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Irene Klissenbauer, Redakteurin „Religion und Ethik – multimedial“ #46 Wohnt Gott­ im Netz? Die Digitalisierung erweist sich immer stärker als Herausforderung für religiöse Gemeinschaften. Sie trägt zu einer besseren Vernetzung bei, verändert diese dadurch aber auch.

Während sich die Vorteile einer barrierefreien Kommunikation für religiöse Gemeinschaften in den vergangenen Jahren vor allem für sogenannte Diasporagemeinden zeigten, wurde die gesamtgesellschaftliche Relevanz der Verlagerung religiöser Riten und Diskurse (auch) in den digitalen Raum im Zuge der Corona-Pandemie weltweit sichtbar. Vieles an digitalen Angeboten religiöser Gemeinschaften, wird wohl auch langfristig weiterbestehen. Nicht zuletzt deshalb, weil durch diese Angebote auch die Reichweite um ein Vielfaches erhöht werden konnte. Besonders deutlich wurde dies etwa auch mit Blick auf Gottesdienste, die während der Corona-Pandemie häufig via Stream zur Verfügung gestellt wurden.
Für die Abteilung "Religion und Ethik multimedial" bieten diese Entwicklungen vielfältige Chancen. So kann - dank Digitalisierung - auf unterschiedliche Ressourcen online zugegriffen werden, die die Recherchetätigkeit erleichtern. Auch religiöse Diskurse im In- und Ausland, die nun vielfach als Webinare zur Verfügung stehen, können online mitverfolgt werden. Eine besondere Chance für den Religionsjournalismus zeigt sich darin, dass die Digitalisierung der Vielfalt religiösen Lebens einen sichtbaren Raum gibt. Dadurch können unterschiedliche Entwicklungen abseits des Mainstreams vermehrt mitverfolgt werden. Gesamtgesellschaftliche Relevanz haben diese Entwicklungen vor allem deshalb, weil im Besonderen jüngere Generationen hier religiöse Heimaten und Autoritäten finden. Das zeigt sich beispielsweise stark am Einfluss religiöser Influencer und Influencerinnen.

Diese Entwicklungen tragen nicht nur zu einer Infragestellung auch von religiösen Autoritäten, Deutungs- und Machthoheiten bei, sondern auch zu einer Pluralisierung des Diskurses, der gerade in sozialen Medien häufig von theologisch fundiert bis hin zu "religiösem Analphabetismus" reicht. Die gesamtgesellschaftliche Bedeutung eines fachkundigen Religionsjournalismus zeigt sich so besonders darin, dass er aufgrund seines theologischen, religionswissenschaftlichen und ethischen Backgrounds dazu in der Lage ist, Fake News aufzudecken, Entwicklungen kritisch einzuordnen und unabhängig darüber zu berichten. Damit trägt er wesentlich zu einer umfassenden öffentlichen Auseinandersetzung bei und kann seinen Bildungsauftrag erfüllen. Dem kommt gerade in zunehmend pluralistischen Gesellschaften für das Zusammenleben unterschiedlichster Menschen enorme Bedeutung zu.