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Lilian Moschen, Moderatorin „Kulturzeit“ #85 Wie kommt die Moderatorin künftig ins Wohnzimmer? Die Corona-Pandemie ist in vielerlei Hinsicht eine Zäsur. Das letzte Jahr hat uns die Anfälligkeiten und Schwächen unserer Gesellschaften und Volkswirtschaften auf dramatische Weise aufgezeigt. In Zeiten der Unsicherheit und Krise, ist es gar nicht so einfach sich auszumalen, wo wir als Gesellschaft in 25 Jahren stehen werden. Covid-19 hat unsere Lebensrealität stark verändert und sich auch auf unser Medienverhalten ausgewirkt. Während wir alle nur darauf warten, dass unser Alltag wieder eine pre-Corona-Normalität annimmt, macht uns der Bericht des Biodiversitätsrates (IPBES) aus dem Vorjahr etwas stutzig: Was wenn Corona nur der Anfang war? Was wenn die Ära der Pandemien angebrochen ist?
Wenn man also an die nächsten 25 Jahre denkt, ist es schwierig sich nicht eine Zukunft zwischen "Mad Max", "Ready Player One" und diversen Philip K Dick Romanen auszudenken: Die FFP2- Masken sind längst zu Hightech-Helmen mutiert. Wir verlassen das Haus nur um Lebensmittel zu besorgen. Unsere sozialen Interaktionen und kulturellen Erlebnisse finden nur virtuell mit VR Brillen statt... Ok, zugegeben das klingt extrem aber der Gebrauch von VR Brillen ist in der Pandemie tatsächlich gestiegen. Also spielen wir doch ein wenig mit diesem Gedanken... Beamen wir uns doch 25 Jahre in die Zukunft.

Welcome to the future! Willkommen zur Kulturzeit 2046:

  • Ich könnte mir gut vorstellen, dass in Zukunft nicht nur Videospiele, sondern auch das Fernsehen und Sendungen wie die "Kulturzeit" mit "virtual reality" und "augmented reality" arbeiten. Man setzt die "augmented reality" Brille auf und die Moderator*in erscheint im eigenen Wohnzimmer. Oder man setzt die VR-Brille auf und der Zuschauer findet sich plötzlich im Fernseh-Studio wieder. Doch nicht nur die Präsentation der Sendung, sondern auch die Beiträge haben einen immersiven Charakter. Ein Bericht über eine Opernaufführung oder über ein Rockkonzert macht die Musik und die Inszenierung für den Zuschauer erlebbar. Man bekommt Backstage-Einblicke, kann auf der Bühne das Geschehen verfolgen.

  • Die Figur des Moderators und Moderatorin wird sich ebenfalls verändern. Weniger ansagen und mehr kuratieren wird die Aufgabe einer Kulutrmoderator*in sein. So wie jetzt auf social media Influencer ihren Alltag und Lifestyle zum Alleinstellungsmerkmal ausarbeiten, so werden auch Moderator*innen ihre Perspektive, Wertung und ihren Geschmack zur Marke ausbauen. Online kann ich mir dann ein Kulturprogramm von der Moderator*in meines Vertrauens zusammenstellen lassen.

  • Die Zukunft wird multilingual. Die Kulturzeit auf 3Sat feiert seit 25 Jahren die deutsche Sprache in all ihren Dialekten und Farben: ob bundesdeutsch, schweizerisch oder österreichisch, einen Einheitsbrei gibt es nicht. Die online-Welt hat das Englische -ob wir es wollen oder nicht- zu unserer Zweitsprache gemacht. Gut möglich, dass in Zukunft Beiträge und Sendungen in englischer Sprache angeboten werden, um so ein breiteres Publikum und einen größeren Markt zu erreichen. Wünschenswert wäre es allemal.

  • Und wenn wir schon bei skurrilen Zukfunftsszenarien sind. Elon Musk abreitet ja fleißig daran, dass wir bald unser Bewusstsein uploaden können. Was also, wenn die Rolling Stones oder Bob Dylan ihren Geist für immer in die Cloud laden... ? Das würde die Kulturberichterstattung der Zukunft auch ganz schön verändern. Bob Dylan würde vermutlich auch dann nicht für Interviews zur Verfügung stehen... aber ein Dylan Album im Jahre 2046 zu besprechen, hat schon einen gewissen Reiz. Wenn er heute in einer monumentalen 17 minütigen Ballade das 20 Jahrhundert besingt, mit welchem Oeuvre würde er uns dann 2046 beglücken?


Egal wie digital und virtuell die Zukunft des Fernsehens ist, eines ist auf jeden Fall klar: Der Hunger nach Kunst und Kultur wird nicht weniger werden. Die Berichterstattung darüber wird immer Relevanz haben. Denn eines hat uns die Pandemie vor Augen geführt: Kunst und Kultur sind essentiell für unser psychisches Wohlbefinden. Auch in 25 Jahren bleibt Kultur unser Seelenfutter.