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Reiner Reitsamer, Redakteur ORF III #12 Brennt ein digitales Lagerfeuer im virtuellen Wohnzimmer? Ob es uns gefällt oder nicht, das Leben spielt sich derzeit vor allem in den eigenen vier Wänden ab. Dort feiert ein alter Bekannter ein Comeback: unser Fernseher. Sein neuer bester Freund heißt Internet.

Öfter schon totgesagt, erweist sich das lineare Fernsehen in diesen Tagen als bevorzugte Informationsquelle der Österreicher*innen: Rund 88 Prozent informieren sich auf diesem Weg, 81 Prozent verfolgen die Sendungen des ORF. Diese Zahlen hat das Gallup Institut zu Beginn der Corona-Pandemie erhoben.

Ein vertrautes Bild entsteht im Kopf: der Fernseher als Lagerfeuer, um das sich die Zuschauer*innen scharen. Ein altes Ritual, das uns das Gefühl gibt, nicht allein durch diese unsicheren Zeiten zu gehen. Das Bedürfnis nach vertrauenswürdigen Informationen wächst natürlich in der Krise.

ORF III hat seine anlassbezogene Live-Sendung ORF III AKTUELL daher kurzerhand zur Vormittagsschiene ausgebaut: Jetzt gibt es dreieinhalb Stunden Live-Berichterstattung täglich, mit eigens produzierten Beiträgen, Analysen und Schaltungen in alle Welt - ein modernes Studio mit ferngesteuerten Kameras sowie ein hochmotiviertes Team machen's möglich. Und die Quotenanalyse bestätigt: Wir treffen damit einen Nerv beim Publikum.

Aber wird das gesteigerte Interesse die Krise überdauern? Man darf optimistisch sein. In einer immer komplexer werdenden Welt bleibt die Nachfrage nach professioneller Berichterstattung wohl hoch. Richtig ist aber auch: Die Jungen informieren sich schon jetzt lieber online.

Ist das Ende des linearen Fernsehens damit also eingeläutet? Nein. Das Lagerfeuer lodert hell wie eh und je. Nur das Wohnzimmer hat sich eben ins Internet verlagert - und das ist vor allem eine Chance: Denn online erreichen wir nicht nur ein junges Publikum, wir können auch mit ihm in den Dialog treten. Das stärkt das Vertrauen in unsere Arbeit und hilft uns dabei, unseren speziellen Programmauftrag künftig noch besser zu erfüllen.

Der ORF Player könnte dabei zum entscheidenden Instrument werden. Wenn wir lineare und digitale Redaktionen verknüpfen, berichten wir in Zukunft nicht mehr nur fürs Fernsehen. Wir berichten einfach: live.