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Clara Akinyosoye, Redakteurin religion.ORF.at #47 Religion und Ethik - für alle? Soll sich Religion aus der Politik raushalten oder muss Religion sogar politisch sein? Wie vertragen sich Religion und Feminismus? Lebt es sich ohne Glauben schlechter, genauso gut oder vielleicht besser als mit? Wieso treffen wir bei Religionen so oft auch auf Fundamentalismus? Wer entscheidet, was "anständig" oder was "haram" ist, und wie sieht gutes Leben, gutes Handeln, gutes Wirtschaften, ja nennen wir es "gut sein" im 21. Jahrhundert eigentlich aus?

Vielleicht sind es Fragen wie diese, die sich junge Menschen in Österreich stellen. Unser Ziel als ORF Religion muss es jedenfalls sein, herauszufinden, was ihre drängenden Fragen sind und sie mit ihnen zu erörtern. Der ORF bietet schon jetzt Religionsberichterstattung in einem breiten Ausmaß an - Online, TV und im Radio. Die Frage, die uns beschäftigen muss, ist: Wie schaffen wir es auch in Zukunft, mit unseren Angeboten die Menschen zu erreichen, die sich für Religion und Ethik, aber auch für Säkularismus interessieren? Mit religion.ORF.at hat der ORF bereits jetzt eine digitale und multimediale Plattform, auf der aktuell und hintergründig über Religion berichtet wird. Doch wenn wir besonders junge Menschen erreichen und begleiten wollen, müssen wir darüber hinaus gehen. Erstens: Wir müssen mit unseren Inhalten selbstverständlich dorthin gehen, wo sich junge Menschen "aufhalten" - das sind Soziale Medien, ob nun YouTube, Instagram oder andere Plattformen. Zu erwarten, dass junge Menschen zu uns finden und unser Programm abrufen, ist anachronistisch. Wir werden die Menschen - vor allem junge - dort abholen müssen, wo sie eben sind.

Zweitens: Wir müssen uns besonders auch damit auseinandersetzen, wie die Bevölkerung zusammengesetzt ist, wenn wir ein relevanter Player bleiben wollen. Wenn wir uns die junge Bevölkerung anschauen, sehen wir eine pluralistische, ethnisch und religiös diverse Gruppe: Fest im christlichen Glauben Verankerte genauso wie Taufscheinchristen, liberale wie traditionelle Musliminnen, orthodoxe und liberale Jüdinnen und Juden genauso wie Zweifelnde, Neugierige und auch die Menschen, die sich einfach seriös, aber kritisch, mit Religionen auseinandersetzen wollen - autochthon oder aus eine zugewanderten Familie stammend - für sie alle müssen wir gleichermaßen da sein. Die Bevölkerung hat sich verändert und Medienunternehmen müssen es ihr gleichtun. Wir müssen diese Diversität widerspiegeln - in unserer Themenauswahl und in unserem Personal. Nur wenn wir Zugang zu den Menschen haben, für die wir berichten, werden wir wissen, was die brennenden Fragen sind, die junge Menschen beschäftigen, und nur dann haben wir die Chance, diese Fragen mit ihnen zu erörtern und Räume für Information, Reflexion und Diskussion zu öffnen. Darin liegt schließlich unsere Relevanz und letztlich auch unsere Daseinsberechtigung - und zwar als ORF insgesamt.