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Voneinander lernen

Public Value Bericht 2015/16: Dr. Walter Emberger – Teach For Austria





Man kann auch ETWAS aufmachen, also öffnen, zum Beispiel das Tor oder das Fenster zum eigenen Haus. Auch da öffnet man sich Unbekanntem, muss man für Überraschungen offen sein. Auch das birgt neben Überraschungen auch Risiken, etwa den Verlust von Bekanntem oder das Wegfallen von Komfort. Wo wäre die Menschheit, wenn nicht immer wieder einige von uns aufgebrochen wären in unbekanntes Terrain, wenn sie nicht Althergebrachtes hinterfragt und aufgebrochen hätten? Unsere Geschichtsbücher wären dünn ohne sie, ebenso unsere Mathematik- und Physikbücher. Gäbe es ohne den Aufbruch überhaupt Bücher?

Birgt nicht das Gegenteil des Aufbrechens und Öffnens, das Verharren bei geschlossenen Türen und Fenstern, das viel größere Risiko? Jenes der ungenügenden Sauerstoffzufuhr, des eng bleibenden Horizonts, des Einrostens, des Steckenbleibens und Überholt werdens? Was bedeutet Aufmachen für die von mir gegründete Organisation »Teach For Austria«? Seit 2012 rekrutieren wir persönlich und fachlich herausragende Hochschulabsolventinnen und -absolventen und Young Professionals aller Studienrichtungen, außer Lehramt. Diese bilden wir aus und setzen sie für mindestens zwei Jahre als vollwertige Lehrkräfte in städtischen Neuen Mittelschulen und Polytechnischen Schulen ein, derzeit in Wien und Salzburg. Der Erfolg dieses Modells bedurfte des Aufmachens in vielerlei Hinsicht:

1. Junge Menschen, die sich aufmachen zu einem der härtesten aber auch wichtigsten Jobs des Landes; in Schulen, die sie meist nicht selbst besucht haben. Um mit Kindern zu arbeiten, die oft in schwierigen Verhältnissen aufwachsen. Diese Öffnung bedarf einer persönlichen Größe, sie ist materiell weniger belohnt, aber sie birgt die Chance des persönlichen Wachstums für die Kinder und für unsere »Fellows« (so nennen wir die Lehrer/innen). Als Lehrer/innen helfen sie diesen Kindern, aus dem engen Determinismus-Käfig von Vorurteilen und niedrigen Erwartungen auszubrechen und sich einer Welt zu öffnen, in der sie ihre Potenziale erleben können, als Regisseure ihrer eigenen Zukunft.

2. »Teach For Austria« ist in öffentlichen Schulen tätig. Das öffentliche Schulsystem musste sich aufmachen für diese Idee. Es hat dies getan, der gemeinsame Erfolg ist offensichtlich, und die Vertreter/innen des Systems sind begeistert. Sie sehen den Vorteil für alle Beteiligten, das Modell ist ein Gewinn für alle. Die größten Anstrengungen in der Grundausbildung von Kindern müssen dort gemacht werden, wo die Kinder mit den schlechtesten Startbedingungen sind. Das zahlt sich persönlich für jedes einzelne Kind aus, und es profitieren Gesellschaft und Volkswirtschaft, denn gut auf das Leben vorbereitete junge Menschen können später einmal Steuern und Sozialversicherungsbeiträge bezahlen, auch dann noch, wenn die Leserinnen/Leser - und der Schreiber - dieses Beitrags in Pension sind.

Es ist im 21. Jahrhundert höchste Zeit, die traditionellen Grenzen zwischen »öffentlich« und »Privat« aufzumachen, sich gegenseitig zu öffnen. Unser Beispiel zeigt den Erfolg dieses Aufmachens. Dazu müssen wir Menschen unsere inneren Überzeugungen abwerfen, dass - je nach ideologischer Prägung - »öffentlich« schlecht bzw. gut und »privat« gut bzw. schlecht sei. Gemeinsam kann hier viel mehr Wert - also Mehrwert - geschaffen werden, unser Modell zeigt es. Welche Schlüsse ziehe ich aus unserem Beispiel aus dem Bildungssektor für öffentlich-rechtliche Medienqualität?

1. Wer einen öffentlichen Bildungs- und Informationsauftrag hat, dem muss man auch die entsprechenden Ressourcen zur Verfügung stellen, um diesem seriös entsprechen zu können.

2. Oder man muss vergleichbare Bedingungen zwischen öffentlichen und privaten Anbietern herstellen. Ordnungspolitische Maßnahmen können diese schaffen, indem private Medien auch einen Bildungs- und Informationsauftrag bekommen. Ein Staat, der dies schafft, wird mehr mündige und reflektierte Bürgerinnen und Bürger hervorbringen und dies mittel- und langfristig - nicht auf die Schnelle - im globalen Wettbewerb wohltuend spüren.

3. Die Leistungen einer Lehrkraft, eines Schülers, einer Schülerin bzw. eines Mediums sind mit einer einzelnen Kennzahl unzureichend erfasst, heiße sie nun »Note« oder »Quote«, hier braucht man komplexere Kennzahlen, wir nennen sie »Impact«.

4. »Aufmachen« heißt, vom Anderen das Gute zu lernen und damit das Niveau zu heben. Es heißt nicht, dass man seine Werte über Bord wirft.

Der Autor
Walter Emberger ist Gründer und CEO der Bundesinitiative Teach For Austria, Buchautor zu Kundenbindung wie auch Gründer des Controllerforums Salzburg.




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