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Auf dem Weg zu einem öffentlich-rechtlichen Internet #4 Öffentlich-rechtliche digitale Medien Auf dem Weg zu einem öffentlich-rechtlichen Internet

Die Digitalgiganten haben die Demokratie und das Internet geschwächt. Wir brauchen ein neues Internet. Wir müssen das Internet wiederaufbauen. Während das heutige Internet von Monopolen und Kommerz beherrscht wird, ist das öffentlich-rechtliche Internet von Demokratie geprägt. Während das heutige Internet von Überwachung beherrscht wird, ist das öffentlich-rechtliche Internet datenschutzfreundlich und transparent. Während das heutige Internet die Öffentlichkeit fehlinformiert und spaltet, bindet das öffentlich-rechtliche Internet die Öffentlichkeit ein, informiert sie und unterstützt sie. Während das heutige Internet vom Profitprinzip angetrieben wird und dieses vorantreibt, stellt das öffentlich-rechtliche Internet die sozialen und gesellschaftlichen Bedürfnisse der Menschen in den Vordergrund.

Der Datenschutz ist ein zentraler Aspekt des öffentlich-rechtlichen Internets. Das öffentlich-rechtliche Internet bietet vorbildliche Praktiken der Datenverarbeitung. Die Software des öffentlich-rechtlichen Internets und seine Inhalte sind ein Allgemeingut, das für nicht-kommerzielle Zwecke weiterverwendet werden kann. Auf öffentlich-rechtlichen Internet-Plattformen können die Nutzer/innen ihre Daten verwalten, herunterladen und ihre Daten und selbst erstellten Inhalte auf anderen Plattformen weiterverwenden. Die Digitalgiganten speichern jeden Klick und jede Online-Bewegung, die wir machen, um unser Verhalten zu überwachen und zu monetarisieren. Öffentlich-rechtliche Internetplattformen minimieren und dezentralisieren die Datenspeicherung und müssen die Internetnutzung nicht monetarisieren und überwachen. Öffentlich-rechtliche Internetplattformen experimentieren mit neuen Formen der Lizenzierung von Inhalten, die kulturelle und digitale Gemeingüter für gemeinnützige und nicht-kommerzielle Zwecke fördern.

Die Verwirklichung eines öffentlich-rechtlichen Internets erfordert neue Ideen, neue Technologien, neue Regeln und neue Wirtschaftsmodelle. Die öffentlich-rechtlichen Medien verfügen über das Potenzial, die entscheidende Kraft zu werden, die die demokratische Kommunikation im digitalen Zeitalter voranbringt. Die öffentlich-rechtlichen Medien und ihre öffentlich-rechtlichen Internetplattformen müssen unterstützt und ermöglicht werden. Die Rundfunkgebühren und Rundfunkbeiträge, durch die die öffentlich-rechtlichen Medien unterstützt und ermöglicht werden, sind kein Mechanismus der Vergangenheit, sondern einer für die digitale Zukunft. Die digitale Mediengebühr wird die öffentlich-rechtlichen Rundfunkgebühren im digitalen Zeitalter erweitern und umgestalten.

Die öffentlich-rechtlichen Medien sollten weiterhin unterstützt und finanziert werden, damit sie über die notwendigen Ressourcen verfügen, um ihre Aufgabe zu erfüllen und weiterzuentwickeln. Darüber hinaus benötigt das öffentlich-rechtliche Internet eine nachhaltige Finanzierung, die auf Mechanismen wie der Rundfunkgebühr (Österreich), dem Rundfunkbeitrag (Deutschland), der Rundfunkabgabe (Schweiz), dem nordischen Modell einer öffentlich-rechtlichen Steuer und transnationalen Finanzierungsmechanismen beruht.

Öffentlich-rechtliche Internetplattformen behandeln die Nutzer/innen und Arbeitenden fair. Sie sind unabhängig von kapitalistischer und politischer Macht. Sie sind Räume, in denen kritischer, unabhängiger Journalismus qualitativ hochwertige Nachrichten produziert und in denen kreative Fachleute qualitativ hochwertige Programme erstellen, die auf eine Art und Weise informieren und unterhalten, die die Möglichkeiten des digitalen Zeitalters widerspiegelt. Sie stellen den Bürger/innen neuen Formen des Engagements zur Verfügung, die auf den Erfahrungen, Strukturen und Inhalten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks aufbauen. Öffentlich-rechtliche Internetplattformen bauen auf dem Rundfunkmodell auf und gehen darüber hinaus, indem sie die kreativen Möglichkeiten der digitalen Technologien und der Nutzerbeteiligung voll ausschöpfen und umgestalten. Der Auftrag der öffentlich-rechtlichen Medien wird sich dadurch in einen neuen digitalen öffentlich-rechtlichen Auftrag verwandeln.

Die Algorithmen des öffentlich-rechtlichen Internets sind öffentliche Algorithmen. Solche Algorithmen sind quelloffen und transparent. Sie werden so programmiert, dass sie den digitalen öffentlichen Auftrag fördern. Öffentliche Algorithmen sind Algorithmen der Öffentlichkeit, für die Öffentlichkeit und von der Öffentlichkeit. Öffentliche Algorithmen helfen dabei, die Plattformen, Formate und Inhalte des öffentlich-rechtlichen Internets zu organisieren, indem sie den Nutzer/innen Empfehlungen geben und Vorschläge machen auf der Grundlage transparenter Verfahren und ohne Werbung, Kommerz und Überwachung. Öffentliche Algorithmen sind verpflichtet, die Vielfalt der Öffentlichkeit widerzuspiegeln und Zugänglichkeit, Fairness und Inklusion zu fördern.

Das Internet ist global. Die Öffentlichkeit ist global. Das öffentlich-rechtliche Internet und seine Plattformen sollten global, regional und lokal sein. Auf solche Plattformen kann jeder und jede zu jeder Zeit und von jedem Ort aus zugreifen. Öffentlich-rechtliche Internetplattformen maximieren die Verfügbarkeit und Dauerhaftigkeit von öffentlich-rechtlichen Internetinhalten, die zum kulturellen Erbe der Menschheit beitragen. Öffentlich-rechtliche Internetplattformen werden idealerweise als internationale Netzwerke von öffentlich-rechtlichen Medienorganisationen betrieben. Für den Betrieb von öffentlich-rechtlichen Internet-Plattformen arbeiten öffentlich-rechtliche Medienorganisationen mit anderen Organisationen zusammen, wie zum Beispiel öffentlichen Einrichtungen (Universitäten, Museen, Bibliotheken usw.), der Zivilgesellschaft, Bürgermedien und Community-Medien, Kunstprojekten, Digital-Commons-Projekten, Plattform-Kooperativen/Plattform-Genossenschaften usw. Die Inhalte werden von diesen öffentlichen und zivilgesellschaftlichen Organisationen auf einer gemeinsamen Plattform geteilt und gemeinsam genutzt. Infolgedessen schaffen öffentlich-rechtliche Medienorganisationen zusammen mit Organisationen des öffentlichen Interesses Public Open Spaces, die durch Internetkommunikation vermittelt werden und die zusammen das öffentlich-rechtliche Internet bilden. Ein Beispiel für die Förderung des öffentlich-rechtlichen Internets ist, dass europäische öffentlich-rechtliche Internetplattformen auf der Grundlage der bereits bestehenden Infrastrukturen der europäischen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zusammenarbeiten könnten, um eine europäische öffentlich-rechtliche Internetplattform zu schaffen.

Das öffentlich-rechtliche Internet erfordert eine globale Kommunikationsinfrastruktur. Eine solche globale Infrastruktur ist unabhängig von kommerziellen und staatlichen Interessen und steht im Dienst der Menschen sowie der Demokratie.