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© ORF/Hans Leitner
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»Junge Leute haben viel zu sagen«

Milosz Matuschek, Schriftsteller und Journalist

Transkription
Milosz, wir haben heute Abend viel gehört über junge Leute, die auch ein bisschen verunsichert sind, was Nachrichten und Informationsvermittlung anbelangt. Was soll denn der öffentlich-rechtliche Rundfunk tun, was kann er tun, um junge Menschen wieder für sich zu begeistern?

„Also ich denke tatsächlich der erste Schritt wäre, dass man junge Leute häufiger in Sendungen wie diese einlädt. Dass man Sendungen wie diese organisiert, um zu zeigen, dass der öffentliche Rundfunk sich auch um die Belange der jungen Leute kümmert. Wenn ich das öffentlich-rechtliche Fernsehen anschaue – ob jetzt in Deutschland oder in anderen Ländern – fällt mir oft auf, dass es ein Programm gibt, das sehr stark auf ältere Leute bezogen ist. Heimatfilme und solche Sachen finde ich da relativ häufig. Und ich glaube es wär ein erster Schritt, diese Leute zur Sprache zu bringen oder zum Reden zu bringen. Ich glaube Sendungen wie diese haben heute gezeigt, dass junge Leute viel zu sagen haben. Vielleicht manchmal bessere Argumente haben als so manche Experten, die man schon zehntausendmal im Fernsehen gesehen hat. Und ich denke, man sollte vielleicht jungen Leuten Vertrauensvorschuss geben und sie einfach häufiger einladen.“

Jetzt ist aber Informationsvermittlung beziehungsweise Informationskonsumation der jungen Menschen eher auch auf Social Media bezogen. Da haben wir recht viel Kritik auch gehört, dass es negativ belastet wäre. Dass es eine digitale Blase gäbe. Wie sollen sich Qualitätsmedien da positionieren, was können Qualitätsmedien in diesem Bereich eigentlich tun?

„Also sie könnten natürlich auch auf sozialen Medien unterwegs sein und ich denke, wenn die Inhalte stimmen, würden die Inhalte von öffentlich-rechtlichen Medien auf digitalen Plattformen ja auch geteilt werden. Also es ist jetzt nicht so, das junge Leute, bei allem was irgendwie von Weitem nach öffentlich-rechtlich und arriviertem Medium riecht, dass sie dann sofort Abstand gewinnen und sagen, wir gucken uns nach was anderem um. Sondern letztendlich lebt ja auch jedes soziale Medium von Inhalten und irgendwer muss diese ja anbieten. Also von dem her gäbe es die Wege, die Leute zu erreichen und man kann natürlich über die Programmgestaltung auch viel machen. Was ich als sehr wichtig empfinde, ist das Vertrauen in die arrivierten Medien wieder herzustellen. Weil teilweise das Phänomen vorherrscht, irgendwelchen dahergelaufenen Leuten auf Facebook mindestens genau so viel zu glauben wie vielleicht ausgebildeten Journalisten oder Experten, die in solchen Runden auftreten. Und von dem her müsste man die Leute auch ein bisschen aus der Filterblase herausholen.“

Das ist ja nun eher ein Hinweis an die Bildungsinstitutionen. Weniger an die Medien. Wie sollen Medien der Zukunft für dich sein? Wie sieht das aus?

„Das ist ganz schwer zu sagen, weil sich in dem Bereich gerade so viel tut. Journalismus ist für mich nicht gestorben, ich glaube, es wird Journalismus immer geben. Und ich glaube, je mehr Leute Zugang zu Medienkanälen haben und selbst zum Content-Lieferanten werden, desto mehr braucht man auch ausgebildete Journalisten, die vielleicht zeigen können, dass es eben wirklich einen Unterschied macht, ob das ausgebildete Leute sind oder ob das nur irgendwer ist. Trotzdem sitzen wir alle in einem Boot, letztendlich wird die Meinung zugkräftig sein, die die Leute überzeugt. Und ich hoffe, dass sich die Medien darauf spezialisieren und vielleicht nicht zu stark gucken, Klick- und Likemedien zu machen. Also ich glaube es wäre falsch, wenn sie sich jetzt auch auf das Niveau der digitalen Medien und dieser Logik, die da dahinter steckt, herunterbegeben. Das wäre glaube ich auch falsch.“

Vielen Dank.




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»Junge Leute haben viel zu sagen«
Milosz Matuschek, Schriftsteller und Journalist