DE | EN
DE | EN
© Grafik: ORF, Bilder: Ö3
[Eine Seite zurück]

We try harder

Clemens Stadlbauer, Ö3


Auch 2019 ist die Förderung heimischer Musik für Ö3 ein besonderes Anliegen. Das wesentliche Ve-hikel dazu ist der „Treffpunkt Österreich“, eine zweistündige Sendung, in der heimische Acts jeden Montagabend zwei Stunden live zu Gast sind. Am 25. März zum Beispiel kommen Pizzera & Jaus zu dieser größten Radiobühne für österreichische Musik.

Es war Montag, der 4. Juni, zehn Tage vor ihrem großen Comeback beim Nova Rock, - Bernhard Speer war nach seinem schweren Autounfall monatelang im Krankenhaus außer Gefecht -, als Seiler & Speer eine Stunde vor Sendungsbeginn bei Ö3 eingerauscht sind, um noch schnell einen Soundcheck für ihre Live-Performance im „Treffpunkt Österreich“ zu machen.

Ursprünglich war ein Klassiker geplant, aber dann hat Christopher Seiler einen zerknitterten Zettel aus seiner Hosentasche gezaubert, auf dem er den soeben erst fertig gestellten Text für einen neuen Song hingeschmiert hat. „Den spielen wir heute live als Weltpremiere bei euch“, hat er gemeint, während er mühselig sein Gekritzel in Reinschrift übertragen hat. Gesagt, getan. Um 20.15 Uhr kündigt Ö3-Moderator Benny Hörtnagl die Live-Premiere des Songs „Ala bin“ an und Seiler und Speer legen leicht nervös, aber hoch konzentriert los. Die nächsten drei Minuten sind pure Magie und das Feedback der Hörer/innen ist gewaltig. Das könnte ein Hit werden. – Nun, vier Monate später, ist es ein Hit. Aufgenommen mit dem Max Steiner Orchester unter der Leitung von Musiklegende Christian Kolonovits, der übrigens auch schon live zu Gast gewesen ist im „Treffpunkt Österreich“.

Seiler und Speer haben mit dieser spontanen Aktion genau erfasst, was das Wesen des „Treffpunkt Österreich“ ausmacht: Hier wird heimischen Musiker/innen zwei Stunden lang zu einer hervorragenden Sendezeit die größte Radiobühne des Landes zur Verfügung gestellt, damit sie ihre Musik einem breiten Publikum näher bringen können. Das Setting im Sendestudio A ist jedenfalls bestens dazu angetan. Um eine möglichst zwanglose Atmosphäre zu schaffen (im Hinterkopf vergisst man ja nie so ganz, dass da jetzt gerade wahnsinnig viele Menschen zuhören), sitzen Moderator und Musiker/innen auf derselben Seite des Mischpults nahe beieinander, von der Anmutung her wie in einer gemütlichen Bar (ja, es darf in dieser Sendung ausnahmsweise auch Bier und Wein getrunken werden), und unterhalten sich über die Musik und das Leben. Nicht im Interview, sondern im Gespräch.

Bei Stars wie Seiler und Speer, Christina Stürmer, Bilderbuch, der Ersten Allgemeinen Verunsicherung, Conchita oder vielen anderen Kalibern mehr, die schon live zu Gast im „Treffpunkt Österreich“ gewesen sind, schalten viele ihrer Fans natürlich extra deswegen ein. Die meisten Hörer/innen aber, so ehrlich muss man sein, interessieren sich zwar generell für heimische Musik, haben aber meist keinen allzu großen emotionalen Bezug zum jeweiligen Gast. Und genau hier wird es vor allem für Newcomer/innen spannend.

Denn hier gilt es eine Chance zu nutzen, die junge, österreichische Musikerinnen und Musiker hierzulande in keinem anderen Medium vergleichbarer Größe geboten bekommen. Zumeist ist es ja so, dass Newcomer/innen mit einem ersten Song ganz regulär im Programm von Hitradio Ö3 aufschlagen (die Ö3-Musikredaktion ist tagtäglich mit detektivischem Ehrgeiz darum bemüht, hitverdächtige Songs aus heimischer Feder zu entdecken und zu fördern), zuerst in der Abendrotation, dann im Idealfall als Powertitel im Tagesprogramm. Dadurch erlangt der Song Bekanntheit, nicht aber der Interpret.

Der Österreichische Rundfunk hat für die angemessene Berücksichtigung und Förderung der österreichischen künstlerischen und kreativen Produktion zu sorgen. ORF-GESETZ § 4. (1)
Die Hörer/innen freuen sich zwar über den Song, drehen vielleicht sogar lauter, wenn sie ihn hören, aber von wem diese Melodie ist, die sie mitsummen, von wem dieser Text stammt, den sie mitsingen, können sie meist nicht benennen. Der „Treffpunkt Österreich“ will und vermag da Abhilfe zu schaffen und diesen unbekannten Interpret/innen ein Gesicht geben (ja, das ist auch im Radio möglich). Zweikanalton, King & Potter, Avec und Luke Andrews sind nur einige der Talente, die diese Chance genutzt haben. Den entscheidenden Input für den „Treffpunkt Österreich“ hat übrigens die „We try harder“-Kampagne geliefert, in der das Hitradio Ö3 seine Hörer/innen um Feedback gebeten hat. Aus den Anregungen, was wir in Zukunft noch besser machen können, sind vor allem zwei große Neuerungen hervor gegangen: Von 8.00 bis 16.00 Uhr spielt Ö3 fortan keinen Hit mehr doppelt. Und als Resultat der vielen Hörerwünsche nach einer eigenen Sendung, in der österreichische Musiker/innen vorgestellt werden, ist der „Treffpunkt Österreich“ aus der Taufe gehoben worden.

Ende Februar ist die „We try harder“-Kampagne gelaufen. Wenig später, am 26. März 2018, haben wir Maurice Ernst, den Frontman von Bilderbuch, als ersten Gast im „Treffpunkt Österreich“ begrüßt. Ein fulminanter Auftakt für eine Sendung, die man sofort kapiert und nicht lange erklären muss: „Treffpunkt Österreich – Österreichische Musikerinnen und Musiker jeden Montag live bei Ö3.“ Mission erfüllt. Öffentlich-Rechtlicher Programmauftrag einmal mehr schnell und effektiv umgesetzt.

Und das zu einer wirklich guten Sendezeit. Oft neigen Radiomacher/innen ja dazu, Sendungen, die nicht ganz dem sonstigen Format entsprechen, in die späten Nachtstunden zu verräumen. Was natürlich einer Alibi-Aktion gleichkommt. Hitradio Ö3 hingegen steht zu seinen Programmentscheidungen, bewirbt sie aufwändig mit On-air-Trailern und Online-Begleitung, und geht auch in der Sendung selbst, bei der Auswahl der Gäste zum Beispiel, keineswegs auf Nummer Sicher.

Wie der Markenname Hitradio Ö3 schon subtil andeutet, spielen wir im Programm vorwiegend Hits. Und die kommen vor allem aus den extrem populären Musiksegmenten Current Rhythmic- und CHR-Pop sowie 80er/90er/00er Rock und Pop. Viele Gäste im „Treffpunkt Österreich“ passen da hervorragend ins Konzept: Christina Stürmer natürlich, Simon Lewis, Nathan Trent, Luke Andrews, die EAV, Left Boy, The Makemakes, Filous, Darius & Finlay, Wild Culture, Möwe und viele andere heimische Acts mehr, die schon im „Treffpunkt Österreich“ zu Gast gewesen sind. Der aufstrebende Wiener Rapper Jugo Ürdens passt da keinesfalls ins Schema. Und doch steht auch er zwei Stunden lang im Ö3-Studio und spricht mit seiner Musik und mit seinen Ansichten vor allem die junge, urbane Migrantengeneration an, die sich sonst ja nicht unbedingt durch exzessiven Radiokonsum auszeichnet. Aber auch Musiker/innen aus dem Alternative-Bereich wie etwa der leicht eigenwillige Singer/Songwriter Der Nino aus Wien bekommen im „Treffpunkt Österreich“ eine Bühne. Was umso spannender ist, wenn die Woche darauf, im größtmöglichen Kontrast, Die Mayerin, eine aus der jungen Tradition der Neuen Volksmusik kommende Liedermacherin, zu Gast ist. Abwechslung wird eben auch im „Treffpunkt Österreich“ groß geschrieben. Dafür muss man sich jetzt nicht gleich selber loben. Also überlassen wir das lieber anderen. Abschließend daher ein paar Einträge aus unserem „Treffpunkt Österreich“-Gästebuch. Mögen 2019 noch viele mehr folgen.

Können wir das bitte bald wiederholen? — Christina StürmerKann meiner Freude kaum Ausdruck verleihen. — Willi ResetaritsEin großer Traum ist heute für uns in Erfüllung gegangen!— ZweikanaltonIch komme wieder – egal, ob ihr das wollt oder nicht!— Josh

Es war so schön! Muss viele Vorurteile gegenüber Ö3 revidieren, ihr macht das toll. — Clara Luzia




Was sich 2018 an Ö3 verändert hat, Georg Spatt, Ö3 Senderchef über die Ö3-Umfragewoche »We try harder« abspielen
© Ö3
Was sich 2018 an Ö3 verändert hat
Georg Spatt, Ö3 Senderchef über die Ö3-Umfragewoche »We try harder«
We try harder, Clemens Stadlbauer, Ö3 abspielen
© Grafik: ORF, Bilder: Ö3
We try harder
Clemens Stadlbauer, Ö3
Qualität und Vielfalt wie nie, Sabine Reiter, Geschäftsführende Direktorin der Music Austria abspielen
© Grafik: ORF, Bild: Agentur 3007
Qualität und Vielfalt wie nie
Sabine Reiter, Geschäftsführende Direktorin der Music Austria