11 - Wem hilft der ORF?

Lisa Zuckerstätter, Humanitarian Broadcasting

Ob Naturkatastrophen im In- oder Ausland, Kriegsgeschehen oder alltägliche Not in Österreich: Der ORF unternimmt viele Hilfsaktionen, spontan im Krisenfall oder regelmäßig, etwa zu Weihnachten für "LICHT INS DUNKEL". Die Daten dazu sprechen eine deutliche Sprache:




Die Leistungen des letzten Jahres hat Lisa Zuckerstätter, die Leiterin des "Humanitarian Broadcasting" zusammengefasst.

Bevor ich diese Frage beantworte, erlaube ich mir, Sie auf eine schnelle Reise mitzunehmen. Am 24. Februar 2022 begann die Invasion russischer Truppen in die Ukraine. Der Angriff riss nicht nur viele Ukrainer:innen aus dem Schlaf, sondern auch für immer aus ihrem gewohnten Leben. Seither ist in dem Land nichts mehr so, wie es einmal war. Orte der Kindheit und der täglichen Begegnungen wurden durch die kriegerischen Handlungen genauso vernichtet, wie lebensnotwendige Infrastrukturen (Schulen, Krankenhäuser, Energie-Versorgung …). Besonders die kalten Wintermonate treiben viele Ukrainer:innen - verstärkt jene aus den vulnerablen Gruppen (ältere Menschen, Kinder, Menschen mit einer Behinderung) - an die Grenze eines menschenwürdigen Lebens. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs sind die Hilfsorganisationen von "Nachbar in Not" gemeinsam mit ihren lokalen Partnerorganisationen in der Ukraine und den Nachbarländern im Dauereinsatz - ein Ende ist nicht in Sicht.

Am 6. Februar 2023 erschütterten mehrere Erdbeben - darunter ein Beben der Stärke 7,8 - den Südosten der Türkei und den Nordwesten Syriens. Millionen Menschen verloren ihr Zuhause, über 56.000 Menschen starben. Den Überlebenden fehlte es am Nötigsten - ein Platz zum Schlafen, medizinische Versorgung, Lebensmittel, Hygieneartikel und sauberes Wasser. Laut Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) waren auf einen Schlag bis zu 23 Millionen Menschen direkt oder indirekt betroffen. Bei einer Bebenkatastrophe dieses Ausmaßes und aufgrund der winterlichen Verhältnisse, drängte die Zeit. "Nachbar in Not" reagierte umgehend mit einer neuen Hilfsaktion und unterstützte mit Spendengeldern für überlebenswichtige Güter vor Ort. Bis heute leiden die Überlebenden an den Folgen der Katastrophe.

Familie P. im Burgenland 2023: Der heute 20-jährige Sohn erlitt im Alter von elf Jahren völlig überraschend eine Gehirnblutung. Eine mehrstündige Not-OP rettete zwar sein Leben, die Schädigung, die sein Gehirn davongetragen hat, ist dennoch dauerhaft. Lähmungen an Händen und Füßen und regelmäßige epileptische Anfälle begleiten seinen Alltag. Er benötigt laufend intensive Behandlungen, um seine Gelenke, Sehnen und Muskeln so gut es geht beweglich und schmerzfrei zu halten. Die besten Therapieformen können von der öffentlichen Hand nicht zur Gänze übernommen werden und übersteigen die finanziellen Möglichkeiten der Familie um ein Vielfaches. Dank der Unterstützung durch den Soforthilfefonds des Vereins "Licht ins Dunkel" kann der Familie schnell, unbürokratisch und nachhaltig geholfen werden.

Verheerende Unwetter im Süden Österreichs haben im Sommer 2023 die Überschwemmung zahlreicher Orte in Kärnten und in der Steiermark zur Folge. Tausende Österreicher:innen verlieren dabei nicht nur den Großteil ihrer Habseligkeiten, sondern in wenigen Augenblicken ihre ganze Existenz. Die Initiative "Österreich hilft Österreich" startete umgehend eine Hilfsaktion und löste damit eine Welle der Solidarität in der österreichischen Bevölkerung aus. Innerhalb von drei Wochen kamen knapp sechs Millionen Euro an Spendengeldern zusammen. Mehr als 2.500 in Not geratenen Familien konnte damit rasch und über die erste Zeit geholfen werden. Auch bei künftigen Unwetterkatastrophen wird "Österreich hilft Österreich" unverzüglich in Aktion treten.

Oder auch: Mehr als ein Viertel der österreichischen Gesamtbevölkerung hat eine Migrationsgeschichte, allein in Wien wachsen mehr als die Hälfte aller Schüler:innen zumindest zweisprachig auf . Dieser Wandel stellt uns vor Herausforderungen, bietet aber auch gleichzeitig eine große Chance. Eine dieser Chancen ergreift der mehrsprachige Redewettbewerb "SAG'S MULTI". Die Veranstaltung soll nicht nur die Auseinandersetzung mit verschiedenen Kulturen fördern, sondern auch das Selbstbewusstsein der Kinder und Jugendlichen stärken, indem sie ihre Mehrsprachigkeit und ihre Gedanken in einem öffentlichen Raum ausdrücken können. Zwei dieser Gedanken und Botschaften gehören Mohid Singh und Sabiha Moradi. In ihren Preisträger-Reden plädierten die aus Afghanistan stammenden Jugendlichen u. a. für Hoffnung, Inklusion, Frauenrechte, Freiheit und Bildung. Dabei wechselten sie zwischen ihren Muttersprachen Hindi und Dari und Deutsch. Singh ist mittlerweile Stipendiat der Österreichischen Studienstiftung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Moradi arbeitet im IT- und Projektmanagement und hat ein Studium der Wirtschaftsinformatik in Linz begonnen. 2024 steht der Wettbewerb in der 15. Runde. Der ORF gibt auch heuer wieder den Stimmen von heute und morgen eine Bühne. Hier endet unsere Reise - vorerst. Sie fragen sich jetzt vielleicht: Was haben diese Geschichten mit dem ORF zu tun?

Vor mehr als 50 Jahren besuchte der damalige Intendant des ORF-Landesstudios Niederösterreich, Kurt Bergmann, das "Behindertendorf" Sollenau. Erschüttert von den dortigen Zuständen beschloss er, Spenden für die Einrichtung zu sammeln. Aufgrund des für damalige Verhältnisse hohen Spendenaufkommens wurde die humanitäre ORF-Hilfskampagne "Licht ins Dunkel" gegründet und zum alljährlichen Fixpunkt im Fernsehen. Heute gibt es nur wenige erwachsene Personen, die sich an ein Weihnachten ohne "Licht ins Dunkel"-Fernsehtag erinnern können. Rund 20 Jahre später folgten die ORF-Aktion "Nachbar in Not" (1992), anlässlich des Krieges im ehemaligen Jugoslawien, einige Jahrzehnte danach, im Jahr 2020, die Initiative "Österreich hilft Österreich" auf Betreiben des derzeitigen ORF Corporate Social Responsibility-Leiters, Pius Strobl, in Folge der Corona-Pandemie. Die Marken werden operativ von Österreichs führenden Hilfsorganisationen (wie z. B. "Rotes Kreuz", "Caritas", "Diakonie", "Volkshilfe", "Hilfswerk" …) geführt, der ORF ist und bleibt DER starke Medienpartner.

"LICHT INS DUNKEL", "NACHBAR IN NOT", "ÖSTERREICH HILFT ÖSTERREICH", aber auch

"SAG'S MULTI", haben sehr viel mit dem ORF zu tun. Einerseits sind wir die Erfinder, andererseits initialisieren wir laufend neue Aktionen und sorgen so dafür, dass die Marken seit Jahrzehnten sichtbar sind und relevant bleiben. Wir tun das nicht nur, weil die "Berücksichtigung und Förderung sozialer und humanitärer Aktivitäten" im Rahmen unserer Programme und Angebote zu unserem Kernauftrag (§ 4 ORF G) gehören, sondern auch, weil der Einsatz Teil unseres öffentlich-rechtlichen Selbstverständnisses ist. Was Kurt Bergmann schon 1973 stark gespürt haben muss, empfinde ich heute genauso: Wir haben die Kraft und Reichweite, die Kameras dorthin zu richten, wo die Aufmerksamkeit unserer Gesellschaft benötigt wird. Wir können Inklusion, gleichberechtigter Teilhabe und Solidarität Bedeutung beimessen. Trotz unseres vermeintlichen Wohlstandes sind laut Expert:innen heute mehr Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen als je zuvor und der Ausblick verspricht keine Besserung.

Wir können helfen. Und wir sollten das nicht nur aus Mitmenschlichkeit tun, sondern weil es klug ist. Weder sind wir "Satelliten", noch leben wir schon auf der "Insel der Seligen". Eine gesunde Gemeinschaft ist für uns alle wichtig. Sie funktioniert und überlebt aber nur, wenn auch alle mitwirken. Wenn wir in die Zukunft unserer Mitmenschen investieren, investieren wir auch in unsere eigene Zukunft. Gemeinsam sind wir stark genug, um die großen Herausforderungen zu bewältigen, sei es die Klimakrise, Ressourcenknappheit, politische Konflikte oder instabile geopolitische Situationen. Jede und jeder von uns hat das Potenzial, aktiv an der Gesellschaft teilzuhaben und etwas Positives zurückzugeben.

Wem also hilft der ORF? Meiner Meinung nach: Dir und mir. Uns allen.

Hilfe
"NACHBAR IN NOT"

Sozialspots
"ÖSTERREICH HILFT ÖSTERREICH"
"LICHT INS DUNKEL"

#individuellerwert