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Der kleine Leuchtturm

#Stefan Kappacher, Leiter von #Doublecheck


Am 5. Mai 2017 ist das monatliche Ö1-Medienmagazin #doublecheck erstmals on air gegangen. Nach einem knappen Dutzend Sendungen und noch mehr Update-Folgen, die als Podcast angeboten werden, kann man sagen: Das kleine multimediale Leuchtturm- Projekt kommt gut an. Die Fangemeinde wächst. Hier geht es nicht um Quoten. Hier geht es um journalistische Glaubwürdigkeit.

Der Kultur- und Informationssender Ö1 hatte schon einmal ein wöchentliches Medienjournal, nämlich in den 1990ern. Nach dem EU-Beitritt Österreichs wurde es durch das „Europajournal“ ersetzt. Das Thema Medien war für viele Jahre abgehakt, niemand wollte sich die Gratwanderung antun, regelmäßig über die eigene Branche zu berichten. Oder gar über das eigene Haus. Wobei es der ORF durchaus als seine Aufgabe sieht, sich kritisch mit der Zukunft der Medien und des Journalismus auseinanderzusetzen. Eine Vielzahl von „Dialogforen“, die vom Public-Value-Team des ORF organisiert werden, zeugen davon. Der Themenbogen spannt sich von der Rolle der Medienkritik über das Reizthema Lügenpresse bis hin zur Verantwortung in der digitalen Welt. Auch die Ö1-Mediensendungen „Matrix“ und „Digital. Leben“ setzen sich immer wieder mit Grundfragen auseinander, die uns in Zeiten der Digitalisierung bewegen. Netzneutralität, Fake News und die Rolle von Facebook & Co. sind nur einige davon. Das sind alles Angebote, die man bei kommerziellen Sendern vergeblich sucht.

ORF als Gegenstand der Berichterstattung
Doch Medienberichterstattung muss sich gerade heute, wo alles in Frage gestellt wird, allen Herausforderungen stellen. Deshalb war es für die Macher von #doublecheck von Anfang an klar, dass es diese Sendung nur dann geben kann, wenn es keine Tabus gibt. Der ORF als der mit Abstand größte Player auf dem österreichischen Medienmarkt muss Gegenstand der Berichterstattung sein, sonst kann die Sendung niemand ernstnehmen. #doublecheck hat die Chance gekriegt. Schon in der ersten Sendung wurde die Kritik an den kritischen Interviews im europaweit geachteten TV-Format ZiB2 zum Thema gemacht – noch dazu Kritik aus dem eigenen Haus. Moderator Armin Wolf sind Verhörmethoden vorgeworfen worden, man erinnert sich. Der Chefredakteur der Radioinformation hat sich in diesen Tagen viel anhören müssen, aber er stand und steht hinter dem kleinen #doublecheck-Team. So wie er immer hinter der Idee gestanden ist. Die Idee war: Der ORF kann nur glaubwürdig bleiben, wenn er die wichtigen Dinge transparent und offen anspricht. Das versucht #doublecheck als Teil der Radio-Innenpolitik zu machen, die meisten Medien – selbst jene Qualitätszeitungen, die regelmäßig und umfassend über Medien berichten – machen das nicht. Das ist der Unterschied. Auch viele Redaktionen im eigenen Haus machen das nicht. Seien es Falschmeldungen in der ZiB mit Millionenpublikum, die zwar richtiggestellt werden, für die man sich aber nicht auf Sendung entschuldigt. Oder seien es Berichte, die handwerklich indiskutabel sind.

#doublecheck will da nicht nur hinschauen, sondern auch nachfragen. Fehler passieren, Dummheiten passieren. Das sind Themen für ein ernstzunehmendes Medienmagazin. Und das macht den Unterschied. Das NDR-Medienmagazin „ZAPP“, das in puncto internen Recherchen als Vorbild für #doublecheck gelten kann, hat diesbezüglich schon einiges vorgelegt.

Nicht immer nur Freude
Er werde mit dieser Sendung nicht immer nur Freude haben, hat ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz vor dem Start von #doublecheck gesagt. Er hat das richtig eingeschätzt und die Sendung trotzdem möglich gemacht. Die Medienbranche ist ein undurchschaubares Knäuel von gegenseitigen Interessen – ganz besonders auf einem so kleinen und konzentrierten Markt wie in Österreich. Da vermutet bald einmal jemand eine Kampagne des Mitbewerbers, wo keine ist. Medienmanager/innen und Medientycoons sind auch nur Menschen, die rasch einmal überreagieren, wenn sie das Gefühl haben, dass ihre Interessen durch die Berichterstattung anderer Medienhäuser verletzt werden.

Es ist ein Minenfeld, das im Falle von #doublecheck weit in die Politik hineinreicht. Der öffentlich-rechtliche ORF ist großteils gebührenfinanziert und steht unter besonderer Beobachtung auch von Seiten der politischen Parteien. Die erschwerten Bedingungen sollen und dürfen aber kein Hindernis für eine unabhängige, transparente und aufklärerische Medienberichterstattung sein. Eine solche ist der ORF den Gebührenzahler/innen geradezu schuldig.


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