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Boris Jordan, FM4 Stellen Sie sich vor... Im neuen Eingang des Studios von FM4 sitzen entspannt und kaum bemerkt zwei Musiker beim Kaffee und warten auf ihren Auftritt für Stuart Freemans Morningshow, wo sie FM4 eine kleine Seifenblasenmaschine aus ihren Proberaumtagen schenken werden, als Dank für Unterstützung, gewissermaßen, und sie sind entspannt, weil im sie umgebenden Herumgewusel niemand von ihnen verlangt, sie sollen "Maschin" auf einen Unterarm malen. Sie werden nur von der melancholischen Newcomerband Oehl erkannt, die schüchtern grüßen, bevor sie zu Rudi Ortner ins Live Studio müssen, um Teile ihres noch nicht erschienenen Debuts in einem Akustik Set aufzunehmen. Daneben stehen die zwei Laptop Rucksäcke von Katharina Seidler und Dalia Ahmed, die sich gleich nach Graz aufmachen, um beim Elevate Festival die tunesische Producerin Deena Abdelwahed zu interviewen und am Abend zusammen mit Jayda G und Michael Mayer bei einem Electronica/Grime Abend aufzulegen. Vorher wollen noch technische Abklärungen für eine Sondersendung mit Musikchefreporterin Susi Ondrusova getroffen werden, der gleichzeitige live Termin mit der britischen Musikerin Japanese House ist noch nicht vollends fix, CvD Alex Wagner ist etwas hektisch, aber er kann stattdessen Christoph Weiss' Analyse des Bitcoin Skandals in der Sendung für den Nachmittag vorziehen oder den Bericht von der Riversurfing Welle in Bad Ischl von Gersin Paya, Boris Jordans Interview mit David Graeber und Stefan Trischlers Vorstellung der Neuauflage einer Sudanesischen Mambo Crossover Compilation stehen als Ersatz bereit. Es ist erst 11 Uhr vormittags, ein normaler Tag bei FM4, so könnte er aussehen...

FM4 sieht sich seit seinen Anfängen als Beobachter und medialer Begleiter der sub- und gegenkulturellen, urbanen Strömungen aus Österreich und aller Welt sowie von allen kulturellen Schaffensfeldern wie Musik, Film, Literatur und der digitalen Welt. Diese Subkulturen waren und sind der Auffassung des Senders nach - trotz ihrer oftmals geringen Größe und (anfänglichen) kommerziellen Marginalität - stets als Vorreiter und Trendsetter der kommerziellen Mainstreamkultur zu sehen. Nicht nur wegen dieses Potentials, sondern auch wegen ihres gesellschaftliche Realitäten abbildenden Charakters sah und sieht FM4 es als seine öffentlich-rechtliche Aufgabe, diesen Gehör zu verschaffen und sie in popkultureller und künstlerischer Hinsicht ebenso ernst zu nehmen, zu analysieren und zu erklären, wie es andernorts für die Blüten kommerzieller Popkultur und die Leistungen des hochkulturellen Schaffens der Fall ist - und ihnen durch medienimmanente Multiplikator-Funktion auch zu einer breiteren Akzeptanz zu verhelfen , ganz im Sinne des schon in seinen Gründungsgedanken eingeschriebenen Vorsatzes, "die Stärken und Spitzen der Subkulturen zu bündeln" (Martin Blumenau).

In seinen 25 Jahren hat FM4 nicht wenige dieser Phänomene begleitet. Der Sender durfte, nicht ohne Genugtuung, aber bar jeder Überraschung, bezeugen, wie musikalische Gegenkulturen (Indie- Rock, Punk, Hiphop, Grime, Techno, House, Deutsch- und Dialektrap, die verschiedenen modernen Spielarten des Metal) von Geheimtipps zu globalen Massenphänomenen aufgestiegen sind und schließlich auch die Charts und Festivals aller Länder erobert haben.
Mit besonderem Stolz kann FM4 auch auf seinen Anteil an den, über die Grenzen des Landes hinausreichenden Erfolg österreichischer Bands und MusikerInnen hinweisen. Von Bilderbuch bis Wanda, von Kruder/ Dorfmeister bis Camo & Krooked, von Raf Camorra bis Yung Hurn, von Manu Delago bis Soap& Skin sind sämtliche Phänomene in ihren subkulturellen Stadien zuerst auf FM4 zu hören gewesen, ohne Quote oder Vorgabe, nur wegen ihrer Qualität und ihres Potentials - weshalb sich die genannten MusikerInnen auch besonders zur "FM4 Community" gehörig fühlen, und das, seit sie in ihren Probekellern und Wohnzimmern noch als Subkultur verstanden wurden. FM4s Hauptmotor dieser Community ist der "FM4 Soundpark", eine auf der im 21. Jahrhundert entstandenen "Blog" - Kultur basierende Web Plattform mit Spiegelung in zweimal wöchentlicher Radio Präsenz, die seit 20 Jahren eine Plattform für österreichische Musik bietet, quer durch die Genres und sich mit besonderer Sorgfalt und journalistischer Neugier den musikalischen Phänomenen bereits in ihren Anfängen annimmt. Und der Erfolg gibt ihm Recht - kaum eine subkulturell geprägte, österreichische musikalische Entdeckung, die man nicht zuerst auf FM4 gehört haben dürfte.

Aber auch wenn sich derlei Prophetie einst bewahrheitet hat, heißt das nicht , dass man sich darauf ausruhen darf - oder will. Immer noch hat FM4 den Anspruch, dass subkulturelle Bewegungen und Phänomene, neue Stile und ihre Gegenstile in ihren Anfängen zuerst auf FM4 abgebildet werden sollen. Ungebrochene Neugier und Interesse bestimmt das Handeln und Auswählen der verschiedenen Redaktionen des Senders - und das beschränkt sich nicht auf die Musik: Die FM4Games Abteilung etwa, die sich dem großen jugendkulturellen Phänomen der Computerspiele annimmt, hat sich in seinen Anfängen schließlich den Namen "Digital Underground" gegeben und dieses Selbstverständnis bis in die Gegenwart getragen. FM4 berichtet über die großen Marktführer- Massenphänomene der Konsolenwelt ebenso, wie über unabhängige Game Entwicklungen, über große Trendsetter- Spielekongresse wie die "GameCity" oder die ComicCon ebenso, wie über randständige Start Ups in Kinderzimmern und Garagen, die morgige Trends und Gegentrends bereits jetzt erkennen lassen. Und auch die Unterhaltung ist keine Vorgabe: Netzpolitische Bewegungen, die nicht selten sich als kritischer Kontrapunkt zu großen, konzernbestimmten Marktphänomenen sehen, und die auf Gefahren und Fallen der Digitalisierung und die aus ihr resultierenden gesellschaftlichen Veränderungen hinweisen, finden auf FM4 Gehör.

In seiner gesellschaftspolitischen Berichterstattung nimmt FM4 nicht selten die Rolle einer Plattform ein, auf der urbane Diskurse sich darstellen dürfen: Sei es die "LGBTIQ"- Bewegung und die mit ihr einhergehenden Fragen der gesellschaftlichen Diversität, sei es Kunst im öffentlichen Raum, Aktionismus, Cosplay oder Graffiti Kultur oder auch die generelle Auseinandersetzung mit den Lebens- und Arbeitssituationen der urbanen, kulturschaffenden Minderheiten - einer Plattform der kritischen Auseinandersetzung und ausgewogenen Darstellung, die diese Phänomene in das Licht der öffentlichen Auseinandersetzung rücken sollen.

Gemäß der selbstgewählten Rolle des Beobachters, Medien- und Diskurspartners einer urbanen, gegen- und subkulturell ausgerichteten Festivalkultur berichtet FM4 - neben den Großen Festivals im Rahmen seines sommerlichen "FM4 Festivalradio" - Schwerpunkts - auch über kleinere urbane und avantgardistische Festivals in ganz Österreich, wie etwa z.B. das Donaufestival Krems, das Elevate Festival Graz, das Heart of Noise Innsbruck, das Hyperreality im Rahmen der Wiener Festwochen, die Ars Electronica in Linz oder das Electric Spring im Museumsquartier. Schließlich darf FM4 auch beim größten Stadtfest Europas, dem Wiener Donauinselfest auf einer eigenen Bühne jährlich die Ergebnisse seiner freudigen musikalisch- subkulturellen Schnüffelei dem großen Gesamtpublikum präsentieren.

All dies ist nur möglich, weil sich FM4 und die mit dem Sender verbundene Community den Respekt vor und das journalistische Interesse an noch so kleinen, intensiven Subkulturen als konstitutiv für den Sender seit seinen Anfängen bewahrt hat und weiterhin mit gewohnter Neugier, Verve und Verlässlichkeit pflegen wird.

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