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Mercedes Echerer, ORF III So geht Kooperation Stellen Sie sich vor, die Senderstimme von ORF III ist auch Mitglied des Kulturbeirates und soll einen Beitrag zu diesem Journal schreiben, da werden Sie, geschätzte Leserschaft vermutlich denken, der Inhalt muss bei all diesen beruflichen Verbindungen voll des Lobes sein. Richtig und falsch! Ich bin voll des Lobes für ORF III, denn dieser Sender hat es binnen kürzester Zeit geschafft, ein unverzichtbarer Bestandteil der heimischen Fernsehlandschaft zu werden und sein Publikumspotenzial stetig weiter auszubauen. Aber ich hätte da doch einige Anregungen ...

Vermittlung
Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit den wichtigsten Festivals, Bühnen, Orchestern, Museen, Art-Labs, die speziell kreierten Formate, aktuelle Berichte, Live-Übertragungen von heimischen Nachwuchswettbewerben bis zum Europäischen Kulturpreis sind informative wie emotionale Über- und Einblicke ins kreative Schaffen. Aber, verehrte Leserschaft, kennen Sie Pixel, Bytes & Film, die spezielle Nachwuchsförderung für bildende Künstler*innen, oder Writer in Residence, das Äquivalent für Nachwuchsschriftsteller*innen? Wissen Sie von den Kooperationen mit den verschiedenen Universitäten? Studierende der Angewandten kreieren (in naher Zukunft) die Portraits der erLesen-Gäste und Geschichte wird buchstäblich fixiert, wenn Studierende der FH St.Pölten Zeitzeugenberichte/Oral History digitalisieren, um nur zwei der vielen Beispiele zu nennen. Sind Ihnen die Inklusions- und Integrations-Initiativen bekannt? ORF III ermöglicht - im besten Sinne des Wortes - barrierefreien - Zugang zu Kulturveranstaltungen und motiviert (nicht nur) benachteiligte Jugendliche ihre Eindrücke zu verarbeiten - literarisch, filmisch, musikalisch oder tänzerisch.

Von diesen vielfältigen Kooperationen - meist abseits des Rampenlichts - erfährt die interessierte Öffentlichkeit allerdings viel zu selten. Warum? Die Vermittlung dieses Engagement ans Publikum wäre doch eine perfekte Investition für den Erhalt und Ausbau dieser erfolgreichen Zusammenarbeiten, sehr wahrscheinlich auch eine Motivation für Teile der Zivilgesellschaft sich aktiv einzubringen.
Vermittlung von Kunst & Kultur ist generell eine sehr unterschätzte Disziplin, finde ich, und in der Regel leider unterfinanziert.

Mentoring
Aufträge an junge Talente und junge wie kleinere Produktionsfirmen zu vergeben, ist eine ehrenhafte Art des Mentorings. Denn vor allem am Beginn einer Karriere braucht es Aufträge. Aufträge, die die Kreativität und das eigene Profil zur Geltung bringen. Auftragnehmer*innen möchten bestmögliche Arbeit liefern, aber Qualität kostet, und was an Monetärem fehlt, kann oft nur durch (wo)-manpower ersetzt werden. Ausbeutung der eigenen Ressourcen ist die logische Konsequenz. Leider ist der Einsatz dieser Art von Kapital in manchen Branchen eine Selbstverständlichkeit geworden. Es braucht die richtigen Rahmenbedingungen, damit sich dieser Kapital - Einsatz von Talenten und Jungunternehmer*innen amortisieren und keine unnötigen Turbulenzen am Markt ausgelöst werden. Mentoring in Form von Auftragsvergaben ist eben auch eine große Verantwortung. Das Publikum erwartet sich auch weiterhin Qualitätsprodukte. Gemeinsam sollten wir uns dafür einsetzen, dass ORF III die Mittel bekommt, die ein Qualitätssender braucht um sein Publikum nicht zu enttäuschen und den Markt in der Balance zu halten.

Mehrsprachigkeit
Um sich am öffentlichen Diskurs beteiligen zu können, muss sich eine multiethnische und multiexistenzielle Gesellschaft in der Kunst & Kultur widerspiegeln. Eine der Kernaufgaben eines Kulturkanals ist daher, die Vielzahl unterschiedlicher Narrative in allen Kunstgattungen, sowie visionäre (Lebens-) Entwürfen und Role-models für alle Generationen zu präsentieren. Eine enorme Herausforderung, die einen laufenden Prozess der Vertiefung und Erweiterung verlangt.

Warum zum Beispiel begegnen wir unserer mehrsprachigen Gesellschaft nicht auch in ihren Sprachen? Sprache ist ja bekanntlich das Tor zum Fremden. Die Ausstrahlung von Filmen - Spielfilme, Kinder- und Jugendfilme, Dokumentationen oder Kabarett - in Originalsprache mit Untertitelung ist eine Selbstverständlichkeit in den meisten europäischen Ländern und bringt viele Vorteile mit sich. So kann die eigene Muttersprache spielerisch gepflegt werden, oder man verbessert die eigenen Fremdsprachenkenntnisse. Ist Ihnen schon aufgefallen wie toll junge Skandinavier Englisch sprechen?

Im deutschsprachigen Raum hingegen besteht weiterhin die Tradition Filme in synchronisierter Fassung zu zeigen. Warum nicht, aber als Ergänzung und Auswahlmöglichkeit sollte es auch das Angebot der Mehrsprachigkeit geben.
Sprache soll uns weder eingrenzen noch voneinander ausgrenzen!
Und in einem zusammenwachsenden Europa bedarf es, meiner Meinung nach auch einer besseren Ausgewogenheit zwischen den Berichten aus Ost und West.

Werbung in eigener Sache
Zu den vielen erfolgreichen Kooperationen von ORF III zählt die Übertragung der Gala zum österreichischen Filmpreis. Einmal jährlich werden die spannendsten Arbeiten durch die Anerkennung der Kollegen gewürdigt und geehrt. Mittlerweile zur schönen Tradition geworden, hat sich die Gala etabliert und gehört zum Kanon heimischer Preisverleihungen im TV. Rund um die Gala gibt es eine intensive Berichterstattung, Preisträgerfilme werden erneut ausgestrahlt und relevante, prominent besetzte Diskussionen geführt. Das freut die Branche und erhöht die Aufmerksamkeit des Publikums. Danke! Naturgemäß liegt mir als Obfrau der Akademie des österreichischen Films aber nicht nur die Gala am Herzen sondern ebenso die Vermittlung der filmischen Narrative (womit wir wieder bei Punkt 1 wären). Fast jeder in Österreich produzierte Film genießt auch eine finanzielle Unterstützung des ORF und kann daher unmittelbar nach der Kinoauswertung im TV ausgestrahlt werden und Freitags gibt's den Österreichischen Film auf ORF III - Herz was begehrst du mehr? Ich vermisse eine Art Trailer 2.0. Regelmäßige Informationen über neue Kinoproduktionen, nationale wie internationale, Berichte von Besuchen am Filmset und Gespräche mit Filmschaffenden. Für unser potenzielles Publikum - auch im Kino - wäre dies eine attraktive Orientierungshilfe und für den ORF eine Werbung in eigener Sache. Wenn etwas förderwürdig ist, sollte es schließlich auch entsprechend beworben werden, denke ich.


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