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Lukas Klingan, ORF 2 Unterhaltung in einer globalisierten Welt Globalisierung. Oder anders gesagt: Die Welt wird sich zum einen immer ähnlicher, zum anderen immer unterschiedlicher. Für die einen bedeutet es Vielfalt und Unabhängigkeit, für die anderen Überforderung und Kulturverlust. Wie sich diese monumentale Entwicklung auf unser kleines Land mit seinen originären Kulturkreisen auswirkt, ist nur sehr schwer abschätzbar. Eines steht fest: Es ist eine große Herausforderung und der ORF steht in der Pflicht.

Die Digitalisierung fordert, schneller höher weiter - oder besser gesagt: Disruption, Skalierung and the winner takes it all. Noch nie gab es so viele Akteure am Markt, noch nie wurde so viel Geld in die Unterhaltungsindustrie gepumpt. Netflix, Amazon, Apple und Disney investierten im vergangenem Jahr 100 Milliarden Dollar in ihre Unterhaltungskanäle, in den letzten fünf Jahren schwer vorstellbare 650 Milliarden Dollar 1. Diese Zahl entspricht ziemlich genau der Summe, die die amerikanische Öl-Industrie im gleichen Zeitraum investierte. Ist Entertainment im 21. Jahrhundert das, was die Ölindustrie für das Vergangene war?

Eines wird bei diesen Zahlen deutlich: Wir müssen schon lange von einem "uneven playing field" sprechen, wo öffentlich-rechtliche Institutionen finanziell und rechtlich nicht mehr mitkönnen. Solche bisher noch nie dagewesenen Investitionen verändern nicht nur eine Branche nachhaltig, sie verändern auch Gesellschaften. Befürworter freuen sich über die Entwicklung zur weltweiten uneingeschränkten Verfügbarkeit von Elementen aller Kulturen, Kritiker fürchten eine kulturelle Vereinheitlichung nach amerikanischem Vorbild.

Unbestritten ist jedoch, wie zentral Unterhaltung für die österreichische Kulturlandschaft ist. Sie prägt Verhaltensweisen, Selbstverständnis und Identität. Tagtäglich und nachhaltig. Aus diesem Grund und in Anbetracht dieser Tatsachen und unserem Programmauftrag müssen wir nun die richtigen Fragen stellen und Strategien entwickeln. Wie den neuen, finanzstarken Akteuren im Kampf um die Aufmerksamkeit begegnen? Und wie die Anliegen und Bedürfnisse der zahlreichen, wie unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten erfüllen?

Auf komplexe Fragen gibt es keine einfachen Antworten und schon gar keine allumfassenden Lösungen. Und trotz disruptiven Zeiten ist unsere traditionelle Haltung sicherlich Teil einer Antwort: Wir müssen weiter unsere Stärken wahren und diese auch kommunizieren. Denn auch in Zukunft, mit all den neuen Akteuren am Markt, kann und wird niemand das in dieser Form leisten, was wir bereits tun.

Ob 9 Plätze 9 Schätze oder Klingendes Österreich - wir bilden Land und Leute, Sprache und Traditionen ab. Wir sorgen u.a. mit dem Tatort und dem Bergdoktor für Spannung über unsere Grenzen hinweg, produzieren diese in der Region, und fördern so nachhaltig die österreichische Kreativwirtschaft und ihre Talente. Wir lachen gemeinsam über Kabarett und Satire im österreichischen Idiom, denn nur dann funktioniert der Witz. Wir sorgen mit Liebesgschichten und Dancing Stars für den kollektiven Tratsch, der letztendlich über Vielfalt und Toleranz geführt wird. Auch die musikalische Vielfalt des Landes gilt es abzubilden: vom Neujahrskonzert über die Salzburger Festspiele, hin zur populären Volksmusik und Schlagerfesten. Der kleinste gemeinsame Nenner ist formunabhängig aber immer: Unterhaltung mit Haltung.

All diese Leistungen kann und wird nur ein starker ORF erbringen. Kein noch so Budget-starker Player kann und wird diese Leidenschaft und Expertise einbringen, wie wir es tun. Ja, wir befinden uns auf einem "uneven playing field", aber nicht nur im Hinblick auf Budgets, sondern auch wenn es um Haltungen und Werte geht: die börsennotierten globalen Player präsentieren sich viermal im Jahr ihren Investoren. Wir präsentieren uns jeden Tag, denn unsere Stakeholder sind alle Menschen in Österreich, ob jung oder alt, von Ost nach West. Sie sind nicht unsere Subscriber, sondern unsere Auftraggeber und der einzige Grund, warum wir, als "Rundfunk der Gesellschaft" Programm machen.


Referenz:

1 https://www.economist.com/leaders/2019/11/14/who-will-win-the-media-wars

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