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Hans Peter Trost, Leiter Sportredaktion #48 Wie geht Sport digital?
Im heutigen Mediensystem ist der Journalismus, in diesem Fall der Sportjournalismus, keine Konstante mehr. Seine Vermittlungsformen mit Redaktionen als Institution und Organisationsform steht immer mehr im Wettbewerb mit anderen Vermittlungsformen, derzeit der Algorithmischen.
Das hat auch Auswirkungen auf den ORF als "klassisches Medium" mit all seinen zum Teil nicht mehr der Zeit entsprechenden gesetzlichen Regularien. Für ein öffentlich-rechtliches Medium wie den ORF ist Sportberichterstattung in ihrer Ganzheit ein wesentlicher Bestandteil seines Auftrages. Wir sehen Sport als Kulturgut und wesentlichen Bestandteil einer Gesellschaft. Das betrifft nicht nur die aktive persönliche Ausübung, sondern auch die quasi passive Nutzung, die mediale Rezeption. Hier stellt der ORF weitgehend die barrierefreie Teilhabe aller Bevölkerungsschichten sicher. Bei seiner Auftragserfüllung stößt ein öffentlich finanziertes Unternehmen aber an seine Grenzen, denn Sport wird immer mehr Teil einer weltweiten Unterhaltungsindustrie und damit zum Spielball und Betätigungsfeld von Hedgefonds, Finanzierungs- und Kapitalisierungsmodellen. Die Dystopie ist daher mehr und mehr soziale Exklusion. Nur wer Geld hat, kann Spitzensport schauen, weniger Wohlhabende werden ausgeschlossen.
Die Zukunft des linearen Fernsehens liegt im gleichzeitigen gemeinsamen Erleben, d.h. Livesport, Nachrichten und Unterhaltung. Persönlicher Programmguide und Personalitys, ermöglicht durch Digitalisierung, geben ein Zuhause. Algorithmen dürfen nicht persönlicher sein als lineares Fernsehen. Genrecluster werden in Zukunft für Medienanstalten unverzichtbar.
Unverzichtbar wird für den ORF Sport die Nutzung digitaler Plattformen, um bei all seinen Sportangeboten nicht mehr von linearer Programmierung und Überlappung von Programmereignissen abhängig zu sein. Die Zuseherinnen und Zuseher wollen Sport sehen und ihn auch auf verschiedenen Kanälen, passend zu ihrem Lebensmodell, nutzen. Das trifft vor allem auf Livesport in der Breite aber auch in der Nische zu. Der ORF steht im Gegensatz zu den Plattformen und Angeboten von Verbänden und Vereinen, aber auch von kommerziellen Anbietern, zu seiner im Gesetz verankerten Unabhängigkeit und journalistischer Qualität. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal für unser Publikum. Hier entscheidet nicht der Sponsor oder die Sportart über die Darstellung des Sportes oder über Art und Weise der Berichterstattung.
Für den ORF Sport ermöglicht die Digitalisierung aber auch Kommunikation mit dem Publikum auf Augenhöhe über verschiedene Rückkanäle, vor allem auch in Echtzeit, wie z.B. über in Sendungen integrierte Voting Tools. Die Digitalisierung ermöglicht aber auch Änderungen in technischen Produktionsformen (Stichwort 5G) und wird sich in Zukunft verstärkt am Inhalt (Massenrelevanz) und an der Sportart und nicht mehr so stark am Vorhandensein von Produktionsmitteln im ORF orientieren.