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Öffentlich-Rechtliche Medien in Europa

Korrespondetinnen berichten


Wie würden Sie die Situation öffentlich- rechtlicher Medien in Ihrem Wirkungsbereich beschreiben?


Birgit Schwarz In Deutschland bekennt sich die Politik in der Mehrheit klar zu einem beitragsfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die Finanzierung von ARD, ZDF und Deutschlandfunk (Radio) ist über 17,50 Euro abgesichert, die monatlich pro Haushalt erhoben werden.

Mathilde Schwabeneder In Italien steht dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk RAI, gegründet 1954, seit vierzig Jahren die von Silvio Berlusconi gegründete Gruppe Mediaset gegenüber. Seit damals gibt es einen starken Konkurrenzkampf, der sich in der Zeit der Kabinette Berlusconi 1 bis 4 zuspitzte. Die Organisation "Reporter ohne Grenzen" reihte in ihrer weltweiten Rangliste der Pressefreiheit 2018 Italien auf 46 (von 180). Besorgt zeigte sie sich vor allem über die regierende Fünf-Sterne-Bewegung, die immer wieder Namen von für sie unangenehmen Journalist/innen veröffentlicht hatte. Ihr Gründer Beppe Grillo hatte sogar eine "schwarze Liste" politischer Sendungen verfasst. Die Medien - und vor allem die RAI - sind aber auch Gegenstand von Auseinandersetzungen innerhalb der derzeitigen Koalition. Die Fünf-Sterne (Stand April 2019) werfen der Lega eine Politisierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vor. Diese wiederum will wieder mehr Gewicht für die einzelnen Regionen. Finanziert wird die RAI durch Rundfunkgebühren und Werbeeinnahmen. Der sogenannte "canone televisivo" wird seit 2016 automatisch mit der Stromrechnung eingezogen.

Carola Schneider Es gibt in Russland keine öffentlich-rechtlichen Medien in dem Sinn, wie wir sie in Österreich oder Deutschland kennen. Sämtliche landesweit ausstrahlenden Fernsehsender zum Beispiel (und das ist noch immer die Hauptinformationsquelle der meisten Russinnen und Russen) sind entweder in Staatshand oder werden von Kreml-nahen Unternehmern oder teilstaatlichen Firmen kontrolliert. Die Inhalte und wie über bestimmte Themen berichtet werden muss, werden (nicht offiziell bestätigt, natürlich) ebenfalls vom Kreml vorgegeben und haben vor allem, was Nachrichtensendungen angeht, nichts mit objektivem Journalismus, wie wir ihn kennen, zu tun.

Raphaela Stefandl Die SRG hatte vor einem Jahr eine Abstimmung über die Gebührenfinanzierung, die Mehrheit der Bevölkerung war für die Beibehaltung; die SRG konnte glaubhaft machen, wie wichtig Qualitätsjournalismus heute ist, dass nur mit einem starken unabhängigen Medienunternehmen die Qualität der Berichterstattung möglich ist und die Vielfalt eines Landes abgebildet werden kann.

Welche Berichts- und Programm-Vorhaben haben Sie noch fürs zweite Halbjahr 2019?

Birgit Schwarz Im Herbst finden in drei ostdeutschen Bundesländern Landtagswahlen statt, in Brandenburg, Sachsen und Thüringen. Außerdem feiern die Deutschen am 9. November 30 Jahre Mauerfall - ein Ereignis, das die Weltgeschichte verändert hat und das wir unserem Publikum in vielen Sendungen noch einmal nahebringen wollen.

Mathilde Schwabeneder Das Korrespondentenbüro in Rom (zuständig für Italien, Malta und den Vatikan) hat neben seiner tagesaktuellen Berichterstattung für Radio und Fernsehen regelmäßig Magazinbeiträge und lange Hintergrundformate im Programm. So ist für den Oktober 2019 eine "kreuz & quer"-Produktion im Vorfeld der Amazonas-Synode vorgesehen. Außerdem fix sind laufende Berichte für die "Orientierung", die Frühsendung, ORF III
und die Landesstudios rund um verschiedene Papstreisen.

Carola Schneider Wir werden so wie immer für die unterschiedlichsten Radio- und TV-Sendungen die aktuellen Ereignisse in Russland und anderen Ländern im postsowjetischen Raum beobachten und über sie berichten. Wir planen zum Beispiel nach Jakutien im russischen Fernen Osten zu reisen, um dort eine Geschichte über den auftauenden Permafrost und die damit verbundenen Folgen fürs Klima zu drehen; auch Geschichten über Kasachstan und Usbekistan sind in Planung.

Raphaela Stefandl Ich arbeite am Schwerpunkt zum Beginn des Zweiten Weltkriegs mit und arbeite das aus Schweizer Sicht auf - und gestalte ein WELT-journal über Liechtenstein. Und ich gestalte eine nachbarschaftliche Kleinigkeit: einen Beitrag über den "Hosalupf" - eine traditionelle Art der Freizeitbeschäftigung
in der Schweiz.


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Importance of ORF in a Participatory Democracy, Melanie Sully, Global Partners Governance abspielen
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Importance of ORF in a Participatory Democracy
Melanie Sully, Global Partners Governance