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Expedition Außenpolitik

Cornelia Vospernik, Radioinformation


Wie wir Camerons Wiederwahl erlebt haben, mit dem Brexit aufgewacht sind und ohne klaren Sieger Trump oder gar Siegesrede ein „Morgenjournal“ gemacht haben

1. Neues Verständnis außenpolitischer Berichterstattung

Als Korrespondentin habe ich es oft genug gehört: Wozu braucht der ORF eigentlich seine eigenen Leute irgendwo, wo doch die Welt so vernetzt ist und man News überall erhält? Damals habe ich immer erklärt, dass nur der eigene Mitarbeite bzw. die eigene Mitarbeiterin im Ausland die Nachrichten des Auslandes in den Kontext des inländischen Publikums stellen kann, heute gehe ich noch einen Schritt weiter.
Ich habe die Korrespondentin in mir mitgenommen in eine andere Aufgabe. Heute präsentiere ich Sendungen, die meisten davon im Radio. Als Sendungsgestalterin weiß ich , dass es in Zeiten der News-Überfülle nicht mehr genügen kann, einfach nur eine Sendung zu machen, man muss vielmehr eine Sendung machen, über die man spricht. Genau das ist das Reizvolle am Radio. Hier geht es um nichts anderes als Kommunikation in ihrer pursten Form. Es geht um Sprache und Sprechen. Es geht darum, Menschen zum Sprechen zu bringen und Inhalte zur Sprache, es geht darum, ins Gespräch zu kommen und im Gespräch zu bleiben. All das ist spannend, vor allem für mich, die ich so viele Jahre Fernsehen gemacht habe. Nuancen, die im Fernsehen in Bildern untergehen, werden hier mächtig. Jede Pause klingt. Jedes Zögern ist greifbar. Jedes Gespräch ist ein neues Feld, das mich vor die Frage stellt, wen ich wie anspreche, nicht nur, um mit ihm zu sprechen, sondern auch, um ansprechend zu sein. Denn um nichts anderes geht es: Wir wollen unser Publikum ansprechen, indem wir ansprechende Sendungen machen.

2. Radio aus der WG: Neue Sendungsformate mit neuen und dennoch eingespielten Teams

Als wir, genau genommen der Ressortleiter Ausland im Radio, Hartmut Fiedler, das erste Mal vorgeschlagen haben, mit einer Sendung ins Ausland zu gehen, haben wir Skepsis geerntet. Was, Außenstelle Radio? Eine Außenstelle funktioniert doch nur im Fernsehen! Wir haben gezeigt, dass das nicht stimmt. Wir, das war ein kleines Team, bestehend aus dem Auslandsressortleiter, einer Moderatorin und einem Redakteur, die eines gemeinsam haben: Wir waren alle schon einmal Korrespondent/innen. Wir haben eine Wohnung in London gemietet, eine WG mit einem Balkon. Dort haben wir gewohnt. Von dort haben wir gesendet. Wir haben unsere Rollen fliegend und fließend gewechselt. Die Moderatorin fährt erst als Reporterin nach Großbritannien, bevor sie in London Station bezieht, und rückt nach der Sendung entweder zu einem Interview oder einer Reportage für die nächste Sendung aus. Der andere Redakteur kommt mit Reportagen aus einem anderen Eck des Landes nach London, wird für die Sendungen zum Tontechniker und rückt dann auch wieder aus. Und der Ressortleiter ist nicht nur Kopf der Operation, er findet Gäste, er richtet dieses Team immer neu aus und macht nebenbei auch noch Beiträge. Und wenn es sein muss, wechselt er vom Kommentator zum Co-Moderator.

3. Cameron, Brexit, Trump

Wir waren bei der Unterhauswahl, die David Cameron überraschend gewonnen hat, auf einem Balkon über dem Covent Garden und hatten einen führenden Tory im Interview. Wir waren beim Brexit-Votum auf einem Balkon an der lauten Waterloo Road und hatten im Morgengrauen den wohl ersten europäischen Politiker, der darauf reagiert hat, live zu Gast in unserer Wohnküche, die gleichzeitig Studio, Arbeitsraum und nie ruhende Kaffeeküche für uns war: Außenminister Sebastian Kurz.
In Washington haben wir zwei Nächte durchgemacht, als Donald Trump gewählt wurde. Den Studiotisch haben wir aus einem alten Brett gebaut, das wir mit Stoff bezogen haben. Denn eine „Expedition Radio“ erfordert neben der entscheidenden Frage, ob wir eine funktionierende Leitung haben, eigentlich technisch nicht viel: nichts weiter als ein paar Headsets, ein Mischpult und ein Zuspielgerät.
Personell erfordern unsere Expeditionen aber alles: Sie funktionieren nur in Teams, die aus erfahrenen Auslandsredakteur/innen bestehen. Diese Erfahrung bedeutet höchstmögliche Belastbarkeit, Kondition und Livesicherheit. Sie erfordert die im Korrespondentenleben erarbeitete Nervenstärke und das Wissen darum, dass man nicht nur inhaltlich, sondern auch technisch jede Sekunde auf eine Überraschung gefasst sein muss. Während die Sendung läuft, müssen wir einander blind vertrauen. Wenn drei von uns an einem Küchentisch ihre Storys schneiden, dann macht das jede/r auf ihre/seine ganz eigene Weise und doch gleich: Wir verstehen einander ohne Worte, wir sind nicht abgelenkt dadurch, dass nebenan gerade ein Text aufgenommen, telefoniert oder vielleicht sogar geflucht wird, vor allem aber sind wir alle schnell, weil wir auch das als Korrespondent/innen gelernt haben. Wir wissen, dass wir womöglich tagelang nicht wirklich schlafen werden und machen das nicht einmal zum Thema. Und wir wissen auch, dass unser Einsatz erst zu Ende ist, wenn er zu Ende ist, und nicht dann, wenn eine Sendung vorbei ist.

4. Neue Teams, neue Arbeitsbilder und vorgelebte bimediale Zukunft

Mit unseren Expeditionen sprengen wir die Grenzen dessen, was bisher als in Sendungen machbar galt. Wir sprengen Arbeitsbilder, und was mich betrifft, sprengen wir auch die Grenzen zwischen den Medien. Denn die Ö1-Journale-Moderatorin nimmt vor oder nach der Sendung auch noch eine „Weltjournal“- Moderation auf. Das ist eine Kooperation, von der wir nicht nur hören und daher wissen, dass sie bei unserem Publikum ankommt, sie nützt uns auch. Sie nützt uns auf unserem Weg zur Bimedialität, sie nützt uns finanziell, weil zwei Redaktionen nur eine Frau auf eine Dienstreise schicken müssen, und sie nützt uns als Innovationslabor. Mit jeder neuen „Expedition Außenpolitik“ erfinden wir das Format neu. Wir haben und hätten noch viele Ideen, sei es, wie man absehbare Ereignisse covern oder eigene Schwerpunkte bilden kann. Wir glauben auch, dass sich dieses Projekt von Bi-zu Trimedialität ausweiten lässt. Bis jetzt hatten wir in diesen Expeditionen Team-Mitglieder, die getwittert und dabei festgestellt haben, dass keiner unserer Tweets öfter geteilt wird als ein Foto aus einer Radio-WG. Aber warum sollten wir nicht einen Blog über unsere Expeditionen schreiben? Warum sollten wir nicht Videoblogs aufnehmen? Oder: Warum sollten wir nicht eine/n Online-Redakteur/in in unserer nächsten WG beherbergen, der/die ebenfalls die Rollen wechseln kann? Wir haben eine Menge Ideen und würden nichts lieber, als im Rahmen eines institutionalisierten Projekts „Expedition Außenpolitik“ zu beweisen, wie diese umsetzbar sind. In Sendungen, über die man spricht.

Die Autorin:

Cornelia Vospernik moderiert das »Weltjournal« auf ORF 2 und Journale auf Ö1.





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