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Qualität ist kein Zufall

Hildegard Aichberger, »Mutter Erde«


Wie gut wird ein Unternehmen dem Anspruch, der an es gestellt wird, gerecht? Wie genau entspricht ein Produkt dem, was von ihm erwartet wird bzw. versprochen wurde? Der ORF „verspricht“ im Sinn seines öffentlich-rechtlichen Kernauftrags nicht nur umfassende Information zu gesellschaftspolitisch relevanten Themen. Der ORF hat auch „das Verständnis zu diversen – im ORF Gesetz festgelegten Themen – in der Bevölkerung zu fördern“.

Die Übereinstimmung der Programminhalte mit den gesetzlich festgelegten Themen ist somit ein zentraler Aspekt dessen, was Qualität für den ORF bedeutet. Bezogen auf Umwelt und Naturschutz ist das neben der Vermittlung von Inhalten vor allem auch „die Förderung des Verständnisses über die Prinzipien der Nachhaltigkeit“.

Qualität, wie sie hier diskutiert wird, bezieht sich daher vor allem darauf, inwieweit der ORF seinen „Bildungs“auftrag wahrnimmt und wie gut es ihm gelingt, zu relevanten Themen Bewusstsein zu schaffen und Zusammenhänge zu vermitteln.

Trotz der starken Marktposition des ORF in der österreichischen Medienlandschaft bedarf es einer wohlüberlegten Choreographie, um mit einem Thema nicht nur aus dem Informationsüberfluss herauszustechen, sondern dieses auch noch in der notwendigen Tiefe an die Hörer/innen, Seher/innen und Leser/innen zu bringen.

Dabei ist „Qualität kein Zufall, sondern immer das Ergebnis angestrengten Denkens“ (frei nach John Ruskin). Hier sind Ergebnisse des „angestrengten Denkens“ unternehmensweite Programmschwerpunkte. Die wiederum sind nur so gut, wie es gelingt, ein Thema interessant aufzubereiten, unterschiedliche Perspektiven darzustellen und insgesamt tiefgehend zu informieren. Im Unterschied zum Kampagnenjournalismus, der die Medienkonsument/innen von einer Sichtweise überzeugen will, geht es hier darum, die Mediennutzer/innen in die Lage zu versetzen, sich selbst eine Meinung zu bilden.

Diese umfassende und objektive Berichterstattung stellt auch eine mögliche Antwort auf die heute vieldiskutierten „Fake News“ dar, indem die Medienkonsument/in selbst mehr und mehr in die Lage versetzt wird, zwischen Meinungsmache und Information zu unterscheiden.

Lebensmittelverschwendung ist ein Thema, bei dem dieser Anspruch 2016 weitgehend erfüllt wurde: Das Thema ist von hohem öffentlichen Interesse und betrifft jeden und jede. Ein Drittel aller Lebensmittel landet im Müll, während jeder neunte Mensch zu wenig zu essen hat. Lebensmittelverschwendung ist einer der großen Treiber für den Klimawandel und mitverantwortlich für weltweite Ressourcenprobleme.

Den Schwerpunkt „Essen verschwenden ist Mist“ haben 88% der Österreicher/innen wahrgenommen. Acht von zehn sagten im Anschluss an die Schwerpunktwoche, dass ihnen durch den Programmschwerpunkt erst bewusst geworden sei, wie viele Lebensmittel im Müll landeten. Auch die Bereitschaft zu handeln hat durch den Schwerpunkt deutlich zugenommen: Sieben von zehn meinten, sich in Zukunft verstärkt bemühen zu wollen, Lebensmittelabfälle im Haushalt zu vermeiden. Auch wenn es zur Lösung des Problems wohl noch ein weiter Weg ist, so zeigen diese Ergebnisse doch, welches Potenzial es hat, wenn der ORF sich einem Thema in Form eines umfassenden Programmschwerpunkts widmet.

Es ist jedoch noch ein weiter Weg zu gehen, wenn sich der ORF in Hinblick auf die Erfüllung seines öffentlich-rechtlichen Auftrags weiterentwickeln will. Viele im Kernauftrag festgelegten Themen werden wenig oder nur punktuell behandelt. Eine konsistente inhaltliche Strategie, die festlegt, welche Themen in den kommenden Jahren im Vordergrund stehen werden, wäre zu aktualisieren. Auch die Messung der Wirkung von inhaltlichen Schwerpunkten ist ausbaufähig.

Aus Umfragen ist bekannt, dass der ORF nach wie vor hohe Glaubwürdigkeit genießt, die aber in Zeiten von Fake News und Populismus wohl auch in Zukunft noch stärker in Frage gestellt wird. Eine strategische Herangehensweise an die wesentlichen Aufgaben aus dem öffentlich-rechtlichen Auftrag in Kombination mit nachvollziehbarer Erfolgskontrolle ist wohl eine der notwendigen Antworten auf diese Herausforderungen.

Die Autorin:
Hildegard Aichberger ist Geschäftsführerin von »Mutter Erde«.




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