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Klaus Unterberger, ORF Public Value Testen Sie Ihren digitalen IQ

Der Test besteht nun nicht darin zu wissen, was Mr. Facebook wirklich gedacht hat, fünf Minuten bevor er eine Idee hatte, die zu einem der mächtigsten globalen Geschäftsmodelle werden sollte. Viel intelligenter ist die Antwort darauf, was WIR denken und was die ÖFFENTLICH-RECHTLICHEN MEDIEN tun - jetzt, wo das Internet fast vollständig in den Händen multinationaler Konzerne ist, wir von unüberprüfbaren Algorithmen ausgewertet, beliefert und manipuliert werden und unsere privaten Daten zur kommerziellen Vermarktung oder Überwachung missbraucht werden. Ist es wirklich intelligent zu sagen:

  • "Na ja, mal schauen, noch 15 Jahre, und die EU beschließt ohnehin eine Besteuerung der Datenkonzerne …"
  • "Einfach durchhalten, irgendwann werden die Menschen schon so klug werden, dass sie zu unserem guten alten Fernsehen zurückkommen."
  • "Google & Co sind einfach zu mächtig, da kann man eben nichts machen …"
Natürlich ist keine dieser Antworten intelligent, im Gegenteil: Klug und richtig wäre es, den Apples und Facebooks, den Amazonen und Netflixen etwas entgegenzuhalten, eigenständige Ideen zu entwickeln statt mitleidsvoll zu jammern, das eigene, kreative Potenzial zu nutzen, anstatt ohnmächtig auf die jeweils nächste Produktinnovation zu warten und sich in die digitale Konsumentenschlange einzuordnen. Intelligent wäre es, nicht abzuwarten, bis sich nationale und europäische Medienpolitik endlich zu Aktivitäten durchringen können, sondern selbst aktiv zu werden.

Wie das geht? Auf den nachfolgenden Seiten finden Sie eine Vision, die alles andere als realitätsfern ist. Sie ist - wie die zündende Idee des jungen Zuckerberg - einfach, vernünftig und nützlich für viele Menschen. Ein öffentliches Internet, das NICHT als Geschäftsmodell funktioniert, sondern als PUBLIC SERVICE: im Auftrag der Öffentlichkeit, kontrolliert von der Öffentlichkeit, transparent und partizipativ. Warum eigentlich sollten demokratische Gesellschaften die Verwendung des Internets einigen Datenkonzernen überlassen? Warum schauen wir tatenlos zu, wie Qualitätsmedien unter dem Druck der - nur so genannten - "social media"-Angebote der Datenbarone an die Wand gespielt werden und an Relevanz verlieren? Wenn wir eineöffentliche Gesundheitsversorgung und öffentliche Bildungseinrichtungen zum Schutz unserer Gesundheit und Bildung haben, warum schützen wir dann nicht auch die Qualität der öffentlichen Information und Kommunikation? Wenn wir die massiven negativen Folgen der konsumgetriebenen Geschäftsmodelle der digitalen Konzerne erkennen, warum nützen wir dann nicht unsere eigenen Möglichkeiten?

Tatsache ist: Weltweit existiert ein Netz öffentlich-rechtlicher Medien, die eine gemeinwohlorientierte Medien-Infrastruktur darstellen. Sie alle befinden sich im Prozess digitaler Transformation, verfügen über Ressourcen, Kompetenz und hohe Glaubwürdigkeit beim Publikum. Ist es nicht Zeit, daraus eine attraktive Perspektive zu entwickeln?

Wäre es nicht naheliegend, digitale Kommunikation im Sinne aller zu nutzen, vertrauenswürdig, informativ, partizipativ? Die folgenden Beiträge der internationalen Wissenschafter/innen und das hier präsentierte Manifest für ein öffentlich-rechtliches Internet sind ein Weckruf an die Medienpolitik und nicht zuletzt an die öffentlich-rechtlichen Medien, aktiv zu werden. Beide werden sich ändern müssen, um einen gemeinwohlorientierten Public Digital Value möglich zu machen.

Die Größenverhältnisse im globalen Internet sind eindeutig: Zur Zeit ist es ein Kampf "David gegen Goliath" - weltweite Geschäftsmodelle gegen Qualitätsjournalismus. Höchste Zeit für Korrekturen und intelligente Lösungen, die nicht nur Aktienbesitzer/innen, sondern den Mediennutzer/innen, der Gesellschaft und der Demokratie nützen.