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© Grafik: ORF, Bild: Aleksandra Pawloff

Auf dem Fahrersitz der Geschichte

Hildegard Aichberger, Sprecherin der Caritas Österreich


Vorausgeschickt: Der ORF trägt viel dazu bei, dass soziale Themen hierzulande Aufmerksamkeit be-kommen. Auch sein soziales Engagement, wie etwa 2018 bei der Hochwasserhilfe in Kärnten, kann sich – auch im internationalen Vergleich – sehen lassen. Gleichzeitig: die Herausforderungen unserer Zeit sind groß und viele Zukunftsfragen ungelöst. Die Aushandlung zentraler gesellschaftspolitischer Anliegen geschieht oft in einem wenig konstruktiven, dafür umso emotionaleren Klima. Themen poppen anlassbezogen auf und verschwinden ebenso schnell wieder von der medialen Agenda. Seit Jahren wissen wir um den Pflegenotstand, um das Feststecken der Bildungsdebatte, um die Gefahren des Klimawandels. Einen echten Diskurs, wohin wir als Gesellschaft wollen, was die Konsequenzen unseres Handelns oder nicht-Handelns, was unsere gemeinsamen Ziele und was die „roten Linien“ sind, so einen Diskurs gibt es nicht. So kann schrittweise das erodieren, was bisher als Grundfesten unserer Gesellschaft feststand, wie etwa Sozialstaat oder Menschenrechte.
Wollen wir die Zukunft gestalten, so müssen wir schleunigst auf dem Fahrersitz der Geschichte Platz nehmen. Der ORF als „Rundfunk der Gesellschaft“ hat dabei eine zentrale Rolle als Plattform, Moderator und Agendasetter. Nicht zuletzt kommt dem ORF die Aufgabe zu, diese Themen in eine Form und Sprache zu übersetzen, mit der die Menschen etwas anfangen können, und die einen produktiven, gesellschaftlichen Dialog ermöglichen.