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Fritz Jungmayr, Sendungsverantwortlicher „Hohes Haus“ #38 Was macht der Borkenkäfer im Netz? Im Juni 2020 verabschiedete der Nationalrat ein Hilfspaket für die unter Borkenkäfer und Klimawandel leidende Forstwirtschaft. Das Hohe Haus berichtete darüber am Sonntag dem 21. Juni. Unmittelbar nach dem Beitrag, noch während der laufenden Sendung, poppte bei mir auf dem Regieplatz das Mail eines Tiroler Waldbesitzers auf, der seinem Unmut über den gerade gelaufenen Bericht freien Lauf ließ. Nur eines von regelmäßig wiederkehrenden Beispielen. Erst die digitale Revolution hat diese superschnelle Reaktion, Adresse googeln, Text anfertigen, Übermittlung in Sekundenbruchteilen, diese moderne und direkte Art der Kommunikation (im konkreten Fall grantige Kritik) möglich gemacht. Nicht immer macht das einen glücklich, aber ein Zurück hinter die Digitalisierung wäre fatal (bis letal) und ist nicht vorstellbar. Journalismus, der den Anschluss verpasst hat, oder sich der laufenden Weiterentwicklung versperrt, befindet sich, um im Bild der Forstwirtschaft zu bleiben, auf dem sprichwörtlichen Holzweg.

Das Hohe Haus, also das wöchentliche Parlamentsmagazin und die Liveübertragungen der Nationalratssitzungen sowie von Gedenk- und Sonderveranstaltungen, gehört zur ORF-2 Info, also zur ZiB-Familie. Digitalisierungsschritte erfolgten in der Vergangenheit stets im Fahrwasser der Zeit im Bild. An dieser Hauspolitik wird wohl auch hinsichtlich weiterer Maßnahmen festgehalten werden. Mit dem kommenden Multimedialen Newsroom wird auch das Hohe Haus den nächsten Level der digitalen Transformation erreichen. Schnellerer Zugriff außerhalb und während der Sendungen und Liveübertragungen auf von der Redaktion aufbereitetes Info-Material über Tagesordnungen, Akteure, Gesetzesvorhaben, historische Entwicklungen, Making Of, etc., ist da sicher das größte und wichtigste Projekt, das ansteht.

Fasst man Digitalisierung als Werkzeug zur Erweiterung und Verstärkung der öffentlichen Resonanz von Politik auf, wäre die Ausweitung unseres Informations- und Diskursangebotes auf Social-Media-Plattformen, Podcasts und eventuell sogar Blogs zumindest überlegenswert. Doch das ist weniger eine technische oder inhaltliche Frage, als mehr eine Frage des Personals und der Kosten. Also eine politische Entscheidung, die andere zu treffen haben.

Digitalisierung bedeutet im ursprünglichen Sinne die Behandlung eines Menschen mit Digitalis. Also die Therapie von Herzschwäche mittels Digitalisglykosid, dem Wirkstoff des Fingerhuts. Das Hohe Haus versteht sich als die Herzkammer des parlamentarischen Journalismus. Damit dieses Herz noch lange und kräftig schlagen kann, sind weitere Digitalisierungsschritte die beste Medizin.