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Irmi Wutscher Wissen - Being Digital Welche Auswirkungen hat die digitale Durchdringung aller Lebensbereiche schon heute auf die Menschen? Wie verändert sie das Selbstbild und das gesellschaftliche Miteinander? Welche neuen Formen von datengetriebener Wissenschaft, Kunst und Kultur gibt es?

Diese Fragen, vorgegeben von Senderchef Martin Bernhofer, stellte sich Ö1 2022 in einem Schwerpunkt zum Thema "Digitale Transformation". Denn eine Zukunft, in der wir alle - nicht nur die "Digital Natives" - permanent online sind, rückt in greifbare Nähe. Wir haben ja gesehen, wie schnell das Smartphone in den letzten Jahren zu einer Art Fernsteuerung für das eigenen Leben wurde.

Alles deutet darauf hin, dass online und offline immer enger verzahnt, vielleicht nicht mehr unterscheidbar sein werden. Es kann zum Beispiel sein, dass der digitale Raum künftig überhaupt nicht mehr über Eingabegeräte und Bildschirme "betreten" wird, sondern dass er uns überall begleitet und umfängt.

2022 war die Möglichkeit eines "Metaverse", in dem die Grenzen zwischen physischen und virtuellen Welten verschwimmen, erstmals konkret vorstellbar. Vielleicht über Schnittstellen in unserem eigenen Körper und ohne die Möglichkeit, einen "Aus-Knopf" zu drücken. Dazu kommt, dass Künstliche Intelligenz, kurz KI, gerade den Sprung in zahlreiche alltägliche Anwendungen macht. Sie droht außerdem über Programme wie Lensa oder ChatGPT ausgerechnet jene kreativen Tätigkeiten wie Schreiben, Zeichnen, Gestalten zu übernehmen, von denen wir bisher überzeugt waren, dass sie den Menschen von der Maschine unterscheiden. Es liegt auf der Hand, sich solche Entwicklungen von den Digital Natives selbst erklären zu lassen.

Genau das haben die jungen Autor:innen von 'Follow me' in einem Ö1 Radiokolleg getan. "Wir Mitglieder von 'Follow Me' stammen aus Jahrgängen nach 1994, sind den Millenials oder der Generation Z zugehörig und mitten in das digitale Zeitalter hineingeboren, mit der Digitalisierung aufgewachsen", schreibt Luna Ragheb in ihren Überlegungen für das Ö1 Magazin "Gehört". "Ein analoges Leben vor dem Internet kennen wir nicht. Und doch erleben wir den digitalen Wandel Tag für Tag, nehmen seine Umbrüche wahr und entwickeln uns damit stets weiter."

Luna Ragheb skizziert in diesem Artikel auch ihre eigene digitale Sozialisation: "Die meist heimlich gespielten Snake-Runden am Nokia-Handy meines Vaters, bevor wir später gemeinsam meine erste E-Mail-Adresse in einem Internetcafé erstellten. Der besorgte Kommentar meiner Mutter, als ich mich bei der ihr noch unbekannten Online-Plattform Facebook anmeldete, auf der sie mittlerweile selbst mit mir interagiert. So individuell diese digitalen Erlebnisse auch sein mögen, schmunzle ich aus heutiger Sicht - jetzt, wo alles doch so anders ist - oft über sie. Sie ähneln den Erfahrungen anderer 'Follow Me'-Redakteur:innen, anderer junger Menschen, anderer Digital Natives."

Neun junge Menschen, von Wien über Tirol bis Paris, haben sich online zusammengesetzt und über die Auswirkungen der Digitalisierung auf ihre alltäglichen Lebensbereiche nachgedacht. Die Themen reichten von virtuellen Partys während der Pandemie, Online-Partner:innen-Suche bis zu der Frage, was mit den Daten eigentlich geschieht, die wir oft unbemerkt großen Internet-Konzernen geben. In den Brainstormings, die allesamt virtuell stattfanden, stellte sich schnell heraus, dass die Digitalisierung die Grenze zwischen Gegensätzen verwischt, zwischen Arbeit und Freizeit, fake und real, Teilen und Besitzen.

In den entwickelten Geschichten ging es daher darum, genau diese Grenzverwischungen zu dokumentieren und zu erkunden. Wo endet die Arbeit und wann beginnt Freizeit?Das ist bei jungen Online-Workaholics und digitalen Nomad:innen, die irgendwie "always on" sind manchmal schwer zu sagen. Gleichzeitig fordern die jungen Menschen selbstbewusst ein, von überall arbeiten zu können und sich die Zeiten je nach Aufgaben selbst einzuteilen. Hier kann das Bild von der Welt schon erschüttert werden, wenn sich ein:e Redakteur:in für ein paar Wochen gezielt in eine Fake-News-Blase begibt. Und es ist sehr eindeutig, dass auch virtuelle Verletzungen in der Realität sehr weh tun können und sich immer mehr junge Menschen in den Sozialen Medien sehr offen über ihre mentale Gesundheit austauschen.

Gibt es im Internet nur mehr geteilte Güter und Zugang anstatt konkretes Besitzen? Möchte man meinen, aber dann tauchen NFTs auf und die Frage, wie Besitz im digitalen Raum eigentlich organisiert werden kann. Nicht zuletzt geht es aber auch darum, wie das eigene Leben - und damit auch das Online- Leben - minimalistischer gestaltet werden kann, um den Planeten Erde weniger zu belasten. Man sieht schon: Being Digital ist überall und vielgestaltig und schwer zu fassen. Hier haben uns die Digital Natives gezeigt, wohin wir uns bewegen.

Zahlen, Daten und Fakten zur Leistungskategorie Wissen, finden Sie im Datenteil des Public Value Berichts 2022/2023.