Seit Juli ist die österreichische Fußball-Bundesliga nur noch auf Sky zu sehen. 39,99 Euro kostet ein Abo im Regelpreis - pro Monat. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz forderte bereits im August in einem
Interview mit den Salzburger Nachrichten: "Die Politik sollte die Liste der Sportereignisse, die im Free TV stattfinden müssen, erweitern. Zum Beispiel sollte sichergestellt werden, dass gewisse Spiele der Bundesliga im Free TV gezeigt werden müssen - das muss nicht einmal im ORF sein." Gemeint ist mit dieser Liste das FERG, das Fernseh-Exklusivrechtegesetz. Dort ist festgelegt, dass Ereignisse von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung im Free TV zu zeigen sind. Das sind im Sport etwa Olympische Spiele, Fußball-WM und EM sowie die Alpine und Nordische Ski-WM. Die Regierung
gab nun bekannt, die Liste adaptieren zu wollen.
In Salzburg tagt unterdessen die
Fachgruppe Mediensport und Sportkommunikation der DGPuK (Deutsche Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft). Auch hier ist die Übertragung von Sport in den Medien ein Thema, etwa bei der
Podiumsdiskussion "Sport - Medien - Kommerz". Konrad Mitschka von der ORF Public-Value-Abteilung drückte seine Sorge aus, dass Sport sozial exklusiv werden könnte: "Zunehmend schließen Bezahlschranken kommerzieller Medienkonzerne ärmere Menschen in Österreich und Europa vom Sport in Medien aus. Das ist problematisch. Hochwertige öffentlich-rechtliche Sportübertragung und -Berichterstattung sollten der Öffentlichkeit frei zugänglich sein und nicht hinter einer kommerziellen Pay Wall verschwinden", sagt er.
Ähnlich sieht das Hermann Eicher vom SWR. In einem
Interview mit dem "journalist" sagt er: "Gerade auch diejenigen, die vom Rundfunkbeitrag befreit sind, sollten nicht nur Sportgroßereignisse - wie etwa die Fußballweltmeisterschaft -, sondern auch die Bundesliga verfolgen können. Es wäre geradezu zynisch, ihnen zu sagen: 'Kauf doch ein Eurosport- und ein Sky-Abo'."
Welchen Wert Sport im öffentlich-rechtlichen Rundfunk hat, haben zahlreiche Expert/innen im aktuellen "
Texte 21" behandelt. Holger Ihle von der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf betont, dass Sport ein relevanter Teil des gesellschaftlichen Zusammenlebens ist. Mehr als ein Drittel aller Österreicher/innen ist Mitglied in einem Sportverband. Als diese sozialisierende und integrierende Institution ist er auf Öffentlichkeit und damit auf den ORF und seinen Sportjournalismus angewiesen. Rainer Rösslhuber von der österreichischen Bundes-Sportorganisation betont, dass der ORF durch seine Sport-Berichterstattung viel zur österreichischen Identitätsbildung beigetragen hat. Er biete ein "modernes Lagerfeuer der Nation". Der ORF berichtet übrigens über insgesamt
72 Sportarten - von Fußball und Skifahren bis Yoga.
Mehr Informationen:
https://www.sn.at/panorama/medien/alexander-wrabetz-der-orf-braucht-die-unabhaengigkeit-vom-staat-38908336#login
https://derstandard.at/2000087969938/Sportrechte-Regierung-will-Fussball-Bundesliga-im-Free-TV
https://www.dgpuk.de/de/mediensport-und-sportkommunikation.html
https://www.uni-salzburg.at/index.php?id=210802
http://www.journalist-magazin.de/hintergrund/ein-perfektes-system-gibt-es-nicht
Texte 21
Public-Value-Bericht