notwendige ist möglich

Klaus Unterberger, ORF Public Value


Ob es uns gefällt oder nicht: Die letzten Jahre haben die Medienwelt nachhaltig verändert. „Lügenpresse“ und „Postfaktisches“ im Mediendiskurs, „Fake News“ und Hasspostings im Netz. Globale Internetgiganten, die ungeheure Datenmengen sammeln und mittels ̶ von der Öffentlichkeit unüberprüfbarer ̶ Algorithmen die Mediennutzung und individuelle Meinungsbildung zu steuern imstande sind. Gleichzeitig lösen gesellschaftliche Disruptionen einen markanten Vertrauensverlust der Menschen in Politik und Medien aus: Populismus und Filterbubbles wirken wie binäre Kampfstoffe, die Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden. Die Frage ist also nicht, ob sich unsere Welt verändert, sondern lediglich, wie wir darauf reagieren. Wie beantworten wir unerwünschte Folgen von Politik, Wirtschaft und Technologie? Welchen Beitrag leisten öffentlich-rechtliche Medien, um die Erosion der politischen Kultur zu verhindern und die demokratische Öffentlichkeit zu stärken? Für den ORF gilt: Besondere Zeiten erfordern besondere Initiative und Medien, die sich nicht nur als Geschäftsmodell, sondern als gemeinwohlorientierte öffentliche Aufgabe verstehen. Dabei geht es weniger um den Status, sondern um zukunftsorientierte Perspektiven, um eine attraktive Vision, wie der ORF seinen öffentlich-rechtlichen Auftrag in der digitalen Medienwelt erfüllen kann.
Warum also nicht: Der ORF als kreative Plattform österreichischer Medienproduktion, als frei zugängliches elektronisches Gedächtnis der Nation ̶ ohne gesetzliche „Sieben Tage Abruffrist“ im Netz, als Teil eines kooperativen, europäischen Mediennetzwerkes. Warum nicht: Ein Innovationsmanagement, das auch budgetär wirksam wird und digitale Kompetenz für junge Medienmacher/innen aufbaut. Intensive Kooperationen mit der Kreativwirtschaft und der Zivilgesellschaft zur Belebung des öffentlichen Raumes. Crossmedial verschränkte Jugendformate, die nicht nur unterhalten, sondern Politik, Wirtschaft, Alltag und Kultur aus junger, kritischer Perspektive behandeln. Programme, die zur Komplexitätsreduktion beitragen und Bildung, etwa über die Grundlagen des Zusammenlebens in demokratischen Gesellschaften vermitteln. Warum nicht: Bürgerdialoge auf Augenhöhe mit den Menschen (ggf. auch ohne Politiker/innen), investigativer Daten- und Dokumentarjournalismus zur Vermittlung von Orientierungswissen, Sendereihen über die Chancen und Risiken der neuen, digitalen Medien, über die die faszinierende Welt der Problemlösungen, über die Visionär/innen und Möglichmacher/innen in Österreich und Europa. Warum nicht einen „Public Open Space“ mit Universitäten, Bildungseinrichtungen, Museen, Kulturorganisationen und NGOs, um zukunftsfähige Ideen für Österreich zu finden? Wenn wir die besten Sänger, die besten Tänzerinnen suchen, warum nicht auch das originellste, kreativste, spannendste Projekt für ein neues Österreich, ein soziales Europa, für eine Gesellschaft, die gelingen kann?
Je unsicherer sich unsere Welt anfühlt , je fragmentierter, je kommerzialisierter der Medienkonsum wird, desto wichtiger ist es für öffentlich-rechtliche Medien, Alternativen dazu sichtbar zu machen und attraktive Möglichkeitsräume für die Gestaltbarkeit und das Gemeinwohl der Gesellschaft zu schaffen. Google und Co. sind nicht die neuen, uneingeschränkten Herrscher der Welt. Menschen sind nicht nur Konsument/innen, sondern in erster Linie Bürger/innen. Die gute Nachricht: Diese Perspektive beschreibt nicht den Niedergang, sondern ̶ im Gegenteil ̶ eine enorme Chance für öffentlich-rechtliche Medien.
Der Anspruch ist nicht der Feind des Machbaren. Demokratische Gesellschaften brauchen mehr und nicht weniger gut ausgebildete Journalist/innen, mehr und nicht weniger Qualitätsmedien, mehr und nicht weniger öffentlichen Diskurs. Gerade weil disruptive Entwicklungen die Welt erschüttern: Das gesellschaftlich Nützliche ist möglich.


Der Autor:
Klaus Unterberger leitet die Stabsstelle Public Value der ORF-Generaldirektion.




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