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Kenan Güngör, think difference In polarisierten Zeiten
Anforderungen & Erwartungen
Die migrationsbedingte, gesellschaftliche Pluralisierung stellt alle Kerninstitutionen vor die Aufgabe ihre Angebote und Dienstleistungen an die Realität eines pluralisierten Publikums anzupassen. So stellen sich die öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Radioanstalten seit einigen Jahren die Frage, wie sie mit ihren medialen Angeboten die diverse Migrationsbevölkerung stärker einbeziehen können. Mit der gegenseitigen Wahrnehmung und Akzeptanz der verschiedenen Gruppen wird die Hoffnung verbunden, das soziale Klima zu verbessern, Vorurteile abzubauen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.

Strategie der bewussten Beiläufigkeit
Hierzu sind im ORF einige Schritte eingeleitet worden und die Zahl der ORF MitarbeiterInnen mit Migrationshintergrund, die auch vor der Kamera stehen, ist langsam gewachsen. Auffällig ist, dass diese graduelle Öffnung kaum explizit geschieht, sondern sich im Hintergrund vollzieht. Somit soll sich die Zuschauerschaft langsam auf diese Pluralität als Normalität ohne großes Aufsehen gewöhnen. Diese Strategie der "bewussten Beiläufigkeit" nach dem Motto "Tue etwas Gutes und sprich nicht darüber" ist vor dem Hintergrund einer polarisierten Stimmung in Europa und Österreich zu sehen, wo die integrationsbezogene Skepsis zugenommen hat und das Ressentiment gegenüber Teilen der Migrationsbevölkerung gestiegen ist. Ein schwieriges Umfeld für Öffnungsprozesse und gerade deshalb notwendig.

Von den Rändern ins Epizentrum
Während über Jahrzehnte Migrations- und Integrationsfragen überhaupt keine politische und mediale Präsenz hatten, obwohl Zugewanderte seit längerem hier lebten, hat sich dies seit den 2000 Jahren massiv verändert. Getrieben von rechtspopulistischen Strömungen ist das Thema der Integration von den Rändern in die Aorta des polit-medialen Interesses gerückt. Wahlen wurden über dieses Thema gewonnen und Regierungen abgestraft oder gewählt.

Resilienzprüfung gegenüber rechten Überwältigungsversuchen
Die gerade implodierte, rechtspopulistisch-konservative Regierung versuchte mit ihrer geballten Regierungskraft über die Dauerbespielung von Migrations-, Des-Integrations- und Asylthemen und rechtspopulistischem Framing ihre Agenden medial auszubreiten. Die öffentlich-rechtlichen Medien mussten einerseits diese politisch forcierten Themen in ihre Berichte und Programme aufnehmen, zugleich in einer gebotenen Distanz als Korrektiv wirken. Dies dürfte ihnen in diesen schwierigen Zeiten manchmal besser manchmal schlechter gelungen sein. Es kommt nicht von ungefähr, dass die Angriffe auf den ORF seitens der rechtspopulistischen Partei massiv zunahmen und über seine Delegitimierung seine Demontage eingeleiteten werden sollte.

Produktive Zwiespältigkeit in Migrantencommunities
Für die muslimische und türkeistämmige Community nahmen die öffentlichen-rechtlichen Medien, soweit sie gesehen oder gehört wurden, eine zwiespältige Rolle ein. Einerseits war man dankbar, dass sie hier als Korrektiv fungierten und die fremden- und muslimfeindliche Stimmung nicht mitgetragen wurde. Anderseits wurde das Aufgreifen von Missstände in Teilen der muslimischen Migrantencommunities oder in den Herkunftsländern, wie z.B. die Transformation der Türkei in einen repressiven, autoritären Staat als feindselige Stigmatisierung wahrgenommen. Für die oppositionellen Teile, wurden die öffentlich-rechtlichen Kanäle zu einem wichtiger werdenden Informationskanal, was die Geschehnisse hier und in den Herkunftsländern betrifft. Diese Berichterstattung zeigte eindrücklich, dass die Konfliktlinie nicht nur zwischen Einheimischen und Zugewanderten verlaufen kann, sondern auch zwischen den verschiedenen Gruppierungen innerhalb der Communities.

Resümee
Es ist den öffentlich-rechtlichen Medien anzurechnen, dass sie durch ihre journalistische Korrektivfunktion und Brechung rechtspopulistischer Frames der gesellschaftlichen Polarisierung und Desintegration ein Stück weit entgegengewirkt haben. Das war in schwierigen Zeiten, wo der Konformitätsdruck sehr hoch war, sicherlich keine einfache Leistung. Glücklicherweise musste, aufgrund der Implosion der Rechtsregierung, nicht der Beweis erbracht werden wie lange Öffentlich-Rechtliche diesem Druck standgehalten hätten.

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