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Wenn es um Leben und Tod geht

Ursula Theiretzbacher, Radioinformation


Täglich berichten die Medien von schweren Karambolagen und dabei getöteten Menschen. Im Vorjahr starben in Österreich laut Innenministerium 427 Personen allein im Straßenverkehr. Fast alle Vorfälle fand man in Funk, Fernsehen und Tagespresse wieder – mehr oder weniger „bluttriefend“ geschildert und abgebildet.
Auch hier setzt der Wert „Verantwortung“, dem sich öffentlich-rechtliche Medien verpflichtet fühlen, an. Es gilt, gerade im so sensiblen Bereichen der Berichterstattung, wenn es um Leben und Tod geht, mit hohem Maß an Sensibilität zu agieren. Drei Mal so viele Menschen nehmen sich in Österreich Jahr für Jahr das Leben. Tatsächlich verüben hierzulande jedes Jahr rund 1.300 Personen Suizid – mehr oder weniger im Verborgenen. Wenn Prominente Selbstmord begehen oder andere Personen in die Tat involviert sind, etwa weil sie zu unfreiwilligen Augenzeug/innen werden, muss darüber berichtet werden.

Auch das passiert dann mehr oder weniger pietätvoll. Es geht in diesem Zusammenhang nicht nur um Empathie oder die Wahrung der Würde der Toten: Internationalen Studien zufolge übertrifft die Zahl der Suizidversuche die Zahl jener Personen, die sich dann tatsächlich umbringen, um das zehn bis 30fache. Suizidgefährdete sind ganz besonders sensibel, was den Medienkonsum anbelangt. Sie suchen zwischen den Zeilen nach Triggern. Längst ist wissenschaftlich erwiesen, dass „falsches“ Berichten über Suizid weitere Selbstmorde auslösen kann – das Phänomen wird „Werther Effekt“ genannt. Imitationseffekte bei Suizidgefährdeten können, wie man mittlerweile weiß, aber auch minimiert werden. Ja sie können sogar zu einem Rückgang von Suizidraten führen: Der „Papageno Effekt“ greift – dann, wenn „richtig“ reportiert wird …

Verantwortungsvolle Journalist/innen, die über Selbstmorde berichten müssen, bezeichnen keinen Pauschalgrund als Startschuss für eine Tatbegehung. Denn nie ist „ein Fünfer im Zeugnis“, „die bevorstehende Scheidung“ oder ein „gigantischer Schuldenberg“ allein auslösender Faktor für eine Tat, immer ballen sich für wirklich verzweifelte Menschen mehrere Gründe zu einer Lawine, die sie fortzureißen scheint. Details sind wegzulassen – es ist nämlich völlig unerheblich, mit welchem Medikament sich jemand vergiftet, aus welchem Fenster jemand gesprungen ist oder ob er seiner Frau noch einen Abschiedsbrief geschrieben hat. Wird das Geschehen minutiös beschrieben oder en détail gesendet, kann das einen Lebensmüden auf fatale Ideen bringen. Sensible Reportagen und Nachrufe legen den Schwerpunkt auf das Werk und das Schaffen eines Künstlers oder Stars, nicht auf Puzzleteile des tragischen Endes seines Lebens. Wenn Bilder gebraucht werden, halten sich verantwortungsvolle Fernsehjournalist/innen zurück – ganz nach dem Motto: weniger ist mehr. Besser mit Unschärfen und Gegenlicht arbeiten, als schonungslos zoomen und ausleuchten. Dass triviale Symboliken – wie ablaufende Sanduhren, enger werdende Tunnel oder Totenvögel – in Zusammenhang mit Suizidberichterstattung nichts verloren haben, versteht sich von selbst. Die filmische Nachstellung von Suiziden ist ebenso zu vermeiden, wie Interviews von weinenden Angehörigen. Gefährdeten könnte suggeriert werden, dass Trauer und Schock nach ihrem Tod bei den eigenen Liebsten auch so groß wären.

Stattdessen sollten seriöse Medien immer beim Transport von Suizid-Thematiken auch professionelle Hilfsangebote nennen und Anlaufstellen zur Akutprävention. Auch wenn auf Journalist/innen Tag für Tag Millionen Informationen einprasseln, Stress und Belastung enorm sind, weil das Info-Feuerwerk rund um die Uhr im Stakkatotakt passiert: Die möglichst „richtige“ Berichterstattung über Suizid zeigt, wie gigantisch die Verantwortung von Journalist/innen manchmal sein kann. Nur ein Aspekt, der hochwertige Medien von anderen unterscheidet? Gewiss. Aber ein mitunter lebenswichtiger.

Die Autorin:
Ursula Theiretzbacher leitet den Newsdesk des aktuellen Diensts im Radio.



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