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© Grafik: ORF, Bild: ORF Hans Leitner

New York. Paris. Unterpremstätten.

Elisabeth Gollackner, Information ORFeins


ORFeins startet 2019 eine große Info-Offensive. Dabei stellt sich die Frage: Wohin werfen wir den Blick? Über den Ozean. Über die Grenzen. Und vor allem auch ins eigene Land. Denn selbst
als überzeugte Kosmopolitinnen und Kosmopoliten zitieren wir
in diesem Fall die Band „Element of Crime“: „Dort, wo deine Füße stehen, ist der Mittelpunkt der Welt.“

Wir Österreicherinnen und Österreicher. Was für ein schwieriges Unterfangen, ein „wir“ zu generieren. Um eine neue Sendung zu entwickeln, um über Zielgruppen zu sprechen, ja, um überhaupt hier einen Satz schreiben zu können, wage ich die Verallgemeinerung . Ich packe die vielen unterschiedlichen Gruppierungen in eine, denke an die Menschen, die mit ORFeins angesprochen werden sollen, und beanspruche kurzerhand das wir. ORF wie wir.

Wir Österreicherinnen und Österreicher also, wir kennen uns aus in der
Welt. Über die Medien sind wir miteinander verbunden. Wir warten darauf,
dass Claire Underwood in der letzten
Staffel von House of Cards endlich die
Führung übernimmt. Wir kämpfen in
Game of Thrones blutige Schlachten
und rätseln, wer am Ende überleben
wird. Und wir lachen über die Witze,
die der Engländer John Oliver in einer amerikanischen Late Night Show macht. Und dann kommt der Tag, wo der Engländer, meilenweit entfernt, seinen Monolog über Österreich hält. Und das ist der Moment, wo wir uns fragen müssen: Hat er Recht? Egal, wie sehr wir mit der Welt kommunizieren – wir tun es von einem bestimmten Punkt aus. In unserem Fall: Österreich. Und wir wollen wissen, was in Österreich läuft. Wir wollen uns nicht nur in der Welt auskennen, sondern vor allem in Österreich.

Und deshalb ist klar: Womit ORFeins jetzt punkten kann, ist Information. Denn je mehr wir uns vernetzen, je kleiner die Welt wird und je größer die Flut an Nachrichten, die über die Smartphones und Laptops in unser Wohnzimmer dringen, desto wichtiger wird Orientierung und Hintergrundwissen. Die „Generation Y“ informiert sich zum Großteil nur noch über Social Media und verlässt zunehmend traditionelle Nachrichtenkanäle. Mit dem Ergebnis, dass Fake News dramatisch zunehmen und das Vertrauen in Medien sinkt. Diese Entwicklungen verändern Demokratie in einem noch nicht absehbaren Maße. Gezielte Kampagnen emotionalisieren die Gesellschaft und spalten sie damit. Um das politische Geschehen wieder einordbar zu machen, braucht es – mehr denn je – die professionelle Objektivität von öffentlich-rechtlichen Journalistinnen und Journalisten, abseits von Hasspropaganda und Kaufimperativen. Wir dürfen die Informationshoheit nicht privatisierten Social-Media-Kanälen überlassen.

Die Information auf ORFeins auszubauen, ist deshalb richtig, wichtig, und für uns, die wir daran arbeiten, ein Leichtes. Weil es so auf der Hand liegt. Und hier wechsle ich wieder das „wir“, springe in den kleinen Kreis der Journalistinnen und Journalisten, die gerade dabei sind, die neuen Infosendungen zu entwickeln und zu gestalten. Fernsehinformation ist unser tägliches Geschäft . Wir sind geübt darin, Fakten zu recherchieren, sie in verständliche Wortbilder zu gießen, sie mit der Kamera einzufangen und kompakt zu präsentieren. Wir beginnen nicht bei Null. Aber wir erweitern unseren Arbeitsraum. Und da stellt sich die Frage: Wo wollen wir hin? Und vor allem: Was wollen wir eigentlich?

Unabhängigkeit ist nicht nur Recht der journalistischen oder programmgestaltenden Mitarbeiter, sondern auch deren Pflicht. ORF-GESETZ § 4. (6)
Wir wollen verlässliche Information in regelmäßiger Frequenz. Deshalb ziehen wir ein Raster von Nachrichten über den Tag. In der Zone 16.00 bis 23.00 Uhr informieren wir in regelmäßigen Abständen. Wir erweitern die Anzahl an ZiB-Flashes, und wir gestalten ein neues tägliches Info-Magazin. Mit Gesichtern, die vertraut sind und denen man vertraut. MAGAZIN.eins wird es heißen, und es startet kurz nach 18.00 Uhr. Damit landen wir mitten in eine Zeitzone, die bisher von amerikanischen SitComs geprägt war. Ob die Info an diesem Sendeplatz vom Zielpublikum angenommen wird? Wir sind gespannt und tun unser Bestes.

Wir wollen Information, die etwas mit unserem Leben zu tun hat. Von hard news bis hin zu Unterhaltung und Kultur spannt sich der Bogen. Wir wählen Themen, die nah am Leben dran sind, und versuchen gerade jetzt in der Pilotierungsphase, den Blickwinkel zu ändern und Perspektiven einzunehmen, die wir normalerweise nicht kennen. Statt über jemanden zu reden, reden wir mit jemandem. Statt zu belehren, wollen wir begleiten. Österreich ist eine diverse Gesellschaft mit verschiedensten Lebensrealitäten und Interessen. ORFeins soll ein Sender sein, der diese Gesellschaft abbildet, schätzt, respektiert und verbindet.

Wir wollen rausschauen in die Welt. Was bedeutet „Info“ für uns? Auf jeden Fall mehr als die täglichen News. Und deshalb greift unsere Info-Offensive auch weiter. Zum Beispiel ins Genre Dokumentation. DOK.eins nennt sich das Format, mit dem wir in den vergangenen Jahren versucht haben, gesellschaftspolitische Themen im Hauptabend zu verankern. Der Zuspruch war enorm. Und auch hier ist Verlässlichkeit und Regelmäßigkeit notwendig. DOK.eins wird einen wöchentlichen Sendeplatz bekommen und immer mittwochs die großen Themen unserer Welt unterhaltsam und bildgewaltig auf den Punkt bringen. Für den ORF begeben sich Lisa Gadenstätter und Hanno Settele wieder in schnelle Gefährte, tiefe Gräben und schwierige Diskussionen. Sie nehmen uns mit auf eine Reise. Es sind keine klassischen Wissens-Dokus, sondern Themen, die mit dem Erleben des Hosts korrespondieren und dieses reflektieren. Die locker-heitere Grundstimmung steht oft im Vordergrund, aber nicht nur. Die Sendung über den Holocaust, ein Thema, das ernster nicht sein könnte, hat im Gedenkjahr 2018 bewiesen, dass DOK .eins auch diese Gratwanderung schafft.

Ziel unserer ORFeins-Dokumentationen ist, über den Verlauf der 45 Minuten hinweg etwas ohne Belehrung zu erfahren, vielleicht eine Haltung zu überdenken, mit einem Vorurteil aufzuräumen, jedenfalls aber einen erwachsenen Blickwinkel zu vermitteln. Und den Bezug zum eigenen Lebensumfeld herzustellen. Österreich ist Teil dieser Welt. Was bedeuten globale Themen für mich als Österreicher, für mich als Österreicherin?

Wir wollen drüber reden. Wenn DOK.eins Fragen aufwirft und aufwühlt, dann ist der darauf folgende TALK.eins genau der Ort, um Klarheit zu schaffen. Talksendungen waren in der vergangenen Zeit auf ORFeins eher spärlich gesät. Deshalb freuen wir uns, hier eine neue Spielwiese der Streitbaren zu eröffnen. In der Entwicklung eines neuen Talkformats mischen wir zwei Genres, die sich gut ergänzen. Wir vereinen Magazin und Talkrunde. Was im Beitrag aufgeworfen wird, wird im Studio ausdiskutiert. Auf den Stühlen finden sich engagierte Anpacker, spannende Eigenbrötlerinnen und glitzernde „Meinungshaber“. Interessante Menschen, die dieses Land bewegen und bereden. Das, was wir im Redaktionsalltag erleben und zu schätzen gelernt haben, wenden wir auch hier an. Viele Köpfe bedeutet: Viele verschiedene Meinungen. We agree to disagree!

Und wenn wir gut informiert sind, dann wollen wir auch drüber lachen. Comedy mit harten Fakten zu mischen, das wird das Ziel unserer neuen Late Night News Satire Show. Peter Klien, der schnelle Mann mit dem roten Mikrofon, nimmt nach jahrelan- gem Außendienst nun in seinem eigenen Studio Platz und schafft Ordnung – nein, besser noch, Einordnung . Auch der ORF selbst wird hier nicht ausgespart und bekommt sein Fett ab. (Gesellschafts-)Politische Information, humorvoll präsentiert und so aufbereitet, dass man zwischen den Lachern auch etwas lernt.

In Kleingruppen und großen Workshops, mit dem Wissen aus der ORFeins-Inforedaktion, unterfüttert und gestützt mit dem Wissen aus dem ganzen Haus, stehen wir also vor unseren Flipcharts und Skizzen. Wir zeigen uns gegenseitig Sendungen, die wir für gelungen halten. Wir suchen nach technischen Set-ups, die unsere Visionen und Wünsche Realität werden lassen könnten. Wir diskutieren und philosophieren, wir planen und streichen, und wir tun es mit der Gewissheit, dass der Blick in die Welt geprägt ist von der Perspektive, die wir wählen. Mit unseren bewährten und neuen Info-Sendungen möchten wir ein fest verankertes Plateau bauen, das den Überblick bietet. Mit Blick nach New York, nach Paris, aber eben auch nach Unterpremstätten.


New York. Paris. Unterpremstätten., Elisabeth Gollackner, Information ORFeins abspielen
© Grafik: ORF, Bild: ORF Hans Leitner
New York. Paris. Unterpremstätten.
Elisabeth Gollackner, Information ORFeins
Qualität der Berichterstattung, Peter Kropsch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Presse-Agentur abspielen
© Grafik: ORF, Bild: dpa/ Georg Wendt
Qualität der Berichterstattung
Peter Kropsch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Presse-Agentur
»MEINS - Weil Content mehr ist«, Irina Oberguggenberger + Team stellen sich vor, ORFeins Information abspielen
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»MEINS - Weil Content mehr ist«
Irina Oberguggenberger + Team stellen sich vor, ORFeins Information