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10 | OKTOBER - Vielfalt Wo die Seele Wurzeln schlägt - Alexandra Mantler, Redaktion „Religion und Ethik“ "Wie Österreich fast protestantisch wurde" konnte man am Abend des Allerheiligentags auf Ö1 in der Sendung "Memo" erfahren, die stets zu akustischen Streifzügen durch die mitteleuropäische Kultur- und Ideengeschichte einlädt. Um die ersten Christen und Christinnen auf dem Gebiet des heutigen Österreich ging es zu Pfingsten und um Osterkrippen und Kalvarienberge zu Ostern. Religionen, ihre Feste und ihr Brauchtum haben die österreichische Geschichte und Identität geprägt und prägen sie bis heute und sind damit Teil einer pluralistischen Gesellschaft.
73 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher glauben an Gott, lautet ein Ergebnis der letzten Europäischen Wertestudie aus dem Jahr 2018. Allerdings besuchen immer weniger Menschen Gottesdienste oder beten regelmäßig. Religiosität scheint immer weniger an Institutionen gebunden zu sein, auch wenn sich mehr als 60 Prozent der Befragten selbst als religiös bezeichnen. Dazu kommt eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Menschen, die sich selbst nicht als religiös bezeichnen würden oder Religion/en per se ablehnend gegenüberstehen, aber dennoch an einer objektiven und fachlich kompetenten medialen Berichterstattung über die politischen, sozialen, kulturellen und phänomenologischen Wirkungsweisen von Religion/en interessiert sind.
Während der Corona-Krise hätten Religionen laut Jocelyne Cesari, Professorin für Religion und Politik an der Universität Birmingham, weltweit einen Aufschwung erfahren. Religionen hätten jene Sicherheit geboten, die manche säkulare Institution nicht habe geben können, so Cesari. Dabei gehe es nicht nur um materielle Sicherheit, sondern auch um psychologische Unterstützung. Religionen wirken identitätsstiftend - Wertewandel und Säkularisierung zum Trotz. Gerade in Krisenzeiten suchten Menschen nach Sinn, Orientierung und Gemeinschaft.
Zudem haben sich in den vergangenen beiden Jahren angesichts der Corona-Pandemie auch neue ethische Fragen gestellt: Wie ist es um das Verhältnis von individueller Freiheit und gesellschaftlicher Solidarität bestellt? Welcher Schutz gebührt vulnerablen Gruppen? Ist eine Impfpflicht ethisch vertretbar oder gar geboten? Weiters sorgten die Neuregelung der Sterbehilfe, der Pflegenotstand und die Klimakrise für rege Werte-Diskussionen.
In dieser gesellschaftspolitischen Situation, die geprägt ist von großer Unsicherheit bezüglich Gegenwart und Zukunft, aber auch von einer Sehnsucht nach individueller Spiritualität und Beheimatung, sind die Programmangebote der multimedialen Abteilung "Religion und Ethik" des ORF in TV, Radio und Online gefragter denn je und bieten Interessierten - unabhängig von ihrem weltanschaulichen Hintergrund - vielfältige Angebote.
Versammlungsverbote und Lockdowns wurden für jene Menschen zur Herausforderung, für die der Besuch eines Gottesdienstes ein wöchentliches Ritual darstellt, das neben den spirituellen Aspekten auch für Vertrautheit, Gemeinschaft und Heimat steht. Seit der Corona-Pandemie überträgt der ORF an jedem Sonn- und Feiertag Gottesdienste im Fernsehen und Radio, die auch als Livestream auf religion.ORF.at abrufbar sind. Diese bieten für viele Menschen ein Stück spirituelle Heimat - medial vermittelt.

Auch in Zeiten der zunehmenden Digitalisierung und des Siegeszugs von On-demand-Angeboten stellen TV- und Radiosendungen für viele Menschen Fixpunkte in ihrem Leben dar und geben dem Alltag Struktur: Das Ö1-Magazin "Lebenskunst" am Sonntagmorgen bietet Begegnungen mit religiösen Initiativen, mit Kunst und Literatur und geistlicher Musik von Gregorianik bis Gospel. Der "Feierabend" auf ORF2 stellt Menschen vor, die aus ihrem Glauben heraus die Gesellschaft mitgestalten. Die "Gedanken für den Tag", eine feuilletonistische Miniatur unmittelbar vor dem Ö1-"Morgenjournal", bieten einen täglichen Impuls zur Reflexion kurz vor den News, der von ganz verschiedenen Denkerinnen und Denkern mit jeweils unterschiedlichem religiös-philosophischen und gesellschaftspolitischen Hintergrund gestaltet wird.

Der ORF beleuchtet in seinen Programmen das Wirken aller anerkannten Religionsgemeinschaften in Österreich, journalistisch, kritisch und unabhängig. Mit jener Sachkompetenz, die eine Fachredaktion auszeichnet, werden in der tagesaktuellen Berichterstattung, in den Magazinen "Praxis" (Ö1) und "Orientierung" (ORF2) und auf religion.ORF.at gesellschaftspolitisches Engagement ebenso wie Entwicklungen und Konflikte an den Schnittstellen von Religion und Politik thematisiert. Selbst in Zeiten, in denen Religion gerne a priori zur Privatsache erklärt wird, steht Religion vermehrt im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit, der es auch in der Berichterstattung eines öffentlich-rechtlichen Mediums Rechnung zu tragen gilt.

Doch das Verständnis von Religion und Spiritualität kann sich in einer Zeit der zunehmenden Individualisierung nicht mehr nur auf die institutionellen Religionsgemeinschaften beschränken, sondern muss heute weiter gefasst werden: Es geht letztlich um die großen Fragen des Lebens und seiner Endlichkeit, um Schuld und Vergebung, um Werte und Ziele, um ethische Forderungen und Grenzen, um das Woher und Wohin des Menschen. Diese Fragen beschäftigen weit mehr Menschen als nur jene, die sich selbst als religiös bezeichnen würden, und sie kommen in Sendungen wie "Kreuz und Quer", "Logos" oder "TAO" zur Sprache und ins Bild.

Und am Ende gilt wohl jene Weisheit, die auch dieses Jahr die vierteilige Gesprächsreihe "kreuz und quer gedacht" über die Kardinalstugenden aus dem Stift Admont mit dem Theologen und Kabarettisten Stefan Haider prägte: Das, was den Einzelnen glücklich macht, sein Leben als gelungen auszeichnet, kann im Detail sehr verschieden sein. Gemeinsam ist den Menschen Aristoteles zufolge jedoch, dass sie wahres Glück nur durch ethisches Handeln erreichen können.

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VIELFALT
ORF-Gesetz

§ 4. (1) Der Österreichische Rundfunk hat für die angemessene Berücksichtigung aller Altersgruppen, die angemessene Berücksichtigung der Anliegen der Familien und der Kinder sowie der Gleichberechtigung von Frauen und Männern, die angemessene Berücksichtigung der Bedeutung der gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften zu sorgen.
§ 4. (2) Das Angebot hat sich an der Vielfalt der Interessen aller Hörer und Seher zu orientieren und sie ausgewogen zu berücksichtigen.

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Termine im Oktober


Sa 1. Weltvegetariertag
So 2. Im Oktober: Lange Nacht der Museen
Mo 3. Tag der deutschen Einheit
Di 4. Jom Kippur
Mi 5. 5.-9.10. ORF Radio Tirol Oktoberfest
Do 6. 55. "musikprotokoll"
Fr 7. Welttag für menschenwürdige Arbeit
Mo 10. Tag der Volksabstimmung (K)
Mi 12. "Vorarlberg heute"
Do 13. FM4: "Tribe Vibes"
Sa 15. Musik im Studio: Zeitimpuls
So 16. TELETEXT
Di 18. DIE.NACHT: "Willkommen Österreich"
Do 20. "Wien heute"
Sa 22. Ö3: "Frag das ganze Land"
Mi 26. Nationalfeiertag / 9 Plätze - 9 Schätze
Do 27. Geburtstag Bahá'u'lláhs
Sa 29. Welt-Internet-Tag
Mo 31. Halloween

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