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David Runer, Zentraler Chefredakteur ORF Tirol #69 Was bewirkt das MediaLab in Tirol? Der erste Shitstorm kam nicht völlig unerwartet. Aber dass ein einziges Facebook-Posting in wenigen Stunden 1.600 Kommentare auslöst und damit ganz neue Aufgaben für die Redaktion mit sich bringt, war in dieser Deutlichkeit doch eine neue Erfahrung.
Community Management auf social media unterscheidet sich eben stark von unseren bisherigen Angeboten in Radio, TV oder unter tirol.ORF.at. Das veränderte Nutzungsverhalten unseres Publikums bedingt, dass wir unsere redaktionellen Aufgaben weiterdenken müssen. Mit unserem MediaLab stellen wir in Tirol sicher, dass wir laufend nicht nur soziale Medien bespielen, sondern auch neue digitale Produkte entwickeln. Ein Wissensformat als Insta-Story? Klar. Eine Fotoserie zu Diversität im Land? Gerne. Ein Wochenquiz? Schon wieder abgeschafft. Die Geschwindigkeit des Wandels in diesen Kanälen ist atemberaubend und zugleich eine spannende Aufgabe, die kreative Journalisten- und Journalistinnenköpfe anregt.
Klar, die Ressourcen dafür müssen auch erst gefunden beziehungsweise abgezogen werden. Eine schmerzvolle Angelegenheit in einem Landesstudio mit seinen ganzen Aufgaben. Ohne neue Angebote lassen wir aber all jene außen vor, die unsere linearen Angebote nicht nutzen. Und damit würden wir unserem Auftrag nicht gerecht. Information und Unterhaltung, Kultur und Sport haben nicht nur eine Sendelänge. Regionale Identität entsteht nicht nur um Punkt 19.00 Uhr. Die Vermittlung von Wissen oder Kultur findet auf den unterschiedlichsten Bildschirmen statt.
Die Redaktion in Tirol hat sich daher neu aufgestellt, von gemeinsamen Sitzungen (bereichsübergreifend) über neue Produktionswege (Liveüberspielung noch während der Dreharbeiten) bis hin zur Arbeit in ad hoc Teams. Das geht nicht immer ohne Schrammen, viele Abläufe sind lange erprobt, viele Produkte linear erfolgreich, die Grenzen des ORF-Gesetzes zum Teil eng gesteckt. Aber der Anfang ist gemacht und er hat sich gelohnt, das zeigt der Erfolg bei neuen Livestream-Formaten genauso wie in den "klassischen" Kanälen. Wir sind unserem Publikum näher gekommen, und bis auf den Shitstorm war das eine für alle Seiten bereichernde Entwicklung.