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Constanze Grießler, Redakteurin und Social Media CvD bei ORF/3sat #40 Wie kommt die Vielfalt ins Digitale? Jede/r Redakteur/in kennt wohl die Situation: Der angefragte Interviewpartner, der in der Sekunde zusagt mit den Worten: „Dann in zwei Stunden bei mir im Büro“. Am Schluss des Gesprächs stellt er dann die Frage: „Achja: Worum geht’s eigentlich in Ihrem Beitrag?“ Die ebenfalls angefragte Interviewpartnerin, die definitiv DIE Top-Expertin auf dem Gebiet ist, über das berichtet wird, antwortet mit „Ich bin gerade nicht so in dem Thema drin, können Sie vielleicht meinen Kollegen XY fragen?“

Tja, nicht immer ist es also als Redakteurin so einfach, die Quote zu erfüllen. Es erfordert mehr Recherchezeit, und oft auch Überredungskunst. Aber: es ist eine immens wichtige Arbeit, die sich auszahlt, um nicht immer die gleichen Akteur/innen vor der Kamera zu haben, die dort ihre Expertise und Sichtweisen vertreten.

Der Medienwandel und die sich ständig verändernde Ausspielwege sind Herausforderungen, aber auch Chancen, denen öffentlich-rechtliche Medien sich heutzutage stellen müssen. Es wird immer klarer, dass wir die Vielfalt rund um uns abbilden müssen; eine bunte, eben diverse Gesellschaft.
Auch Menschen mit Migrationsgeschichte sind nicht nur vor der Kamera, sondern auch in den Sendern noch immer stark unterrepräsentiert. Sie melden sich dafür in immer größerer Zahl in den Sozialen Medien zu Wort, publizieren und posten dort mit hoher Reichweite, sie mischen mit und sich ein. Durch die Demokratisierung der Medienlandschaft wird auch immer öfter thematisiert und hinterfragt, wie Interviewpartner/innen, wie Expert/innen ausgewählt und wie Podien zusammengesetzt werden.

Das Thema Diversität ist aber auch in den Redaktionen angekommen. Männlich, weiß, ohne Migrationshintergrund, akademischer Haushalt: Print- oder Fernsehredakteur/innen haben seit Jahrzehnten eine sehr ähnliche Herkunftsgeschichte.

Auch hier findet gerade ein Umdenken statt: immer mehr Medienhäuser wünschen sich eine vielfältigere Zusammensetzung ihrer Redaktionen. An der Themenauswahl, der Recherche und der Gestaltung des medialen Diskurses sollen Menschen mit Migrationshintergrund, aber auch aus ArbeiterInnenfamilien beteiligt sein. Diese sollen aber nicht nur on Air zu Wort kommen, sondern auch die Themen auswählen und das Programm gestalten, um so ihre Perspektiven in die Bericht-erstattung einzubringen. Unter dem Hashtag #Arbeiterkind posteten kürzlich User/innen ihre Erfahrungen und thematisieren in ihren Tweets den oft schwierigen Weg in den Journalismus. ArbeiterInnenkinder, die oft auch MigrantInnenkinder sind, fehlt oft nicht nur das soziale, sondern auch das ökonomische Kapital, um in dem Sektor „Journalismus“ Fuß zu fassen.

Als Floridsdorfer Kind aus dem Gemeindebau kann ich selbst ein Lied davon singen, dass, je heterogener Redaktionen zusammengesetzt sind, es zu spannenderen, gesellschaftspolitisch relevanteren Diskussionen in den Sitzungen kommt. Das Resultat daraus ist ein besseres und breiteres Programm, dass das Publikum „abholt.“