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Marlene Kaufmann, Redakteurin ORF III #55 Nutzt die Digitalisierung der Integration? Unsere Gesellschaft wird immer vielfältiger: Unterschiedliche Sprachen, unterschiedliche kulturelle Backgrounds, unterschiedliche Perspektiven. Wie kann der ORF diese Diversifizierung aufgreifen und in neue, digitale Programme einbinden?

Ein Weg ist die sprachliche Vielfalt: Die Gruppe der Menschen mit nicht-deutscher Muttersprache, die in Österreich leben, wird immer größer. Ein Viertel aller SchülerInnen hat eine andere Umgangssprache als Deutsch. Um einen Beitrag dazu zu leisten, dass Mehrsprachigkeit als Potenzial wahrgenommen wird und nicht als Problem, sollte der ORF sich deshalb genauso vielsprachig darstellen, wie die Realität es jetzt schon ist.

Bereits im vergangenen Jahr, in dem sich die Informationslage so oft und so drastisch verändert hat, hat der ORF sein mehrsprachiges Informationsangebot unter dem Motto „Wir.Gemeinsam.Jetzt!“ erweitert. In einem digitalen Player gäbe es die Möglichkeit, dieses Angebot noch weiter auszubauen. Nationalratssitzungen – live synchronisiert in mehrere Sprachen; Nachrichten – moderiert und produziert in türkisch, serbisch, englisch. Immer aktuell und on demand.

Gleichzeitig könnten dort auch den „Nachrichten in Einfacher Sprache“, die ORF III bereits jetzt zwei Mal täglich ausstrahlt und damit Menschen mit geringen Deutschkenntnissen anspricht, mehr Platz eingeräumt werden.
Ein weiterer, sehr wesentlicher Ansatz ist es, mehr Vielfalt bei den Akteurinnen zu ermöglichen.

In den Interviews zu der ORF-III-Dokumentation „Der ganz normale Rassismus“, die ich im vergangenen Jahr mit meinem Kollegen Reiner Reitsamer gestaltet habe, haben wir häufig gehört, dass derzeit zu wenige Persons of Color (PoC) in der Öffentlichkeit sichtbar wären:
Im Fernsehen fehle es bei Moderator/innen, Film- und Fernsehdarsteller/innen und anderen Akteur/innen immer noch an Vielfalt – auch wenn hier in den vergangenen Jahren schon viel Wert auf mehr Diversität gelegt wurde.

Und auch als Interviewpartner/innen und in Diskussionen kämen PoC oft nur dann zu Wort, wenn es eben um ihr „Anderssein“ gehe. Identifikationsfiguren werden deshalb oft woanders gesucht. Umso mehr muss der ORF in seinen digitalen Angeboten darauf achten, die „ganz normale“ Diversität der Gesellschaft auch abzubilden und durch neue Bilder auch neue junge und digitale Zielgruppen anzusprechen und zu binden.

Mehr Diversität bei allen Akteur/innen, also auch in den Redaktionen – das bringt außerdem auch ein Mehr an Perspektiven und dadurch eine neue Vielfalt an Inhalten. In einem Player, in dem Sendeplätze und -zeiten nicht mehr die bisherige Relevanz haben, in dem Storys nebeneinander erzählt werden können, ist auch mehr Platz für neue Geschichten und unterschiedliche Sichtweisen, abseits jener der Mehrheitsgesellschaft.