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Der kleine Unterschied und seine Folgen...

#Ricarda Reinisch, Leiterin der Gesundheitsredaktion


In modernen Gesundheitsgesellschaften wird erwartet, dass Bürger/innen fähig sind, stichhaltige Entscheidungen für die eigene Gesundheit und die Gesundheit anderer zu fällen – das bedingt aber in hohem Ausmaß, informiert zu sein.

Also ist es eine Kernkompetenz des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, das große Thema „Gesundheit“ in all seinen Facetten dar- und zur Diskussion zu stellen. Wenn sich das Medium Fernsehen der Gesundheit annimmt, dann ist Seriosität wohl einer der wichtigsten Grundlagen in der Berichterstattung. Wir müssen also seriös informieren, Lust auf einen gesunden Lebensstil wecken, Bewusstsein dafür schaffen, dass wir sorgsam mit unserem Körper umgehen und dass ein ausgeglichenes Gemüt und ein gesundes Seelenleben unabdingbar notwendig sind, damit wir uns rundum wohl und zufrieden fühlen. Was erwarten Sie von einer guten Berichterstattung zum Thema Gesundheit und Medizin, Life-Style – in erster Linie wollen Sie über neueste Erkenntnisse informiert werden und das so, dass Sie sich auf die Inhalte verlassen können; die Ratschläge und Informationen, die Sie erwarten und auch bekommen, sollen seriös und effektiv sein, das heißt, Sie müssen darauf vertrauen können, dass das, was man Ihnen über eine bestimmte Erkrankung, ein medizinisches und gesundheitliches Problem und mögliche Therapien vermittelt, durch seriöse Studien abgesichert ist.
Gerade auf dem Medizin- und Gesundheitssektor gibt es, wie natürlich auf allen andern Gebieten auch, immer wieder schwarze Schafe, aber in diesem sensiblem Bereich kann eine falsche Auskunft Ihrer Gesundheit abträglich sein, im schlimmsten Fall tödlich verlaufen.

Therapien unter der Lupe
Gleichzeitig wird gerade auf diesem Sektor auch viel Geld verdient – gerade Angebote auf dem Sektor der sogenannten „Lifestyle-Medizin“ sind mit äußerster Vorsicht zu genießen. Es werden Versprechungen abgegeben, die unmöglich zu halten sind, und Behandlungen angepriesen, die im besten Falle wirkungslos bleiben, im schlimmsten Falle die Gesundheit kosten. Tragisch wird es dann, wenn es um chronische Krankheiten, vor allem Krebs, geht; hier sind immer wieder Heilsversprechungen zu finden, die in keiner Relation zum tatsächlich Möglichen stehen; hier wird die Verzweiflung von todkranken Menschen und ihren Angehörigen schamlos ausgenützt. Gerade im öffentlich-rechtlichen Medium ist es die wichtigste Aufgabe, all diese Angebote und Therapien genau unter die Lupe zu nehmen und aufklärend zu wirken; die Zuschauerin, den Zuschauer nicht alleine zu lassen, sondern tatsächlich wertvolle und kompetente Hilfestellung anzubieten.

Dem Publikum, nicht der Werbung verpflichtet
Die Aufgabe der Medizin- und Gesundheitsjournalist/innen im öffentlich-rechtlichen Medium ist es, zu wissen wer die richtigen Ansprechpartner und Expertinnen und Experten auf diesem großen Themenfeld sind, und woher sie ihre Legitimation beziehen – wir als Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten müssen firm sein, wenn es darum geht, neue Erkenntnisse zu überprüfen, wir müssen richtig recherchieren und klar stellen, ob es sich um seriöse Studien handelt, wo diese nachzulesen sind, und lieber einmal mehr als zu wenig prüfen und nachfragen. Im Gegensatz zu kommerziellen Medien hat der ORF die Verpflichtung, jeglichen Einfluss von Werbung, wirtschaftlichen Lobbys oder politischen Parteien auf das Programm auszuschließen, das bedingt deshalb genaueste Überlegungen hinsichtlich der vorgestellten Themenbereiche. Im Fokus der öffentlich-rechtlichen Berichterstattung zum Thema Gesundheit/Medizin ist es deshalb auch wichtig und selbstverständlich, mit den großen Stakeholder/innen aus dem öffentlichen Gesundheitsbereich zusammenzuarbeiten – deshalb hat der ORF auch den ORF-Gesundheitsbeirat installiert, der zweimal im Jahr zu einer Reflexion und Diskussion zusammentrifft.

Es kann nicht die Schlagzeile, die Sensation sein, die uns bei unserer journalistischen Arbeit antreibt; es müssen ehrliches Bemühen, die Lust auf Wissen, Sorgfalt und auch das Abwägen von Schaden und Nutzen sein, die unsere Arbeit tagtäglich bestimmen. Wir sind nicht der Quote, sondern ausschließlich dem Publikum und dessen Gesundheit verpflichtet.


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© Grafik: ORF, Bild: ORF/LST W
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