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... über Grenzen hinweg

Patrick Rina, ORF Tirol


Südtirol war lange Zankapfel zwischen Italien und Österreich. Heute gilt es als europäische Vorzeigeregion. Eine Tatsache, der sich auch „Südtirol heute“ annimmt. Für 2019 zusätzlich geplant: Berichte aus dem Trentino.

Für Nicht-Tiroler/innen kann es sonderbar anmuten, wenn in Innsbruck, Kufstein und Lienz um 18.30 Uhr in ORF 2 nicht das Servicemagazin „konkret“, sondern „Südtirol heute“ über die Fernsehschirme flimmert. Seit Mai 2000 gehört das Verfolgen dieser Sendung für viele Tiroler/Innen zum Tagesablauf. Der ORF und die Länder Tirol und Südtirol woll(t)en einen Beitrag zum Abbau der Brennergrenze leisten, auch medial. So gelingt im Kleinen das, was auf der großen EU-Bühne oft nur halbherzig geschieht oder gar schallend misslingt: eine Zusammenarbeit, die ein europäisches Gemeinschaftsgefühl entstehen lässt. Mit Tiroltümelei oder dem Nachtrauern einer kakanischen aurea aetas hat dies freilich nichts zu tun. Die Sendung versteht sich als Instrumentarium für den Integrationsprozess in der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino. Gerade das Vermitteln des friedlichen Euregio-Gedankens und das Sichtbarmachen diverser Lebenswirklichkeiten im Herzen der EU sind die Ordinate und die Abszisse des „Südtirol heute“-Koordinatensystems. 15 Journalistinnen und Journalisten gestalten Beiträge – übrigens nicht nur für das „Stamm-Magazin“, sondern für verschiedene Informationsgefäße des ORF –, die in Südtirol produziert werden. Seit 45 Jahren unterhält der Österreichische Rundfunk eine Dependance in Bozen. 1974 unterzeichnete das Land Südtirol Rundfunkverträge mit dem ORF, der ARD, dem ZDF und der SRG. Seither werden die Vollprogramme dieser Sender in der Provinz Bozen ausgestrahlt. Diese Funkbrücke, ja Nabelschnur zum deutschsprachigen Kulturraum war ein autonomiepolitischer Meilenstein für Südtirol. An dieser Stelle darf getrost eine historische Analyse Platz finden: Die sprachliche und kulturelle Entwicklung Südtirols wäre ohne die bewusst verspürte oder unbewusst „verstoffwechselte“ Präsenz des ORF anders verlaufen. Mit kulturmissionarischem Eifer oder gar einer „Austrifizierung“ Südtirols hatte und hat das nichts zu tun: Der ORF – und mit ihm „Südtirol heute“ – ist nicht die Stimme Innsbrucks oder Wiens. Der ORF erfüllt seinen überparteilichen Informations- und Bildungsauftrag auch in der italienischen Provinz Bozen, indem er durch sein werktäglich ausgestrahltes Nachrichtenmagazin „Südtirol heute“ eine positive Ergänzung zur seit 1966 bestehenden „Tagesschau“ der deutschsprachigen RAI Südtirol darstellt. Die Devise „Fernsehen für (Süd-)Tiroler/innen von 0 bis 99“ ist keine Floskel, sondern ein täglich gesendetes Prinzip. Die Statistik untermauert dies. 2018 legte Südtirols Landesstatistikinstitut die Ergebnisse einer Mediennutzungsumfrage vor: „Südtirol heute“ kann auf 182.000 Nutzer/innen in Südtirol zählen. Die durchschnittliche Tagesreichweite liegt bei 106.000 Zuseherinnen und Zusehern (Marktanteil von 43 Prozent). Die in Tirol gemessene Einschaltquote ist ebenfalls erfreulich: 40.000 Nutzer/Innen verfolgen dort täglich die Sendung – wohlgemerkt ein (für österreichische Augen) „fremdregionales“ Magazin. Das entspricht einem Marktanteil von 25 Prozent. Eine im Jahre 2012 vom ORF in Auftrag gegebene und in Südtirol durchgeführte Erhebung attestierte dem Programm überdies das Prädikat „sympathischste Fernsehsendung des Landes“. 2019 bringt neue Herausforderungen: Nach der Unterzeichnung einer Vereinbarung zwischen dem ORF und der Region Trentino-Südtirol soll „Südtirol heute“ mit Berichten aus dem Trentino (also dem italienischsprachigen Tirol) ergänzt werden. Das birgt zwei Chancen: Einerseits wird den – durch die Dynamisierung von Mobilität und Arbeitsrealität veränderten – lebensweltlichen Interessen der Euregio-Bürger/innen Rechnung getragen, andererseits werden die deutschen Sprachinseln der Provinz Trient (Fersental und Lusern) mit deutschsprachigen Fernsehinhalten aus ihrer Region versorgt. Die europäische Funkbrücke des Friedens wird dann Trient, Bozen und Inns­bruck verbinden. •


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... über Grenzen hinweg
Patrick Rina, ORF Tirol
Annäherung statt Anbiederung, Public Value Bericht 2015/16: Patrick Rina – ORF Südtirol abspielen
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Annäherung statt Anbiederung
Public Value Bericht 2015/16: Patrick Rina – ORF Südtirol