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Mehr als Musik

Roman Horacek & Stefan Zechner ORF-Delegation beim ESC


„Building Bridges“ (Wien 2015), „Celebrate Diversity“ (Kiew 2017), „All Aboard“ (Lissabon 2018) –
unter diesen Claims wurde der größte TV-Unterhaltungsevent der Welt in den vergangenen Jahren ausgetragen. Claims, die nicht nur zum Eurovision Song Contest passen, sondern auch europäische Werte widerspiegeln. Doch sind diese Claims Worthülsen oder werden sie auch im Rahmen des Events gelebt und transportiert?

Einerseits stehen Inklusion und Nachhaltigkeit immer mehr im Fokus des Eurovision Song Contest, andererseits wirft die aktuelle internationale Politik immer wieder auch ihre Schatten auf den Event: So wurde etwa der russischen Teilnehmerin Julia Samoylova 2017 die Einreise in die Ukraine untersagt, da sie für einen Auftritt über Russland in die Krim eingereist war und damit gegen ukrainisches Recht verstoßen hatte. Ihre Teilnahme holte die auf den Rollstuhl angewiesene Künstlerin übrigens 2018 in Lissabon nach. 2019 zog die ukrainische Sängerin Maruv ihre bereits bestätigte Teilnahme wieder zurück, mit der Begründung, dass sie nicht politisch instrumentalisiert werden wolle. „Hintergrund waren politische Vorgaben des Senders an die ukrainische ESC-Teilnehmerin, welche Maruv nicht akzeptieren wollte. Nach ihren Angaben untersagte ihr der Vertrag auch Auftritte in Russland, obwohl sie für April mehrere Konzerte in Moskau geplant hatte. Und ebenfalls 2019 riefen pro-palästinensische Organisationen zum Boykott des ESC in Tel Aviv auf.

Umso bedeutender sind daher auch die von der EBU aufgestellten Regeln, deren Ziel es ist, den ESC als unpolitischen Musikevent, der Grenzen verschwinden lässt und Frieden und Diversität vermittelt, durchzuführen. So sind etwa politische Botschaften auf T-Shirts oder Bannern, per Handzeichen oder verbal verboten und am ESC-Gelände – vor allem im Green Room und in der Veranstaltungshalle – sind ausschließlich die offiziellen Fahnen der teilnehmenden Länder erlaubt. Die Verletzung dieser Grundregeln kann bis zum Ausschluss einzelner Nationen führen. Letztlich repräsentiert jeder Kandidat, jede Kandidatin eine Nation und vermittelt dadurch auch die gesellschaftlichen und politischen Normen des Landes. Und somit ist der Eurovision Song Contest nicht nur ein Spiegel der Werte der EU, sondern auch ein Spiegel ganz Europas – in all seiner künstlerischen Vielfalt, mit traditionellen Einflüssen genauso wie modernen zukunftsweisenden Einschlägen. Und mit Hilfe dieses Spiegels gelingt es Jahr für Jahr, während der Veranstaltung europäische Werte wie etwa die Verpflichtung zu den Menschenrechten gemeinsam mit dem internationalen TV-Publikum zu feiern.

Der ORF nutzt dieses Fest nicht nur für österreichische Repräsentanz im Ausland. Er rückt jedes Jahr auch das Gastgeberland in den Fokus der Berichterstattung – von Beiträgen in den aktuellen ZIB-Sendungen über Sondersendungen aus dem Veranstaltungsort bis hin zu Städteporträts in den unterschiedlichsten ORF-Formaten. Somit werden dem Publikum auch neue Perspektiven und bislang vielleicht weniger bekannte Aspekte der austragenden Nation nahegebracht. Der Eurovision Song Contest ist damit ein Beispiel für den Nutzen, den hervorragende Unterhaltungsprogramme in ORF 1 auch im Hinblick auf Information haben. Der ORF ist Bühne für beides – für Unterhaltung und Information, und damit Bühne für europäische Werte. •


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