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Die Online-Verblödung

Public Value Bericht 2015/16: Antonia Krenn – Klimaschutzpreisträgerin


Facebook, Twitter, Instagram und wie sie alle heißen, bieten jedem selbst ernannten Fachexperten eine breite Bühne, wenn es darum geht, Schwachsinn als seriöse Information zu verkaufen. Ich beobachte in diesem Zusammenhang seit Längerem ein höchst interessantes Phänomen, das mich an der »sapientia« des »homo« zweifeln lässt: »Homo Sapiens« wird, soweit ich weiß, mit »kluger Mensch« übersetzt; jedoch beschleicht mich der Verdacht, dass kritisches Denkvermögen nicht so tief in unserer DNA verwurzelt ist, wie bisher angenommen. Viele Artikel und »wissenschaftliche Studien« mit äußerst zweifelhafter Herkunft werden online zutiefst schockiert diskutiert und durchgekaut. Es werden ganze Berufsstände und Volksgruppen verbal vernichtet. Je gewalttätiger, absurder und realitätsfremder, desto besser. Was sind die Folgen? Ein gefährliches Halbwissen entsteht, das sich aus teils radikalen unwahren Quellen nährt. Um nur ein Beispiel aus meinen beruflichen Alltag als Landwirtin auf meinen biologisch geführten Ziegenhof zu geben: Es wurde mir kürzlich sehr selbstbewusst erklärt, ich füttere meine Tiere mit Kunstdünger, würde meine Milch aus Molke gewinnen und unseren Ziegenbock melken … ?! Wenn ich aus meiner Sprachlosigkeit erwache und versuche, den Sachverhalt richtigzustellen, werde ich fachmännisch darauf hingewiesen, dass ich falsch liege, da ein gewisses Onlineforum etwas anders schreibt bzw. der Guru im Nachbardorf etwas anderes ausgependelt hat.

In unserer Wohlstandsgesellschaft hat sich ein sehr fragwürdiger Trend manifestiert, der mir große Sorgen bereitet. Je gebildeter eine Person ist, je besser ein Sachverhalt erforscht ist, desto unglaubwürdiger wird sie bzw. er von vielen empfunden. Hier ist ein wichtiger Scheitelpunkt erreicht, bei dem die öffentlich-rechtlichen Medien eine wichtige Rolle spielen: Bei der Schubumkehr vom Sumpf der gesellschaftlichen Verblödung und Realitätsflucht in Richtung Hier und Jetzt. Der ORF genießt den Ruf eines hoch seriösen und unabhängigen Berichterstatters, daher obliegt ihm die Pflicht, diesen hetzerischen Unwahrheiten, die zuhauf als Meinungsbildner fungieren, etwas entgegenzusetzen.

Ich denke mir: Wo finde ich seriöse Nachrichten auf diesen sogenannten »sozialen« Medien? Warum können öffentlich-rechtliche Medien dort nicht dem Wildwuchs der Desinformation durch zuverlässige Nachrichten etwas entgegensetzen, im Dschungel der Halbwahrheiten der Glaubwürdigkeit eine Schneise errichten? Wieso kann ich jeden Blödsinn jahrelang auf YouTube sehen, die ZiB im Netz aber nur sieben Tage lang? Ich finde, öffentlich-rechtliche Medien sollten sich da den Neuen Medien mehr öffnen (dürfen). Und da geht es nicht nur um - sagen wir mal - Nachrichten aus der großen Welt der Politik. Da muss es auch um Bereiche gehen wie Gesundheit, wie Wissenschaft, wie Kunst oder Kultur, oder auch um Landwirtschaft. Da wird oftmals von Konzernen ein Bild vermittelt, das einfach nicht richtig ist. Rosa Ferkel mit Zwergenstimme sind im echten Leben genauso selten wie lila Kühe, und nicht alles, was als »bio« und »gesund« beworben wird, ist hinsichtlich z. B. Klimaschutz und Landschaftspflege zielführend. Es braucht gerade für Österreichs Bauern und Bäuerinnen eine starke Stimme und ein zuverlässiges Informationsangebot, das letztlich allen Österreicherinnen und Österreichern nutzt: Wenn wir statt süßen Sprudelwassern heimische Obstsäfte trinken, wenn wir statt Fleisch aus Tierfabriken köstliche Naturkoteletts essen, wenn wir statt Chemiekäse natürlich gereiftes »echtes« Essen zu uns nehmen, nutzen wir nicht nur der Umwelt und unseren Kindern, sondern wir nutzen auch denen, die diese natürlichen Produkte herstellen - und weil die gemeinhin (relativ gesehen) mehr Steuern zahlen als so mancher ausländischer Großkonzern, nutzen wir auch der Wirtschaft und dem Land.

Aus der Werbung werden wir das nicht erfahren, und auf Facebook, Twitter und Instagram will ich mich nicht verlassen müssen. Unser Land braucht irgendjemanden, der ein realitätsnahes Bild schafft. Das können private Zeitungen von seriösen Journalisten sein, das können wissenschaftliche Magazine von Universitäten sein, das kann letztlich sein, wer will - aber nicht nur sein kann, sondern sein soll und muss es der öffentlich-rechtliche Rundfunk.

Die Autorin
Antonia Krenn ist Ziegenbäuerin in Niederösterreich. Sie gewann 2015 den ORF-Klimaschutzpreis


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