Im Kampf gegen Fake News setzen mehr und mehr Länder auf neue Gesetze. Das
französische Parlament hat für ein Gesetz gestimmt, das es Gerichten erlaubt, im Wahlkampf über die Glaubwürdigkeit von Online-Artikeln zu entscheiden. Politiker/innen im Wahlkampf dürfen dann vor Gericht durchsetzen, dass bestimmte Artikel entfernt werden müssen. Die EU will mit dem
Code of Practice on Disinformation Falschmeldungen im Netz bekämpfen.
Doch die Gesetzgebung steckt noch immer im Jahr 2016 fest, postuliert Politico-Journalist
Mark Scott besorgt. Die Macher/innen von Fake News hingegen sind längst einen Schritt voraus. Sie verbergen ihre Identität geschickter, setzen vermehrt auf manipulierte Bilder und sind damit noch schlechter als Fake News aus dem Ausland erkennbar. Die neuen Gesetze greifen hier zu kurz, die Maßnahmen sind veraltet, stellt Scott fest. Seine pessimistische Conclusio: Wir verlieren die Schlacht gegen Fake News, wenn die Politiker/innen nicht bald neue Taktiken finden.
Stimmt das? Fake News stellen uns vor große Herausforderungen, soviel steht fest. Auch Patrick Swanson, Leiter des Social-Media-Teams der ZiB, ist
überzeugt, dass manipulierte Video- und Audiobeiträge auf uns zukommen werden. Doch verloren ist die Schlacht noch lange nicht. Und Politiker/innen alleine auf das "Schlachtfeld" zu schicken, keine gute Idee.
Denn wir müssen uns eine wichtige Frage stellen: Soll die Politik den Umgang mit Fake News überhaupt allein verantworten? Wenn Regierungen oder Mehrheiten im Parlament bestimmen dürfen, welche Inhalte wahr und welche fake sind, kann das schnell gefährlich werden. Der noble Gedanke (die Gesellschaft vor unwahren Informationen bewahren) kann auch für eigene Zwecke missbraucht werden (die Gesellschaft vor unbequemen Informationen bewahren). Schließlich hat Donald Trump sogar CNN als "Fake News"
bezeichnet.
Kompetente Nutzer/innen und vertrauenswürdige Quellen
Doch worauf kommt es an, wenn wir die "Schlacht" gewinnen wollen? Zum einen auf die Nutzer/innen selbst. Darauf, wie kompetent sie mit Inhalten im Netz umgehen und ob sie gefakte von vertrauenswürdigen Meldungen unterscheiden können. Und auf Medien, die vertrauenswürdige Informationen liefern.
Genau das ist der Anspruch von Patrick Swanson. "Gerade weil auf Facebook Provokation und Propaganda an der Tagesordnung sind, muss es dort auch glaubwürdige, unparteiische und seriöse Information geben", schreibt er im aktuellen
Public-Value-Bericht. Ausgewogenen, faktenbasierten Journalismus zu bieten, sei der Kernauftrag des ORF und damit auch der ZiB auf Facebook. Swansons Devise: "Wo andere polarisieren wollen, wollen wir unterscheiden - in wahr und unwahr, in wichtig und unwichtig, in Sinn und Unsinn."
Mehr Informationen:
https://www.politico.eu/article/french-parliament-passes-law-against-fake-news/
https://ec.europa.eu/digital-single-market/en/news/code-practice-disinformation
https://www.politico.eu/article/fake-news-regulation-misinformation-europe-us-elections-midterms-bavaria/
Patrick Swanson im Interview
https://www.theguardian.com/us-news/2017/jan/11/trump-attacks-cnn-buzzfeed-at-press-conference
Public-Value-Bericht