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03 | MÄRZ - Verantwortung Die Schönheit der Scherben - Elisabeth Gollackner, ORF1 DOK1 als vergleichsweise junges Format im ORF lebt davon, dass es die Rahmen gewöhnlicher Dokumentationen hin und wieder sprengen darf. Einer dieser Versuche war die Folge namens "Überlebt", wo Menschen porträtiert wurden, die nur knapp dem Tod entkommen sind. Die positive Resonanz darauf hat uns ermutigt, mehr daraus zu machen. Und so entstand das fünfteilige Spin-off namens "Der eine Moment". Gibt es diesen einen Moment, der das Leben für immer verändert? Der die Weichen neu stellt? In den (durch und durch positiven) Zuschriften tauchte ein Satz auf, der uns stutzig gemacht hat: "Danke für diese Sendung! Endlich zeigt der ORF authentische Menschen."

Die erste Gefühlsregung innerhalb der Redaktion war: Was soll das heißen? "Authentische Menschen", die zeigen wir doch immer. Wir engagieren keine Schauspieler/innen, wir versuchen, nicht zu viele Expert/innen auf einmal ´reinzunehmen. Wir sind ständig auf der Suche nach "normalen" Menschen, nach "Betroffenen", wie sie so schön heißen. Was war der Unterschied?
Der Unterschied (und das zeigten uns die weiteren vielen Zuschriften) lag in den Lebensgeschichten. Die Menschen, die wir zeigen, sind keine "Betroffenen", sie sind "Gebrochene", "Zerbrochene". Ein Sprung zieht sich durch ihre Oberfläche, eine Narbe ist sichtbar. Ihnen ist etwas zugestoßen, das wieder geheilt ist, doch es bleibt in der Biografie enthalten. Es verändert alles.

Zum Beispiel die Geschichte des Mannes, der mit Freunden in seiner Garage eine Überraschung für ein Brautpaar basteln möchte. Ein Sprengkörper explodiert, reißt ihm einen Arm weg. Und er erzählt, unter Tränen, dass es nicht die große Sache ist - ein Invalide zu sein - sondern dass es die täglichen kleinen Handgriffe sind, die ihn so plagen. Und dass es aber eben genau dieser Unfall war, der ihn dazu gebracht hat, über seine Grenzen zu gehen. Heute besteigt er die höchsten Gipfel.
Oder die Alleinerzieherin, die plötzlich vor der Diagnose Blutkrebs steht. Und die tatsächlich eine Stammzellenspenderin findet. "Ich lebe", sagt sie. "Es ist ein Wunder."
Wir waren überrascht, welche starke Identifikationsmöglichkeit diese Geschichten erzeugt haben. Und sie haben uns gezeigt, dass die Betroffenen in anderen Produktionen offenbar als "stark" und "makellos" gesehen werden: Es sind die, die sich vor die Kamera trauen, die für etwas kämpfen, die eine Agenda haben. Das ist auch gut so. Aber gerade "Der eine Moment" hat gezeigt, dass es beim Publikum noch eine andere Sehnsucht gibt: Nach Brüchen, nach Makeln, nach Fehlern. "Endlich authentische Menschen" - endlich Menschen, die genauso mit ihren Narben leben wie man selbst.
Das, was wir aus "Der eine Moment" gelernt haben, erinnert an die japanische Tradition des Kintsugi. Dort werden gebrochene Tassen nicht weggeworfen, sondern mit Gold gekittet. Der Bruch macht sie einzigartig. Der Makel wird vergoldet. Weil er unsere Identität, letztlich uns zu dem macht, was wir sind.

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VERANTWORTUNG
ORF-Leitbild
Der ORF ist sich seiner gesellschaftlichen und insbesondere sozialen Verantwortung bewusst und leistet einen wertvollen Beitrag zur öffentlichen Meinungsvielfalt und Kommunikationsqualität und damit zu Toleranz, Solidarität und Integration in der Gesellschaft.

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Termine im März



Di 1. Faschingsdienstag
Mi 2. Ö3: Nachrichten zu jeder vollen Stunde
Fr 4. Start "Starmania22"
Sa 5. Ö1, Sieger/innenprojekte "track 5' "
Mo 7. 150. Geburstag von Piet Mondrian
Di 8. Weltfrauentag
Mi 9. ORF III: "Heimat Österreich"
Fr 11. 3sat: "Kulturzeit"
So 13. "Dober dan, Koroška" in der TVthek
Mo 14. "ZIB Nacht"
Di 15. ORF2: "bewusst gesund"
Mi 16. aspekte Festival für Neue Musik - Ö1
Do 17. St. Patrick's Day
Fr 18. Holi - Fest der Farben
Sa 19. Josefitag (K, St, T, V)
So 20. "Hinter den Kulissen der Volksoper"
Mo 21. Welt-Down-Syndrom-Tag
Di 22. 75. Geburtstag von André Heller
Mi 23. 80. Geburtstag von Michael Haneke
Fr 25. ORF1: "Hallo Österreich"
Sa 26. Ö1: "Mittagsjournal"
So 27. Oscars 2022
Di 29. ORF1: "ZIB 18"
Do 31. Transgender Day of Visibility

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