Der ORF hat mit seiner selbstentwickelten KI-Software „AiDitor“ den europäischen Technologie- und Innovations-Award der European Broadcast Union (EBU), einer Vereinigung aus 68 Rundfunkanstalten, gewonnen. Die innovative Software unterstützt Journalistinnen und Journalisten in Radio-, TV- und Online-Redaktionen bei ihrer Arbeit. Der ORF nimmt damit eine Vorreiterrolle im Bereich Innovation in ganz Europa ein. Der „Technology & Innovation Award“ der EBU wurde am 13. Juni 2024 in Neapel zum bereits neunten Mal vergeben. Dr. Harald Kräuter, Direktor für Technik und Digitalisierung des ORF, nahm die renommierte Auszeichnung entgegen.
Der Preis zeichnet herausragende, technische Lösungen von Medienunternehmen aus. Der ORF konnte mit dem KI-Prototypen AiDitor die internationale Fachjury überzeugen, die die Auszeichnung damit begründet hat, dass es das erste KI-Tool ist, das für die Praxis gut umsetzbar ist.
Der AiDitor erstellt auf Basis von Links oder recherchierten Inhalten in Sekundenschnelle weitere Formate und Vorschläge: Online-Stories, TV- und Radiotexte, Teletext-Artikel, Social-Media-Postings oder Headlines. Außerdem kann das Tool Texte transkribieren, Zitate selbst erkennen und extrahieren und in mehr als 40 Sprachen übersetzen, was den oft zeitaufwändigen Arbeitsprozess erheblich erleichtert. Auch die Audioqualität von Aufnahmen kann mit dem AiDitor verbessert werden. Die Software wird laufend mit neuen Funktionen erweitert, sie greift dabei wahlweise auf GPT-Modelle aus dem OpenAI-Universum, Azure AI Services, Anthropic Claude sowie Mistral zurück.
„Als reichweitenstarkes Medium ist der ORF natürlich auch ein innovatives Technologieunternehmen. Mit dem AiDitor setzen wir neue Maßstäbe für die redaktionelle und journalistische Arbeit im Bereich der künstlichen Intelligenz. Diese Auszeichnung bestätigt unsere Innovationskraft auch auf europäischer Ebene und unseren Anspruch, auch international zu den technologischen Vorreitern zu zählen“, so Harald Kräuter, ORF Direktor für Technik und Digitalisierung. „Für uns ist dabei besonders wichtig, dass der Mensch immer im Zentrum der journalistischen Arbeit steht, künstliche Intelligenz kann und soll dazu beitragen, den Alltag in den Redaktionen effizienter zu gestalten, sodass mehr Zeit für Investigativ-Stories, Hintergrundrecherche und Faktenchecks bleibt“, so Kräuter weiter.
Der Direktor für Technologie und Innovation der EBU, Antonio Arcidiacono gratuliert: „Der ORF hat sich durch seine Innovationskraft ausgezeichnet. Der Award ist ein Beweis für sein kontinuierliches Engagement, hochwertige Inhalte durch modernste Technologien zu liefern. Der Technology & Innovation Award der EBU ist Anerkennung und Inspiration für Rundfunkanstalten in ganz Europa. Herzlichen Glückwunsch an Harald Kräuter und das gesamte ORF-Team für diese wohlverdiente Ehrung.“
„Der heutige Award zeigt, dass wir am richtigen Weg sind und kleine Teams großes erreichen können“, sagt Stefan Kollinger, Chief Innovation Officer in der ORF-Direktion für Technik und Digitalisierung. Er treibt KI-Initiativen im ORF voran und hat bereits neue Vorhaben in der Pipeline: „Wir arbeiten derzeit an Konzepten, wie wir die öffentlich-rechtlichen Inhalte online künftig noch besser und zeitgemäßer unserem Publikum zur Verfügung stellen und auffindbar machen können, damit wir dieses Feld nicht allein den globalen Tech-Giganten überlassen“, so Kollinger. Mit der Entwicklung des AiDitors konnte man dafür entsprechende Erfahrungen gewinnen und Kompetenzen aufbauen.
„Der Prototyp wird in engem Kontakt mit den Redaktionen auf Basis realer Usecases entwickelt, das Feedback der Journalistinnen und Journalisten fließt dabei kontinuierlich in das Produkt ein. Aus meiner Zeit als Redakteur kenne und verstehe ich die Bedürfnisse meiner Kolleginnen und Kollegen sehr gut. Ich kann so ihre Wünsche optimal in technische Anforderungen übersetzen“, sagt AiDitor-Erfinder und Innovationsmanager Marco Mursteiner.
Auch international stößt der AiDitor auf großes Interesse. Es gibt bereits eine Kooperation mit dem Bayrischen Rundfunk, um Erfahrungen und Learnings zu teilen. Der ORF ist mit weiteren Medienanstalten bereits in Verhandlungen.