Fehlinformationen und Desinformation bei Wahlen, die durch soziale Netzwerke angeheizt und verschärft werden, sind kein neues Phänomen. Die öffentlich-rechtlichen Medien werden oft als Gegenmittel angepriesen. Ist dies gerechtfertigt? Und bedeutet es, dass die Gesellschaften jetzt besser vorbereitet und ausgerüstet sind, um mit "Fake News" umzugehen?
Minna Horowitz, Universität Helsinki und Marius Dragomir, Direktor des Media and Journalism Research Center, schreiben den öffentlich-rechtlichen Medien eine entscheidenden Rolle bei der Bekämpfung von Falschinformationen zu:
"Einerseits können öffentlich-rechtliche Medien das nationale Mediensystem als Kanäle mit vertrauenswürdigen, vielfältigen und innovativen Inhalten stärken, andererseits können sie spezifische Medien- und Informationskompetenz vermitteln, um die Widerstandsfähigkeit des Einzelnen gegen Desinformation zu stärken."
Die Forschung scheint darauf hinzudeuten, dass der Erfolg bei der Abwehr der Auswirkungen von Desinformation in hohem Maße von der Fähigkeit einer Gesellschaft abhängt, vertrauenswürdige gesellschaftliche Systeme und Strukturen zu schaffen, von der Unterstützung vertrauenserweckender Wissenseinrichtungen durch eine Gesellschaft und von den Bemühungen einer Gesellschaft, die Kompetenz der Bevölkerung zu stärken, damit diese in der Lage ist, vertrauenswürdige Quellen zu erkennen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein gesundes Maß an Vertrauen im Mittelpunkt steht. Vertrauen ist besonders wichtig bei Wahlen, die eine der einflussreichsten demokratischen Aktionen sind, die den Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung stehen.
Um der Verbreitung von Falschinformationen durch Social-Media-Plattformen entgegenzuwirken, hat die EU durch den Europäischen Rechtsakt über die Medienfreiheit entscheidende Weichen gestellt.
Hinderlich erscheint indes, dass das geografische Gebiet, das die EU reguliert, sehr vielfältig ist, und folglich über unterschiedliche Fähigkeiten und Ressourcen verfügt, diese Richtlinien umzusetzen.
Darüber hinaus, so die Autor:innen, seien Politiker:innen und Regierungsbedienstete nach wie vor eine wesentliche Ursache für Desinformation in ganz Europa, was erhebliche Probleme aufwerfe, da diese Personen für die Ausarbeitung von Anti-Desinformationsmaßnahmen und -vorschriften zuständig seien.
Öffentlich-rechtliche Medien können ein wichtiger nationaler Akteur bei der Stärkung des institutionellen und zwischenmenschlichen Vertrauens - und damit der Widerstandsfähigkeit gegen Desinformation - sein, wenn man ihnen dies erlaubt und sie angemessen unterstützt.
Anmerkung: Den ganzen Artikel auf Englisch finden Sie auf der Website der Public Media Alliance.