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Heilmittel gegen Fake aller Art

#Ingrid Thurnher, Chefredakteurin von ORF III


Es ist schon so, dass mir immer wieder Menschen sagen: „Seit Sie bei Ö3 arbeiten, schau ich immer wieder dieses Programm.“ Das freut mich ganz abseits der Namensverwechslung mit unserem überaus erfolgreichen Radioprogramm natürlich sehr. Der „Dreier“ hat nämlich, ebenso wie sein Bruder vom Hörfunk, ein unverwechselbares Profil – und das nach nur sechs Jahren seines Bestehens.

Wer immer etwa versucht, den öffentlich rechtlichen Programmauftrag zu definieren, kann ganz einfach ORF III einschalten. Der Kultur- und Informations-Spartensender des ORF zeigt zum Beispiel täglich, wie politische Berichterstattung auch geht. Natürlich könnte ich mich jetzt tief in die Medientheorie begeben, könnte Konkurrenten durchleuchten und erzählen, warum andere weniger seriöse Information im Programm haben als wir– und ganz allgemein dem Thema Politik und politischem Diskurs weniger Aufmerksamkeit zuwenden als wir das tun (nur ein Vergleich: der Anteil von Kultur und Information in allen ORF-Sendern beträgt 38 %; das Kommerz-TV spielt mitunter knapp über 34 % Werbung). Das ist aber gar nicht nötig, um zu verstehen, welche Maßstäbe wir selbst für unser Programm anlegen. Abgesehen von Selbstverständlichkeiten wie Objektivität, Unabhängigkeit und journalistischen Tugenden wie Neugier, Zuhörbereitschaft und Sachlichkeit, wollen wir vor allem nah dran sein an allem, was berichtenswert ist.

Politik im Brennpunkt
Zum einen unmittelbar: Die Liveübertragungen aus dem Parlament zeigen, was unsere Volksvertreter/innen mit ihrem Mandat tun. Wir ordnen ein, kommentieren, und erklären, was groß ist, was wichtig – und was weniger bedeutsam ist. Mit dieser Unmittelbarkeit wird aber dennoch ein unverfälschter Blick ins Herz der Politik für alle interessierten Gruppen möglich. Das ist ein Asset der öffentlich-rechtlichen Berichterstattung über politische Vorgänge im Land. Dieser Einblick ist ohne Diskurs darüber aber nicht komplett. Den bietet ORF III mit einer wöchentlichen Diskussionssendung, und die bleibt nah dran an der Arbeit von Regierung und Parlament und lädt Stakeholderinnen und Insider zur Livedebatte.

Komplettiert wird die innenpolitische Berichterstattung von Dokumentationen, für die es sonst in Österreich nirgendwo Platz gibt: ausführliche Einblicke in innenpolitische Vorgänge, wie zum Beispiel der dokumentarische Rückblick auf den Bundespräsidentenwahlkampf 2016, der seinesgleichen in der Geschichte des Landes sucht, oder die Aufarbeitung der Geschichte der Grünen nach ihrem Ausscheiden aus dem Nationalrat. Oder ein innenpolitischer Jahresrückblick, der ausführlich einen kritischen Blick auf das Jahr des politischen Machtwechsels in Österreich wirft. Oder die Portraits über die scheidenden Landeshauptleute, die zum Teil jahrzehntelang die heimische Politik geprägt haben. ORF III leistet sich dazu den tiefen Griff in die Schätze des Archivs, wendet sich aber auch mit neuen Stilmitteln in der Gestaltung der Gegenwart und der Zukunft zu und zeigt innenpolitische Dokumentation „Im Brennpunkt“.

À propos Insider: Mit „Inside Brüssel“ liefert ORF III als einziges österreichisches Medium eine regelmäßige Diskussionssendung direkt aus dem Machtzentrum der Europäischen Union. ORF-Korrespondent Peter Fritz lädt Playerinnen und Beobachter der europäischen Politik zu sich und bringt der kritischen Öffentlichkeit das Projekt Europa näher.

Aber Europa ist eben nicht nur Brüssel. Wo immer in Europa Berichtenswertes passiert, geht „Inside“ outside: Nach Paris, London, Berlin, Rom, aber auch über die Grenzen der Union hinaus nach Istanbul, Washington, Moskau. Dort werden mit deutsch sprechenden Gästen etwa bevorstehende Wahlen oder andere gravierende politische Entwicklungen diskutiert – ein direkter Blick in politische Vorgänge, wie es ihn im österreichischen Kommerz-TV nicht zu sehen gibt, ein Blick, der Europapolitik unmittelbar zeigt.

Nichts wird behübscht
Diese Unmittelbarkeit, dieses nah d’ran Sein prägt insgesamt das Informations-Angebot von ORF III. Ob beim Themen-Montag ein ganzer Abend unter einem Motto steht – mit einem Talk als „added value“, ob in der Wissenschafts-Berichterstattung mit „Quantensprung“ – die Unmittelbarkeit ist letztlich bestes Mittel gegen Fake News. In der Wissenschaftsberichterstattung ist das eine schwierige Herausforderung: Wissenschaft aus dem Elfenbeinturm holen, und doch keine Scheu vor den komplexesten Inhalten haben, das ist unser Anspruch.

Dieser Unmittelbarkeit will ORF III in Zukunft noch mehr Rechnung tragen. Was immer tagsüber passiert, soll sich live im Sender wieder finden – immer mit Analyse und Hintergrund als Mehrwert. Damit kann ORF III auch zum „Breaking-News“- Sender des ORF werden. Zum Profil gehört aber auch Wissensvermittlung – ohne belehrend zu sein. So wird sich demnächst im Sender ein „ABC der Wirtschaft“ finden, mit dem Ziel, finanzielle und ökonomische Zusammenhänge leicht verständlich zu erklären. Von Aktien bis Zinsen, kurze Spots mit dem Mehrwert Wissen, ein ganz neues Projekt im Portfolio des Informations-Spartensenders. Und zum Profil gehört auch die vertiefende Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Themen. Hier will ORF III Spiegelbild sein. Nichts wird ausgeblendet, beschönigt oder behübscht. Auf den Thementisch kommt, was Sache ist: an einer ur-österreichischen Institution: dem Stammtisch. Mit Gästen aus allen Lebensbereichen, Bildungsschichten und Ausrichtungen. Reden wie an den Stammtischen des Landes – ein Diskurs, der nicht den Konflikt zum Ziel hat, sondern die Darstellung aller Meinungs- Tendenzen im Land. Mit diesem Programm- Portfolio schaffen wir einen Kontrapunkt zur teils überhitzten, zugespitzten Debatte im Land. Ein ordentliches Maß an „Constructive Journalism“ als Heilmittel gegen Fake aller Art.

Information … und Kultur!
Dazu kommen Formate, die bereits echte Erfolgsgaranten des jungen Spartensenders ORF III sind: Das „DialogForum“, zum Beispiel, das dem Diskurs zu Medienpolitik Plattform bietet. Oder „Erlesen“ – neben „LesArt“ in ORF 2 die einzige Büchersendung auf dem heimischen TV-Markt. „Treffpunkt Medizin“ ist ein verlässlicher Sendeplatz für Gesundheitsthemen. Der wöchentliche Zeitgeschichte-Schwerpunkt am Samstag vertieft die Auseinandersetzung mit österreichischer Geschichte. Und natürlich alles, was die Kultur beiträgt: Opern- und Konzertübertragungen, die tägliche Kultur-Nachrichtensendung „Kultur heute“, und, und und. In kommerziellen Sendern hätte kaum etwas davon Platz. Das ist öffentlich-rechtliche Kernkompetenz vom Feinsten.


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