44 - Was ändert sich durch die Digitalnovelle?

Eva Reiter-Kluger, ORF ON

Ein Beitrag von Eva Reiter-Kluger, der Leiterin von ORF ON.

Es sind oft kurze Momente im Alltag, die die Dimension von großen Veränderungen in der Welt besonders spürbar machen. Ich hatte so einen Moment als mein knapp sechsjähriger Sohn das letzte Mal krank mit einem Tablet auf der Couch lag und es zu diesem Dialog kam.

Sohn: "Ich finde nichts, was ich anschauen mag."

Ich: "Das kann echt nicht sein, als ich so alt war wie du gab es das alles noch nicht, da hatte ich noch kein Netflix, Amazon Prime oder Disney+."

Sohn: "Wirklich, hast du dann nur YouTube geschaut?"

Besser kann man es vermutlich nicht auf den Punkt bringen, mit wem der ORF im Hier und Jetzt in Konkurrenz steht. Als die TVthek vor knapp 15 Jahren online ging, steckte die Idee „Fernsehen wann und wo sie wollen“ noch in den Kinderschuhen. Heute ist es eine Selbstverständlichkeit, Ort, Zeit und Inhalte im Streaming selbstbestimmt wählen zu können. Viele Menschen haben ein oder sogar mehrere Abos. In vielen Haushalten gibt es gar kein TV-Gerät mehr, unkompliziert werden die ORF-Inhalte auf Laptop, Tablet und Handys konsumiert. Der ORF steht jetzt vor einem Neustart mit seiner Streamingplattform ORF ON. Wir wollen ein „ORF für alle“ sein und das heißt für uns: Wir müssen allen Österrreicher:innen ein neues, ja noch besseres Streaming-Erlebnis – inhaltlich und technisch – ermöglichen, live und on Demand. Das ist das Ziel von ORF ON. Der offizielle Launch und damit die endgültige Ablöse der TVthek im Mai 2024 ist erst der Beginn, Updates werden kontinuierlich folgen – das kann an dieser Stelle bereits versprochen werden. Die TVthek darf dank der neuen gesetzlichen Möglichkeiten endlich erwachsen werden, und tritt nun als ORF ON in den harten Wettbewerb, nicht nur mit anderen öffentlich-rechtlichen Mediatheken, sondern auch internationalen Streamingdiensten. Deutlich längere Bereitstellungsdauern ermöglichen diese Zeitenwende. Für unser Publikum bedeutet das: Mehr Inhalte sind (endlich) länger verfügbar.

Unsere Vision für ORF ON für die kommenden Jahre ist klar: Wir wollen unserem Publikum mit der neuen Videoplattform einen Flagshipstore des ORF bieten und alle Österreicher:innen einladen, einzutreten, sich überraschen zu lassen und hoffentlich länger zu bleiben als geplant. Woran wir täglich zusätzlich arbeiten: Auch neue Kundinnen und neue Kunden positiv zu überraschen. Das Motto: Sie haben Lust auf Serien, Filme, Dokus, Information, Comedy, Sport und vieles mehr? Wir haben das passende, frei verfügbare Angebot mit österreichischem Charme dazu. Davon soll sich unser Publikum jeden Tag aufs Neue überzeugen können. Bevor der Blick und Klick zu Netflix & Co. geht, möchten wir Überzeugungsarbeit für ORF ON leisten und die Chance nutzen, Menschen mit unseren Inhalten dauerhaft für uns zu gewinnen.

Ob jung, jung geblieben, dynamisch, vital, viel- und tiefschichtig, hintergründig, differenziert, spannend und lustig: So vielfältig unser Publikum ist, so vielfältig wird auch das Angebot auf unserer Plattform sein. Von den „Biestern“ über den „Bergdoktor“, von „Universum“ zum „ZIB“-Wissen, von „Willkommen Österreich“ bis zu „Gute Nacht Österreich“, vom „Kasperl“ bis zu „ZIB Zack Mini“, von Kultserien wie „Kottan ermittelt“ oder „Kaisermühlen-Blues“ über ganz neue Formate, die nach dem Motto „Beyond TV“ erst im Entstehen sind – wir wollen bei unseren User:innen den Kopf, Bauch und insbesondere auch das Herz ansprechen.

Aber selbst wenn der Content Erfolgsgarant Nummer eins unserer Plattform ist – technische Stabilität, optimale Usability und modernes Design sind ebenso entscheidend für den Erfolg. Der Vergleich mit anderen Streamingdiensten, die insbesondere im Hinblick auf die technische Entwicklung über ein Vielfaches an Ressourcen verfügen, macht es uns oft nicht leicht. Aber mit dem Launch von ORF ON gehen wir den nächsten großen Schritt in die Streaming-Zukunft, wohl wissend, dass es ein nie endender Prozess ist: Optimierte Empfehlungen und Personalisierungen, Notifications, Log-ins mit Profilen für die ganze Familie, der intelligente Einsatz von KI – für diese und mehr Features braucht es noch etwas Geduld, aber unser Team arbeitet unentwegt an diesen Optimierungen.

Wir heben uns im positivsten aller Sinne insbesondere mit Content aus Österreich von anderen Streamingangeboten ab und wollen jüngere Menschen wieder auf den ORF neugierig machen. Originale und Klassiker aus Österreich, die man unweigerlich mit dem Land und den Menschen hier verbindet, die seine Kultur und seinen Spirit vermitteln – das ist unser Auftrag. Das bietet ORF ON für alle frei verfügbar und barrierefrei. In diesem Sinne wollen wir unsere digitale Reichweite ausbauen. Das ist unser öffentlich-rechtlicher Auftrag, alle Bevölkerungs- und Altersgruppen weiterhin auf einer eigenen starken Plattform mit relevanten und unterhaltsamen Inhalten zu erreichen und eine neue Kultur der Transformation und des Ausprobierens dort zu etablieren und zu leben. Wenn Sie sich übrigens fragen, wie die Reaktion meines Sohnes war, als ich ihm sagte, dass es noch kein YouTube gab als ich sechs Jahre alt war: Er fragte mich grinsend: „Mama, gab es da noch Dinosaurier?“.

Das neue Online-Angebot des ORF


Die Webseiten news.ORF.at und sport.ORF.at werden mit Jahresbeginn 2024 umfassend erneuert und mit deutlich mehr Video-Content angereichert. Die Audioplattform ORF Sound bündelt das Beste aus Ö1, Ö3, FM4 und den neun ORF-Regionalradios in einer App und bereitet alle Inhalte themen-spezifisch für die On-Demand-Nutzung auf. Das multimediale Digitalangebot ORF Topos bietet exklusive Storys aus den Bereichen Kultur, Wissenschaft, Religion und Gesellschaft und versteht sich als Experimentierfeld für neue Digitalformate und Erzählweisen.

Die neue Streaming-Plattform ORF ON macht öffentlich-rechtliche Videoinhalte deutlich länger on demand verfügbar und bietet ein reichhaltiges Content-Angebot aus aktuellen ORF-Produktionen, Archivschätzen und TV-Live-Streams, das punktuell um exklusive Online-Only-Inhalte ergänzt wird.

Mit einem eigenen Streaming-Angebot für Kinder in Form eines Kids-Channels und einer dazugehörigen Kids-Mediathek schafft der ORF ein werbe- und gewaltfreies Programmumfeld für die Generation Alpha. Die digitalen News-Formate „ZIB Instagram“ und „ZIB TikTok“ bieten öffentlich-rechtliche Information für junge Menschen auf Social Media. Neue Content-Angebote für die Gen Z sind in Entwicklung.

Außerdem gilt für 2024: Die Eigenproduktionen des Kultur- und Informationsspartensenders ORF III werden 2024 ausgeweitet. Auch die Programmangebote für die autochthonen Volksgruppen des Landes werden weiter ausgebaut. Um das öffentlich-rechtliche Programm verstärkt auch für Menschen mit Hör- oder Sehbehinderungen zugänglich zu machen, baut der ORF die Barrierefreiheit mit Untertiteln, Österreichischer Gebärdensprache und Audiodeskription kontinuierlich aus.

#unternehmenswert