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Der ORF bietet in seinen Hörfunk- und Fernsehprogrammen, im Internet und im Teletext ein vielfältiges Angebot für die sechs autochthonen Volksgruppen, für die im Bundeskanzleramt ein Volksgruppenbeirat besteht. Die Volksgruppenredaktion des Landesstudios Burgenland produziert und sendet Programme für alle im Osten Österreichs lebenden Volksgruppen, d. h. Kroat:innen, Slowak:innen, Tschech:innen, Ungar:innen und die Volksgruppe der Roma.

ORF Video


Das slowenischsprachige Radio AGORA ist in Kärnten und in der südlichen Steiermark zu empfangen. Die Inhalte entstehen als Programmkooperation in enger Zusammenarbeit von ORF Kärnten, ORF Steiermark und Radio AGORA; die Fernsehsendung "Dobar dan, Koroška" für die slowenische Volksgruppe in Kärnten wird von der slowenischen Redaktion des Landesstudio Kärnten gestaltet und ist wöchentlich in ORF 2 Kärnten zu sehen. Das TV-Magazin "Dober dan, Štajerska" für die Volksgruppe der Slowenen in der Steiermark wird ebenfalls wöchentlich auf ORF 2 Steiermark ausgestrahlt. Und selbstverständlich gibt es Informationen im Netz auf volksgruppen.ORF.at.



Der ORF spricht also mindestens sieben Sprachen.

Der ORF sendet übrigens nicht nur auf Deutsch oder in den Sprachen der Volksgruppen; er gestaltet mit FM4 auch ein Radioprogramm, das in seinem Wortanteil überwiegend fremdsprachig, vornehmlich englisch zu hören ist. Und er intensiviert die Übersetzungen seiner Programme in Gebärdensprache. Zusätzlich bietet er zahlreiche Filme und Serien im Originalton oder mit Original-Untertiteln.


Wieviele Sprachen spricht der ORF?


Die Antwort gibt's jeden zweiten Freitag um 10.40 Uhr auf ORF 2. Schon der Titel der Sendung "WIR | ČEŠI, HRVATI, MAGYAROK, ROMA, SLOVÁCI, SLOVENCI" zeigt es: jetzt wird es mehrsprachig. Die Beiträge sind in Tschechisch, Kroatisch, Ungarisch, Burgenlandromani, Slowakisch und Slowenisch. Worum geht es in dieser Sendung? Ist es eine Sendung für die Volksgruppen? Oder für die "anderen", die keiner Volksgruppen angehören? Sie ist für alle. Zugegeben, eine Gratwanderung. Es geht darum, Themen zu finden, die für alle von Interesse sind, und gleichzeitig, ganz konkrete volksgruppenspezifische Inhalte zu transportieren.

Und so findet sich in einer Sendung zum Beispiel eine kroatische Geschichte über Volksschulkinder, die aus Weidenzweigen Tipis bauen, eine Yogastunde auf Ungarisch, die Suche nach der verschwundenen Romasiedlung in Halbturn, eine Geschichte über vier slowenische Künstlerinnen und Künstler aus Kärnten, die ihre Familiengeschichte thematisieren, das Porträt eines slowakischen Galeristen in Wien und eine Reportage vom traditionellen Ball der Tschechen und Slowaken in Wien.

Sechs verschiedene Beiträge in sechs verschiedenen Sprachen, das kann leicht in Chaos ausarten, aber hier gibt es ein verbindendes Element und das ist wiederum eine Sprache, nämlich die deutsche. Die deutschen Moderationen sind das Gerüst der Sendung, sie sind der rote Faden und die deutschen Untertitel der einzelnen Beiträge sorgen für den Zugang für alle. Die Untertitel sind eine Herausforderung, mit der die Volksgruppenredaktion ständig konfrontiert ist. Wie findet man die Formulierung, die genau das ausdrückt, was der Originaltext transportiert? Wieviel zusätzliche Informationen braucht das Publikum, das nicht die jeweilige Volksgruppensprache spricht, um zu verstehen, was gemeint ist? Welche grundsätzlichen Aufgaben haben die Untertitel? Sollen sie eine möglichst wortwörtliche Übersetzung sein oder den Inhalt und das Gefühl transportieren? Und da sind wir wieder bei der Frage, für wen machen wir die Sendungen? Für die jeweils eigene Volksgruppe oder für alle anderen?

Diese grundsätzlichen Fragen verlangen tagtäglich ganz konkrete Entscheidungen. Die slowakische Redaktion macht einen Beitrag über den klassischen slowakischen Weihnachtskuchen "štedrák". Wie sollen wir das am besten übersetzen? Gar nicht? Und wenn gar nicht, dann wie schreiben wir den Namen des Kuchens? "Štedrák"? Oder doch "Schtedrak", um für die richtige Aussprache zu sorgen? Ist das ungarische "csavargás" wirklich "vagabundieren"? Das sagt doch kein Mensch in Österreich. Der Interviewpartner meint doch eher so ein zwangloses "Ins Blaue Hineinfahren", aber das ist zu lang als Untertitel. Gedanken und Gesprächsfetzen aus einem Redaktionsalltag. Der Alltag einer Redaktion, in der in fünf verschiedenen Sprachen produziert wird, und in der wohl am häufigsten der Satz fällt: "Wie meinst Du das?". All das sind notwendige aber auch sehr bereichernde Vorarbeiten, bevor ein Beitrag auf Sendung geht.

Natürlich haben die jeweiligen Volksgruppen auch ihre eigenen Sendungen sowohl im Fernsehen als auch im Radio. "Dobar dan Hrvati" auf Kroatisch sowie "Dober dan, Koroška" und "Dober dan, Štajerska" auf Slowenisch gehören für viele Zuschauerinnen und Zuschauer zum Sonntag einfach dazu. Genauso wie "Adj' Isten magyarok" auf Ungarisch, "Romano Dikipe" auf Burgenlandromani und "České Ozvěny | Slovenské Ozveny" auf Tschechisch und auf Slowakisch, obwohl diese Sendungen nur 6mal im Jahr zu sehen sind.

Radiohören in der eigenen Volksgruppensprache ist seit vielen Jahrzehnten eine Selbstverständlichkeit im ORF. Radio Kärnten mit Radio Agora und Radio Burgenland bieten Nachrichten und Magazinsendungen zu den verschiedensten Themen und natürlich auch Musik auf Slowenisch, Kroatisch, Ungarisch, Burgenlandromani, Tschechisch und Slowakisch.

Selbstverständlich spricht auch ORF.at mehrere Sprachen. Unter volksgruppen.ORF.at hat jede Volksgruppe eine eigene Seite mit mehreren Unterseiten. Die Redaktionen stellen täglich aktuelle Nachrichten und Hintergrundgeschichten auf Slowenisch, Kroatisch, Ungarisch, Burgenlandromani, Slowakisch und Tschechisch online. Volksgruppen.ORF.at bündelt das Leben der Volksgruppen in Österreich. Hier findet man natürlich auch alle Informationen zu den einzelnen Sendungen und selbstverständlich ist ORF.at auch die Plattform, um die Volksgruppensendungen live zu streamen, nachzuhören und nachzuschauen. Auf ORF On sind die TV-Sendungen aller Volksgruppen zu sehen. Radio Burgenland bietet auf ORF Sound zwei eigene Lanes nur für die Volksgruppensendungen, zusätzlich werden die Hörfunk-Magazinsendungen als Podcasts angeboten. Und dass die Redaktionen auch ihre eigenen Social Media Auftritte haben, ist heutzutage schon selbstverständlich.

Der ORF steht mit seinem Volksgruppen-Programm für Vielfalt. Inhaltlich und sprachlich. Die Volksgruppenredaktionen des ORF leben diese Vielfalt und sorgen mit ihrer täglichen Arbeit dafür, dass diese Vielfalt gehört und gesehen wird. Denn wir sind eben ein ORF für alle, amen jek ORF le cilenge sam, hiszen az ORF mindenkié, pretože sme ORF pre všetkých, saj smo ORF za vse, protože my jsme zkrátka ORF pro všechny, mi smo ORF za sve.


Text: Dorottya Kelemen, Leiterin der Volksgruppenredaktion
Übersetzungen: Josef Schmidt (Burgenlandromani), Dorottya Kelemen (Ungarisch), Miriam Spring (Slowakisch), Marijan Velik (Slowenisch), Pavla Rasnerova (Tschechisch), Anka Schneeweis (Kroatisch).



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