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Hundert Jahre plus

Beate Thalberg, 3sat


Sie haben gestreikt, gestritten und gehungert. Für Gerechtigkeit. Unbeirrbar. Gegen alle Widerstände: Frauen im Kampf um ihr Wahlrecht vor 100 Jahren. Drei von ihnen aus Österreich und Deutschland sind die Heldinnen des dokumentarischen Films „Raus aus dem Korsett – Drei Frauen auf dem Weg zum Wahlrecht“, der im Februar 2019 im ORF ausgestrahlt werden wird. Genau hundert Jahre, nachdem die ersten Frauen in Österreich wählen gingen.

Adelheid Popp ist Kind böhmischer Einwanderer/innen, nahezu Analphabetin, aufgewachsen in den Slums von Wien. Mit 23 Jahren ist sie Chefredakteurin. Clara Zetkin, Revolutionärin aus Deutschland, nimmt es mit dem Staat und den Männern ihrer Bewegung auf. Hildegard Burjan ist eine Deutsche, die in Österreich zu ihrer Bestimmung findet. Sie lässt Bequemlichkeit und Reichtum hinter sich, zwingt Kirche und Kaiser, hinzusehen ins Elend der Arbeiterfamilien und holt die ärmsten Frauen aus der Armut . Alle drei hatten keine Vorbilder und haben alles irgendwie zum ersten Mal gemacht. Ihr Kampf beginnt in den 1880er-Jahren und dauert mit vielen Rückschlägen fast 40 Jahre. 1919 gehören sie in Österreich und Deutschland zu den allerersten Frauen, die ins Parlament einziehen .

In eineinhalb Jahren Recherche an Originalquellen und in 30 Archiven
weltweit ist es gelungen, die bewegende Geschichte dieser Frauen zu
einem „Universum History“-Dokudrama zu verarbeiten. Zustände zu zeigen, die wir uns heute nicht mehr vorstellen können. Woher nahmen diese drei Frauen überhaupt den Mut, das radikal ändern zu wollen? Sie hatten diese unbedingte Sehnsucht nach einem besseren Leben. Und das ist das Besondere an Adelheid Popp, Clara Zetkin und Hildegard Burjan. Sie wollten dieses bessere Leben nicht nur für sich. Sie wollten es für alle Frauen. Die Welt um 1900 war genauso komplex und schwierig wie heute. Kein Mensch wusste, was aus diesem Maschinen-Zeitalter werden würde. So wie wir heute nicht wissen, was Digitalisierung und Robotik uns genau bringen werden. Wo soll man da anfangen, gegen Ungerechtigkeit selbst etwas zu tun? Als einzelner Mensch? Adelheid Popp, Hildegard Burjan und Clara Zetkin haben vor ihrer Haustür begonnen. Die Fabrikarbeiterin Popp zeigt sich solidarisch mit ungerecht behandelten Kolleginnen. Die Lehrertochter Zetkin erlebt im Pariser Exil erstmals echte Armut und fertigt daraufhin Statistiken an, wie Frauen leben, was sie alles nicht haben, und veröffentlicht dieses Wissen in Zeitungsartikeln und einem Buch. Hildegard Burjan, die Manager-Gattin, geht in die Wiener Vorstadt, um mit eigenen Augen zu sehen, wie es den Heimarbeiterfamilien dort geht und fragt sie, was sie brauchen. Heute ist das Wahlrecht für Frauen längst erreicht. Das meiste andere, wofür die Frauen schon damals gekämpft haben, noch immer nicht: gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit, eine faire Verteilung der mit Prestige aufgeladenen und minder geschätzten Arbeit, Ausgleich bei den Aufstiegs-Chancen, geteilte Haus- und Erziehungsarbeit ...

Programmelemente von Informationssendungen einschließlich der Moderation müssen sachlich fundierte und konkrete Angaben enthalten; Gerüchte und eigene Spekulationen sind ausgeschlossen. ORF-PROGRAMM-RICHTLINIEN
Von Adelheid Popp, Clara Zetkin und Hildegard Burjan lernen wir: Um das ein für allemal abzuschaffen, braucht es kaum Anstrengung! Wenn alle zusammenhalten. Die bestehende Ungerechtigkeit gemeinsam als solche anerkennen und benennen. Sie schlicht nicht mehr dulden. Sie als uncool in die Geschichte verbannen. Eine Dokumentation über die drei ist für mich daher ein hochaktuelles Lehrstück zu Geschichte – und Demokratie.


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